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Wonnemonat Mai

  • Ersteller Ersteller Céline
  • Erstellt am Erstellt am
AW: Wonnemonat Mai

Hallo Beziehungswillige !

Der Mai wird wohl auch deswegen ein beliebter Monat zum Heiraten sein, weil im Mai die Natur am stärksten erwacht und wir Menschen ja auch ein Stück Natur sind, so sehr wir uns auch manchmal dagegen wehren.

Warum überhaupt heiraten ? Mit der Auflage, dass für jede zwischenmenschliche Beziehung - also auch für die Ehe - die Liebe das Wichtigste ist (in diesem Zusammenhang auch, dass man Liebe gleich definiert), sollte man schon unterscheiden zwischen
(materiell) gut-betuchten und
durchschnittlich vermögenden Menschen.​
Auch ist es für Paare wichtig, wie die einzelnen Lebensgemeinschaft in dem Staat, in dem sie leben (wollen), gesetzlich gewichtet sind.
Otto (Ottilie) NormalverbraucherIn wird sehr wohl auch daran denken, ob er (sie) nach dem Tod ihres (seiner) Partners (Partnerin)
überhaupt etwas erbt,
Rente nach ihm (ihr) bekommt,
viel oder wenig Erbschaftssteuer zahlen muss,
die Wohnung weiter bewohnen darf etc. etc.​
Auch wenn man sich entscheidet, in einem bestimmten Land zu bleiben (zum Beispiel weil es einem landschaftlich besonders gut gefällt), wird man damit rechnen müssen, dass die Bevölkerung dort vorwiegend konservativ ist und sehr wohl (wertmäßig) zwischen ehelichen und unehelichen Kindern unterscheidet.

Als religiös angehauchter Mensch kann ich mir aber nicht vorstellen, dass Gott irgendeinen Menschen verdammt, der nichts anderes tut, als nach seinem besten Wissen und Gewissen zu leben.

Liebe Grüße

Zeili
 
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AW: Wonnemonat Mai

zwetsche schrieb:
naja, in unserer Familie ist es seit Generationen eigentlich eher üblich, daß sich die Braut auf dem Altar übergibt, als dass es der Vater mit der Braut gegenüber dem Bräutigam tut, falls Du verstehst, wie ich das meine...Ich bin da die erste tugendhafte Ausnahme seit Generationen.

*loooool*

Lieber Zwetsche, nein, leider bin ich mir fast sicher, so wie ich es verstehe, kann es nicht sein. Die Braut übergibt sich bei euch üblicherweise auf dem Altar und du warst die erste Ausnahme unter den Bräuten, die sich nicht übergab?
Ich könnte mir zwar etwas stilvollere Pannen vorstellen *loool*, aber der Gedanke einer so gestalteten Hochzeit gefällt mir ausserordentlich. Darauf würde ich gerne einmal anstossen :sekt: . Tschuldigung, dass ich jetzt das an sich sehr ernsthafte Thema so entweihe, aber etwas Heiterkeit könnte doch der steifen Kirche nicht schaden.

Ich habe mich letztes Jahr etwas über eine Bekannte "gewundert", die partotut nicht verstehen wollte, warum die Pastorin von ihrer Vorstellung, die ganze Hochzeit nach amerikanischem Vorbild mit Glanz und Gloria, rosa Pavillon, Streichensemble usw. in den eigenen Garten zu verlegen, nicht begeistert war. Ich für meinen Teil kann die Einstellung der Pastorin schon verstehen.

Genau! Wenn die Ehe der Kirche so heilig ist, dürften doch streng genommen kirchlich wirklich nur die heiraten dürfen, die darin (im Glauben) einen tiefen Sinn sehen und alles müsste doch viel bescheidener und irgendwie demütiger sein. "Demütig" ist so ein doofes Wort, aber mir fällt im Moment kein anderes ein. Ich weiss auch nicht, heiter, einfacher, sinnvoller, aber auch nicht so überfrachtet mit platten Metaphern.


Nicht gegen ne richtig lockere standesamtliche, jeder nach seiner Facon. Ich habe kirchlich geheiratet, schon weil es meiner Frau (die übrigens damals ganz in grün in ein Laura Ashley Kleid gehüllt war - mein Hochzeitsgeschenk) wichtig war. Als Jurist war mir der Moment des "Vertragsschlusses" im Standesamt einen Tag zuvor allerdings nicht weniger heilig...

