AW: Gottbeweise
Wie sieht es mit der Makroevolution aus? Das was du hier darlegst kann man auch als Anpassungsfähigkeit der Arten interpretieren. Aber wie wurde aus einem Fisch ein Vogel?
Wie sich Fische zu Landbewohnern entwickelten
25.03.2009, von Klaus Wilhelm
Das Tiktaalik-Fossil liefert Beweise, wie sich das Leben vom Wasser aufs Land entwickelte (Quelle: Ted Daeschler)
Es passierte vor 385 bis 365 Millionen Jahren und ist, im Sinne des Wortes, einer der entscheidenden Schritte der Evolution: Die Wirbeltiere gingen vom Wasser ans Land. Was sich wie ein simpler Schritt anhört, war in Wahrheit ein Prozess über viele Zwischenstufen – mit Tieren, die Merkmale von Fischen und von vierbeinigen Landbewohnern trugen. In den vergangenen Jahren haben Forscher durch spektakuläre Fossilfunde diesen schrittweisen Prozess immer besser nachgezeichnet. Charles Darwin, der Bindeglieder zwischen Tiergruppen prophezeite, wäre hoch erfreut.
Fundort des Tiktaalik in der Arktik Kanadas (Quelle: Kalliopi Monoyios)
Manchmal ist Wissenschaft eiskalt. Zum Beispiel im Norden Kanadas, auf der Insel Ellesmere in der Arktis. Der Paläontologe Neil Shubin von der Universität Chicago weiß das nur zu gut.
In der Ferne sehen Sie Gletscher. Und Eisbären. Aber wenn wir im Sommer die Steine ausgraben und analysieren, erkennen wir plötzlich die Reste einer tropischen Welt längst vergangener Zeiten. Mit Fossilien von Pflanzen, die in warmen Klima wuchsen. Und mit Tiktaalik, der seinerzeit in küstennahen Flüssen lebte.
Tiktaalik! Das ist Inuit und bedeutet: „der große Süßwasserfisch“. Tiktaalik! Das ist einer der spektakulärsten Fossilfunde der vergangenen Jahrzehnte: die versteinerten Knochen eines Tiers, das vor 375 Millionen Jahre lebte. Damals vollzogen die bis dahin nur im Wasser lebenden Wirbeltiere einen revolutionären Schritt: Sie gingen an Land.
Der Paleontologe Neil Shubin (Quelle: John Weinstein)
Sie durchbrachen die Grenze der Elemente - mit solch seltsam anmutenden Tieren wie Tiktaalik, die Merkmale von Fischen und den heutigen Landtieren vereinten. Genau jene Übergangsformen von einer Tiergruppe zu einer anderen, die Charles Darwin in seiner Evolutionstheorie proklamiert hatte.
Wenn Sie die Kreatur oberflächlich betrachten, sagen Sie: „Hey, das ist ein Fisch!“ Mit Flossen und mit Schuppen! Aber bei näherem Hinsehen erkennt man den flachen Kopf, wie bei einem Krokodil, und den Hals, den Fische nicht haben. Und wenn man die Knochen der Vorderextremitäten genauer beleuchtet, findet man Elemente, die an Arme erinnern. Mit Schultergürtel, Ellenbogen - und mit Handgelenken.
Derlei ausgestattet, konnte Tiktaalik sich aus seinem Lebensraum, den Ufern eines Fluss-Deltas, aufrichten. Er machte sozusagen Liegestütze im Schlamm und war wohl auch zu kurzen Landausflügen fähig. Innerhalb von 20 Millionen Jahren hatten sich Skelett und innere Organe an das Luftleben anpassen können.
Die Entwicklung des Tiktaalik (Quelle: Kalliopi Monoyios)
So besaß der fast drei Meter lange Tiktaalik sowohl Kiemen als auch Lungen. Er atmete hauptsächlich, indem er Wasser und Luft durch seinen Mund pumpte – ähnlich wie Amphibien. Sein Schädel war viel robuster aufgebaut als Fischköpfe und ließ sich viel flexibler bewegen. Einige Knochenelemente am Schädel für die Verankerung der Kiemen waren bereits umgebaut - was darauf hindeutet, dass die Kiemen für Tiktaalik an Bedeutung verloren.
Somit erscheint das Geschöpf als perfektes Bindeglied zwischen Wasser- und Landleben. Sogar die Ansätze für die Knochen von fünf Fingern haben die Forscher gefunden. Zoologe Matthias Glaubrecht vom Museum für Naturkunde in Berlin ordnet den Fund ein.
Wir wissen, weil das nicht der einzige Fossilfund ist, dass es sich in ein Gesamtbild einer Reihe von Fossilfunden einfügt, dass auch so ein Übergang über verschiedene Zwischenschritte vermittelt wird. Und wir wissen inzwischen auch, dass die Wirbeltiere nicht mit einem Sprung an Land gesprungen sind und zu Land lebenden und auf vier Beinen laufenden Wirbeltieren geworden sind, sondern dass es vermittelt wird durch viele Zwischenschritte.
Der Übergang vom Wasser- zum Landlebewesen (Quelle: Kalliopi Monoyios)
Es begann vor 385 Millionen Jahren mit einem Fisch namens Panderichthys, der seine Flossen so umgestaltet hatte, dass er sich im flachen Wasser über Grund schleppen konnte, ohne wirklich Land zu erreichen. Das schafften vor 365 Millionen Jahren zwei Tierarten, deren Schwänze noch wie Fischflossen aussahen, aber bereits echte Beine inklusive Zehen besaßen.
Es war ein Schlüsselereignis in der Evolution – von überragender Bedeutung. Reptilien samt Dinosaurier, Vögel und Säugetiere samt Mensch waren Folgeentwicklungen des Landganges der im Wasser lebenden Wirbeltiere. Und all das, weil es denen in ihrem Lebensraum wohl zu ungemütlich geworden ist. Das Flachwasser-Delta von Tiktaalik etwa war gespickt mit gefährlichen Räubern. Neil Shubin:
Das waren bis zu sieben Meter lange Raubfische mit einem Gebiss, das an eine große Säge erinnert. Also entweder man bewaffnet sich da ebenfalls bis unter die Zähne. Oder man verschwindet besser aus diesen Flüssen. Tiktaalik zog es vor, zu verschwinden.
http://www.swr.de/blog/evolution/435/wie-sich-fische-zu-landbewohnern-entwickelten/#more-435
Ohne Kommentar
Fritz