AW: Wovon soll der 'freie Wille' frei sein?
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Wovon soll der 'freie Wille' frei sein?
Für den Begriff 'freier Wille' gibt es noch keine einheitliche Definition; die Philosophen verwenden ihn unterschiedlich.
Der zentrale Streitpunkt zwischen den verschiedenen Freiheitskonzepten ist die Frage, WOVON der Wille eines Menschen frei zu sein hat, damit von einem 'freien Willen' gesprochen werden kann.
http://de.wikipedia.org/wiki/Freier_Wille
Auch Naturwissenschaftern fehlt eine Definition des 'freien Willens'; einige bestreiten deshalb mit Schaum vor dem Mund, dass es so etwas gebe.
http://www.sueddeutsche.de/wissen/668/317542/text/
Wer von euch hat eine gute Idee für eine Definition?
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Hallo oberhaenslir,
Deine oben angeführte Frage finde ich sehr berechtigt und ich denke, dass sie zumindest ein gewichtiges (Schein-)Problem aushebelt: die eigentliche Bedeutung der Freiheit entstammt vermutlich einem zwischenmenschlich-sozialen Umstandsgefilde und ist - meiner Ansicht nach - nicht sinnvoll auf die Bedingungen der Möglichkeiten dessen, was uns (individuell-biologisch) konstituiert, übertragbar.
Dass es Freiheit (resp. "freier Wille") als soziales Phänomen gibt, das steht wohl außer Frage, denn ansonsten wäre es nicht recht nachvollziehbar, worauf sich jener Begriff beziehen sollte, weshalb er also überhaupt je geprägt wurde. Die Frage ist vielmehr die, weshalb manche Begriffe sehr gerne idealisiert und damit in transzendentale Bereiche katapultiert werden, wo sie - ihrer eigentlichen Semantik gemäß - garnicht hin gehören.
Neue phänomenale Freilegungen - und eben das leisten bspw. die Neurowissenschaften - benötigen gleichsam eine Bedeutungsmodifikation (resp. Neuprägung) von Begriffen; es macht vermutlich wenig Sinn mit alten Bedeutungen - die aus z.T. völlig divergenten Bedeutungskontexten (bspw. soziale Makrowelt) stammen - in jenen neuen Phänomenbereichen zu arbeiten.
Doch damit zum eigentlichen Problem: eben deshalb ist es - so meine ich - kaum von irgend einem Vorteil, gerade von solchen Instanzen (Naturwissenschaft, Philosophie) eine fixe Definition für ein Phänomen (bspw. Wille, Freiheit oder auch für die Begriffskombination "freier Wille") zu fordern, die gerade davon leben, Bedeutungen fortwährend zu brechen und zu modifizieren.
Definitionen machen sicherlich in vielerlei Hinsicht Sinn, gerade wenn es darum geht, in sozialen Gefügen gewisse Ordnungsstrukturen längerfristig zu gewährleisten. Solche Definitionen gleichen dann aber eher fixen Regeln, die zumeist von irgend einer Autorität veranlasst sind.
Für mich sind daher Definitionen sehr entbehrlich und kein Zeichen für wissenschaftlichen Fortschritt. Wenn wir ehrlich sind, dann müssen wir womöglich sogar einsehen, dass sich jede Definition nur zur Orientierung als hilfreich erweist, nicht aber das Ziel einer Forschung/Erkenntnis darstellt. Zumal das Problem des unendlichen Regress ja bekannt sein dürfte, wonach jede Definition neue Begriffe aufwirft, die - konsequenterweise - wiederum definiert werden müssten.
Herzliche Grüße,
Philipp