Verstehe. Und hättest du diesen "Vertrag" mit deiner Frau ohne den Beamten "abgeschlossen", wäre er weniger heilig?
Ist die amtliche (wildfremde) Person am Ende eigentlich das Wichtigste am Vertrag? Weil sie auf einen Stück Papier einen Stempel und ihre Unterschrift setzt?
Ist es nicht traurig, dass heute ein Handschlag (bei anderen Gelegenheiten) und hier z.B. ein Kuss nicht so viel Gewicht zu haben scheint?


obgleich mir der Beamte im Gewühl - was müssen die Frauen in solch hektischen Momenten auch immer erst noch ins WC verschwinden - zwischenzeitlich statt meiner rothaarigen Braut eine mir nicht bekannte Blondine andrehen wollte (ich habe die Dame dann kurz gemustert und höflich abgelehnt, was auch der Blondine ganz recht war, glaube ich...).

Es ist wirklich schrecklich, wie wir Frauen, nur weil wir eine viel kleinere Blase haben, u.U. nochmals bestraft werden. Da entschuldigt frau sich kurz und schon heiratet der Bräutigam eine andere. (Fast.) Schon wieder ein Grund, das Standesamt grossräumig zu meiden *looool*.

Warum z.B. Schauspieler, Fußballstars, Rockstars usw. überhaupt heiraten, kann ich eh nicht nachvollziehen.

Das ist aber schon ein wenig hart. Es hat bestimmt sehr viele Ehen darunter, die gut sind und halten. Es fällt mir gerade keine ein... aber die hat es.

So ganz am Rande, ich bin natürlich schon ein Fan des Heiratens. Das jetzt aber näher zu begründen wäre taktlos...

Uiiiiiiiii, das ist jetzt aber eine Bemerkung, die mich spekulieren lässt, augenblicklich öffnen sich Abgründe *loool*. Könntest du nicht wenigstens eine Andeutung machen? Es geht hier schliesslich um das "Warum".

Warum denken praktisch alle irgendwann: den/die will ich heiraten, wenn es doch reicht zu denken und zu sagen: in diese Augen möchte ich noch in 40 Jahren schauen und diese Hände spüren...

Es war mir wirklich ein Vergnügen, dir zu antworten.

:sekt:
 
AW: Wonnemonat Mai

Hallo Schätzelein:reden: !
Rhona schrieb:
Ob ich später einmal heiraten werde, kann ich heute nicht sagen, tendiere aber eher zur Partnerschaft ohne Trauschein.
Rhona schrieb:
Selbst wenn Kinder da wären, halte ich eine Ehe nicht für zwingend notwendig, weil heutzutage "uneheliche Kinder" "ehelichen" genüber nicht mehr benachteiligt sind.
Wir wollten es seinerzeit auch nicht. Aber unsere Große z.B. wurde noch vor dem neuen Kindschaftsrecht (ich glaube so heißt es) geboren und es gab eine Situation, die zeigt, wie schwierig es ohne Trauschein war:

Unsere Tochter musste als Säugling ins Krankenhaus. Mein Mann wollte bei ihr bleiben und in der Klinik mit übernachten. Da gabs schon die ersten Probleme "weil im Normallfall bleiben hier immer die Mütter!" wurde uns da gesagt. Ich wäre auch geblieben, aber er wollte wie gesagt und zu zweit darf man nunmal nicht. Dann blieben also Vater und Tochter 3 Tage auf Station, Papa fütterte, wickelte und beschmuste und bespaßte das Kind, Mutti ging abends heim. Und jetzt kommt der Oberklöpper, der einem verheirateten Paar nie passiert wäre: Man weigerte sich bei der Entlassung dem eigenen Vater das Kind mit nach hause zu geben. Bleiben und den Schwestern Unterstützung bieten, dass durfte er, aber weil er einen anderen Nachnamen trug, hielt man das Kind dort und nahm es ihm sogar weg, damit er es nur ja nicht mitnimmt. Man kann sich vorstellen wie schnell ich dort angeflogen bin. Und das alles obwohl es sein Kind ist, man uns tagsüber gemeinsam sah und er offiziell beim Standesamt sofort nach Geburt die Vaterschaft anerkannte (was aber nichts brachte!).


