Bernd
Well-Known Member
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- 3. Mai 2004
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Liebes Forum.
Ich wollte mal die unter euch fragen, die gern in Hotels Ferien machen oder die Menschen kennen, die so etwas mögen, was sie dazu bewegt, was für sie der Reiz an Hotels ist.
Für mich ist ein Hotel etwas seltsames. Wenn ich die Gänge entlang lief, mit den vielen Türen, hab ich mich immer unwohl gefühlt. Mein letztes „Hotel“, war die Fähre nach Finnland, ein riesen Ding, ich fühlte mich wie eine Ameise im Ameisenhaufen. Als die Tür zuging, fühlte ich mich weggeschlossen, verwart. Die Stimmen auf dem Gang waren unangenehm nah. Die Menschen, denen man in den Gängen und in den Hallen, an den Automaten und in den Cafes begegnet, sind für mich wie aus einer anderen Welt. Ungewohnter Tonfall, ungewohnte Masken. Grinsegesichter. Nettigkeiten. Professionalität.
Mir ist es etwas peinlich, wenn jemand für mich sauber macht. Ich fühle mich unwohl, wenn Menschen meine Sachen tragen. Wenn ein Hotel die billigste Unterkunftsform wäre, wie etwa für 5-10 Euro die Nacht, dann könnte ich mir vorstellen, ab und an darinnen zu übernachten, man kann sich ja meist außerhalb aufhalten, wie etwa bei Wanderungen... aber so sehe ich eine perfekt funktionierende Scheinwelt, in der sich Höflichkeiten und Absichten so offensichtlich abwechseln, die Atmosphäre auf marmornem Niveau so steril und auf Geld und „einen reibungslosen Ablauf“ fixiert ist...dass ich mir wie eine Kuh vorkomme, die durch eine goldene Koppel geschleust wird.
Ist es nicht pervers, in einer Fabrik oder im Büro oder im Parlament in einem perfekt organisierten effizienten Umfeld sein Geld zu verdienen und es dann in einer ebenso perfekten Hotelmaschinerie wieder auszugeben? Mit etwas Phantasie fragt man sich doch dann, was mit der Zeit dazwischen ist...man fragt sich, ob die Menschen die Zeit dazwischen nicht auch in solchen Automaten verbringen wollen...wie im Zoo, im Fitnesstudio, im Restaurant, im Theater, in der Oper, im Konzert, im Familienstell-Seminar.
Verrückte Welt für mich. Aber ich bin kein Maßstab.
Vielleicht könnt ihr von euch und euren Freunden erzählen.
Viele Grüße
Bernd