Das ist die Sache wenn man Kinder hat. Und was auch noch eine Rolle spielte für die Entscheidung Trauung ja oder nein, war ganz einfach, dass ich meine Schwiegereltern zum deibel nicht leiden kann. Wäre meinem Mann ohne Heirat damals etwas passiert (er hatte bisher immer einen Beruf mit gewissem Risiko), dann hätten seine Eltern Entscheidungen getroffen, die weder in seinem noch in meinem Sinne gewesen wären. Wir beide vertrauten ihnen nicht und wollten uns absichern.

Von diesen Punkten gibt es noch zahllose mehr.
Bau mal ein Haus und nimm dir eine Finanzierung auf, wenn du nicht verheiratet bist, das ist auch heute noch ein schwieriges Unterfangen.
Zahllose Förderungen (z.B. Eigenheim) bekommst du nur, wenn du verheiratet bist. (Gut ok, ist ja mittlerweilen auch vom Staat gestrichen)
Wenn die Eltern des Partners oder die eigenen dann mal ins Altenheim kommen und die Frage der Kostendeckung aufkommt, und die Kinder sind nicht verheiratet und haben einen Partner und Kinder zu versorgen, dann steht man auch übel da.
Steuerlich steht man auch besser da.
Also bei der standesamtlichen Trauung hängt wirklich viel finanzielles Absichern mit dran bzw. Vorteile schaffen.
Viel mehr spricht eigentlich nicht für diese meist platte "Zeremonie" aus die Absicherung der Versorgung und die Sicherstellung, dass man anderen Angehörigen in Notsituationen vorgezogen wird.

Rhona schrieb:
Kaum noch einer rümpft die Nase über unverheiratete Paare mit Kindern.
Darum sollte es sowieso nie gehen. In einer Partnerschaft bzw. Familie ist nichts unwichtiger, als das was andere Unbeteiligte vielleicht meinen oder glauben anders/besser machen zu können.
Rhona schrieb:
Mich durch eine Heirat finanziell absichern zu wollen, oder meine Altersvorsorge zu garantieren (ist sie oft auch bei Verwitweten nicht), käme für mich nicht in Frage.
Finanzielles Absichern ist noch mal was anderes. Aus einer Ehe sollte man kein Kapitalgeschäft machen (arm heiratet reich weil arm auch reich sein will). Deswegen ist es aber nicht minderwertig, sich z.B. steuerliche Vorteile zu verschaffen. Unter Umständen sind das ein paar hundert Euronen pro Monat, je nach Einkommen und mit diesen kann man mit Partner (mit oder ohne Kinder) viel schönes machen. Aber es sollte nicht der ausschlaggebende Punkt sein, finde ich.

Rhona schrieb:
Eine Ehe ist kein Garant für ewige Liebe und Treue, genauso wenig, wie eine Beziehung ohne Trauschein ein Auseinanderleben oder Untreue begünstigt.
Das sehe ich auch so. Die standesamtliche Ehe ist ein Bonus der ein paar Vorteile bringt. Bei einer religiösen Ehe gehts wohl nur um den Glauben oder um die Kulisse.
Garantieren tun dir beide nix, was ewige Liebe und Treue betrifft!
Rhona schrieb:
Ich möchte nicht wissen, wieviele Brauteltern oder Paare sich hoch verschuldet haben, um dieses Event zu finanzieren.
Ich auch nicht. Und weißte was Schätzelein, für viele scheint es wirklich ein Event zu sein. Ich würde das für mich gar nicht so haben wollen. Es muss für mich und meinen Partner schön sein und nicht für die Verwandten und Freunde. Schön ja, aber weit weg von allem anderen bitte!
Rhona schrieb:
Trifft man irgendwann einmal auf die/den Richtige/n, dann spielt es sicher keine Rolle ob man mit oder ohne Trauschein zusammen ist.
Stimmt, es spielt was die Beziehung angeht keine Rolle.
Ich sehe das auch so, weil ich sagen kann, dass sich in unserer Beziehung nichts geändert hat, wir haben die gleichen Höhen und Tiefen wie vorher auch. Ich weiß bei vielen ist es nicht so, aber ich denke es liegt dann nicht an der Ehe (bzw. nicht Ehe) sondern daran, dass es dann nicht die richtigen zwei Menschen sind.
Liebe Grüße
Sal
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
AW: Wonnemonat Mai

Salem schrieb:
Wir haben nur standesamtlich geheiratet, weil ich es scheinheilig gefunden hätte, nur des schönen Kleides und der Kulisse wegen den Pastor zu bemühen.
Wie hätte ich ihm auch glauben machen können, wir wären tiefreligiös, wenn unser erstes gemeinsames Kind bereits vor der Eheschliessung munter vor dem Altar rumgekrabbelt wäre?

Danke schön auch dir, Salem, für die sehr persönliche Schilderung. Vermutlich ist die Rechtslage in D doch etwas anders, denn auch du sprichst von Absichern. Ich bin nach wie vor der Meinung, dass mich keine Ehe davor schützt, wovor ich Angst habe.
Und gefreut habe ich mich über deine Ehrlichkeit, der Kirche und auch dem Akt selbst gegenüber.

Du wirst also nochmals heiraten? Finde ich einerseits sehr schön, wenn man z.B. nach 10 Jahren den "Vertrag" erneuert, andererseits aber relativiert es nur wieder die Einmaligkeit des Augenblicks. Das ist aber vielleicht der wesentliche Unterschied zu einer kirchlichen Trauung, die zwar allein vor dem Gesetz nicht zählt, aber emotionell doch bedeutender ist als wir zwei uns vielleicht eingestehen wollen.

Man ist abgesichert --> der Vorteil der standesamtlichen Hochzeit und man hat sich seine Liebe bestätigt und seine Gefühle offenbart, ja irgendwie besiegelt --> Vorteile der anderen Möglichkeiten.
Es geht auch ohne, muss es ja aber nicht.
Ich kann auch jeden verstehen, der sagt er will nicht heiraten, hat auch was für sich...(glaube ich)

Abgesehen davon, dass ich das "Absichern" nicht verstehe, sehe ich in einer Ehe keine Nachteile, ich sehe aber auch keine Vorteile. Dass die Exit-Barriere, wie ich es nannte, höher ist, sehe ich nicht als Vorteil. Wenn ich gehen wollte, würde ich es tun, mein Partner ebenfalls. Eine Beziehung, die nicht alle befriedigt, aufrecht zu erhalten, weil Kinder da sind, weil die Scheidung zu kompliziert, zu teuer usw. usf., käme für mich einfach nicht in Frage. Auf der anderen Seite ist mir aber "unser Vertrag" ebenfalls "heilig", ich sehe einfach nur nicht ein, warum er besiegelt werden sollte. Ich fürchte *loool*, es geht mir darum, zu beweisen, dass die Liebe einfach keinen Vertrag braucht, um zu halten.

Einmal war ich unfreiwillig Zeugin eines Streits. Da sagte die Frau am Schluss: "Du hast mir nichts zu sagen, wir sind noch nicht verheiratet."
Zum Kuckuck, muss man heiraten, um etwas sagen zu dürfen?
Das sind die Sachen, die einfach nicht in meinen Kopf hinein wollen und die mich wahrscheinlich nur noch sturer gegen die Ehe machen *loool*.

Danke schön, Sal
:blume1:
 
Mascha

Ich und Du wir waren ein Paar
Glaubt man es wohl an die vierzig Jahr
Liebten einander in Wohl und in Wehe
Führten die einzig mögliche Ehe
Waren so selig wie Wolken und Wind
Weil zwei Singulare kein Plural sind.

(Mascha Kaléko)
 
AW: Wonnemonat Mai

Hi Céline!
Ein nettes Thema! :sekt: Erst wollte ich es großräumig umfahren, aber in fast allen anderen Themen kommt einem eine Kutsche (oder abgegangene Räder *lool*) auf der falschen Spur entgegen. Also ging ich in mich und fand einige Aspekte zum Thema Wonnemonat Mai.

Zeili hat wie schon so oft, den erdigen Aspekt eingebracht: Mai, die Bäume schlagen aus, :blume1: die Hormone beginnen zu hüpfen, :jump1: man verliert die Kontrolle, alles geht kreuz und quer und drunter und drüber, und ja, wo kämen wir denn da hin, Ordnung muss sein, und wenn schon dann richtig, die Kinder wollen schließlich wissen, wer ihr Vater ist und ob sie dermaleinst selbst arbeiten müssen oder nur zu erben brauchen.

Die Bank tut sich auch leichter mit Bürgschaften für ein Immobiliendarlehen, wenn sie auf zwei Personen zugreifen kann, im Fall des Falles. Ja sogar schon Vermieter von hübschen Wohnungen meinen, sich in die Familienplanung einmischen zu müssen. Keine Ehe? Wehe, wehe!!

Aber Ernst beiseite, es geht doch inzwischen um einen lukrativen Wirtschaftszweig. Heiraten ohne einen Hochzeitsarrangeur oder wie das heißt, geht ja schon fast nicht mehr. Da gibts stapelweise Hochglanzmagazine für Heiratswillige, wo genau drin steht, was unbedingt zu einer richtigen Hochzeit gehört. Und da kommt meiner Meinung nach auch die Notwendigkeit der Hochzeiten von Promis ins Spiel. Denn so wie die Dings und der Bums, so möchte dann jeder mindestens, wenn nicht gar so wie die Mausi und der Schnucki. Für die Promis ist die eigene Hochzeit ja eher ein PR-Event, wenigstens wird sie so aufgezogen.

Aaaaaber, es gibt ja auch noch andere Aspekte. Das rein formelle, der Ehevertrag, den man auch unterschreibt, die beiden, die sich etwas versprechen und dazu die Zeugen. Ein Vertrag bedarf nun mal eine amtliche Beglaubigung, damit man hinterher auch die Einhaltung einfordern kann. Gell Zwetsche! :reden:

Ich hab damals, als ich zum Standesamt ging, mit meinem Eheliebsten nur das Minimalprogramm gebucht. Feierliche Musik aus der Konserve des Standesbeamten, der sofort abgedreht hat, als er sah, dass wir nur zu viert waren: Brautpaar und Trauzeugen. Noch dazu in ziemlich unhochzeitlicher Kleidung, mein Liebster hatte sich nicht einmal extra einen neuen Anzug geleistet. Wir verzichteten auch auf Ringe, dafür luden wir unsere zwei Kinder auch zum Hochzeitsessen ein, das wir im Gastgarten eines Wirtshauses in der Nähe unseres Domizils einnahmen.
Ich gestehe, meine Mutter war eine Zeit lang etwas wortkarg, als sie nach 2 Wochen zufällig von meiner Hochzeit erfuhr. Aber das war sie aus anderen Gründen auch öfter, also kein Drama.

Der Anlass war eine Wohnung, die wir nur bekamen, weil wir heirateten, und als Verstärker die Absicherung der Kinder. Denn bis dahin stand damals regelmäßig die Fürsorgerin vom Jugendamt auf der Matte um sich zu vergewissern, dass die armen Kinder nicht vernachlässigt werden, bei so schlampigen Verhältnissen. :zunge4:

Inzwischen sind allerdings 35 Jahre vergangen, es hat sich vieles geändert, vor allem die Stellung der Kinder im Vergleich ehelich zu unehelich.

Zuletzt möchte ich aber noch erwähnen, dass sich auch meine Haltung zum Thema Ehe verändert hat. Jeder Mensch wurde durch Erfahrungen in der Kindheit geprägt, damit muss er sich dann für den Rest seines Lebens auseinandersetzen. Manche brauchen eben das Gefühl, dass sich beide Partner bewusst und ernsthaft füreinander entscheiden. Vor Zeugen und nachweisbar. Nicht um später auf Einhaltung zu pochen, als vielmehr sich selbst an eine Zeremonie zu erinnern, die einen tief berührt hat. Da ist etwas im Herzen bewegt worden, das vergisst man nicht so schnell.

Ich glaube, Céline, du meinst, dass man dazu weder einen Priester noch einen Standesbeamten braucht. Ich brauche das auch nicht, aber es sieht so aus, als ob sich viele selbst mit der offiziellen Zeremonie absichern wollen, weil sie fürchten, so ein Versprechen sonst nicht durchzuhalten.

Ein bisschen Romantik und Brimborium finde ich ganz nett, aber die ganze Geschichte ist ein Vertrag, das sollte man halt nicht vergessen, vor lauter klebrigem Zuckerguss. Aber - jedem das Seine! :sekt: :kuss1:
 
AW: Wonnemonat Mai

Hi Céline,

Finanzen! Was meine Frau seit unserer Heirat verdient gehört zur Hälfte mir. Rententechnisch wird der Anteil ebenfalls aufgeteilt.
Wir sind rechtlich gesehen halt ein Finanz-Haushalt.:)

Datenschutz! Mir dürfen z.B. im Krankheitsfall meiner Frau Auskünfte gegeben werden. Die Ärzte dürfen dir als nichtehelichen Partner keine Auskunft geben.

Ich darf Pakete meiner Frau entgegen nehmen.
Kinder. Falls meiner Frau sterben sollte, müsste ich mein Kind nicht adoptieren.

Es sind viele Kleinigkeiten. Eine Ehe sagt der Öffentlichkeit bzw. dem Staat. Hallo! wir sind ein Team, wir gehören zusammen.
Heutzutage wollen die nichtehelichen Beziehungen die gleichen Rechte erlangen ohne verheiratet zu sein, dass erhöht aber eher die Bürokratie, denn du musst immer irgendwie beweisen, dass du mit diesem Menschen eine "eheähnliche" Beziehung führst. Verstehst du mich jetzt besser?

Glaubenstechnisch => Gottesglauben
Eher sekundär. Ich glaube die Monogamie ist eine positive Sache und das haben die Menschen halt schon sehr früh erkannt und in ihre Religion mitaufgenommen. Die Ehe schützt nicht vor Untreue, aber nur mit der Ehe kann man Ehebruch betreiben.;)
Nun ich denke, die Ehe hat auch etwas mit Verantwortung für meinen Partner zu tun und davor haben vielleicht einige Angst.

Wenn du aus Ueberzeugung treu bist, was bedeutet dann "moraltechnisch"?
Genau das. Treue ist für mich ein sittlicher Grundsatz. Eine Norm. Mit Treue hängen natürlich andere schwere Wörter zusammen wie Vertrauen, Ehrlichkeit, Wichtigkeit der Sache. Die meisten machen Treue nur an sexuellen Dingen fest, aber das ist nur die Spitze des Eisberges. Ich vergleiche meine Ehe oft mit einem Team beim Sport. Es gelten die gleichen Regeln für den Erfolg.

Das mit der Liebe ist schwer in ein paar Worte zu fassen. Vielleicht später zuhause.;)

aber würde ich die Liebe verlieren... ich weiss nicht, ich bin ein Chaot, ich würde sie sicher nicht mehr finden, darum passe ich vielleicht ganz besonders auf sie auf.
Wann würdest du dich von deinem Partner trennen? (Es geht rein um den Verlust der Liebe, also keine extreme Umstände)

ganz liebe grüße
fussel
 
AW: Wonnemonat Mai

Hartmut schrieb:
Ich bin für's Heiraten, aber:

"Zur Gattin soll man nur die Frau wählen, die man, wäre sie ein Mann, zum Freund wählen würde."

*loool* Das beantwortet aber keine meiner Fragen, Hartmut, das hier war doch keine Umfrage.

Warum bist du für's Heiraten?

Das Zitat ist schon nicht schlecht, aaaaaber Männerfreundschaften sind nun mal anders und sich die Frau, die man(n) wählt als Mann vorzustellen? Ich weiss nicht, ob das funktioniert.

Die Eigenschaften der Freundschaft sind in der Partnerschaft wichtig, weil Freundschaft nicht einengt und nicht zwingt, die eigene Persönlichkeit aufzugeben, man ergänzt sich, man ist ein Team, wenn du dich so damit "abfinden" kannst.
Aber wenn mein Partner so wäre wie meine beste Freundin, dann möchte ich ihn eigentlich nicht *looool*. Vielleicht gilt der Spruch nur für Männer ;).

Aber einen gescheiten Spruch kann ich auch noch beisteuern *loool*

"Die Ehe ist gegenseitige Freiheitsberaubung im beidseitigem Einverständnis."

Sagte glaub ich Oscar Wilde, hänge mich aber nicht, wenn das nicht stimmt, habe leider keine Zeit, das zu prüfen.

Einen schönen Tag noch
C.
 
AW: Wonnemonat Mai

Oh Mann, da wimmelt es von neuen Antworten. Ich komme aber erst morgen wieder dazu, es nachzulesen, bedanke mich aber jetzt schon bei euch: Rhona, Zeili, Lilith...

Jetzt nur noch eine Antwort.

Hallo Robin und Danke schön für deine Antwort.

Robin schrieb:
... Ganz unsoziologisch ausnahmsweise kann ich von dem "Problem" erzählen, dass manche Paare, die sich lange und fest verbunden fühlen: WIe sollen sie den Anderen nennen? "Freund"? "Partner"? "Lebensgefährte"?
Ich weiß dann von Fällen, wo der Partner "mein Mann" genannt wird, weil das andere entweder zu provisorisch oder zu pubertät klingt. Weiß ja nicht, wie das im Französichen ist...

Ich verstehe schon das Problem nicht. Ob in der Ehe oder einer eheähnlichen Beziehung *loool*, will ich einen Partner haben und will seine Partnerin sein. Warum sollte es pubertär oder provisorisch klingen, wenn ich von ihm auch als vom Partner rede? Ich habe mehr Mühe zu sagen "mein Mann", denn er gehört mir ja nicht. Aber das ist wieder dieses "wie man Wörter empfindet", was sehr individuell sein mag. Dann lieber mon cher mari, was ungefähr der besseren Hälfte entspricht und auch der Wahrheit *loool*.
Lustiger wäre natürlich, ihn hier "mon concubin" zu nennen, was zwar exakt dem Gefährten oder Partner entspricht, hier aber vielleicht einiges an Kopfschütteln auslösen könnte. Ich würde mich auch nicht dagegen wehren, concubine genannt zu werden, denn das entspricht dem Verhältnis und selbst Geliebte auch concubine... warum nicht, ich will ja geliebt werden...


Aus einer Radiodiskussion erfuhr ich folgende Statistik: Über 60% der Kinder verheirateter Paare erleben den 18ten Geburtstag, wenn die Eltern noch zusammen sind. Bei Kindern unverheirateter Paare sind es unter 40%, glaube ich.

Dann halt. Wir werden sehen. Wie schon oft gesagt, ich finde mich nur selten an der Spitze einer Statistik wieder... nur beim Zahnbürstenverbrauch, dort bin ich einsame Spitze *looool*.

Es scheint also irgendwie immer um Schutz zu gehen: Schutz der Ehe, Schutz der Treue, Schutz der Kinder, Schutz des Partners vor Verarmung etc.
Das mag man jetzt sehen, wie man will. Treue Schutz/versus Freiheit sind aber interessante Themen. Letztendlich geht es sicher immer um den Schutz vorm IN-das-Leben-geworfen-Sein.

Das Beziehungen fragil sein können, ist klar, aber das bedeutet doch nur, dass man auch der eigenen nicht so viel zutraut, wenn man sie mit dem "Mittel" Ehe von aussen zu schützen versucht, nicht?
Für die Treue z.B. sind nur wir zuständig, da kann doch die "Ehe" keine wirkliche Hilfe leisten.
Wird man nicht mit jeder Beziehung in das Leben geworfen? Oder auch ohne? Robin, den letzten Satz verstehe ich überhaupt nicht. Könntest du mir ihn erklären? Danke schön.

Allen einen schönen Abend
C.
 
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AW: Wonnemonat Mai

Robin, den letzten Satz verstehe ich überhaupt nicht. Könntest du mir ihn erklären? Danke schön.

Allen einen schönen Abend
C.
Na ja, Céline, ich suche halt jenseits von Staat und Bürokratie nach der symbolischen Bedeutung der Ehe, die die Menschen, wie man auch an den Beiträgen hier sieht, nach wie vor fasziniert. Sie scheint eine eigene transzendente Anziehung zu haben.
Und es heißt ja: Bis dass der Tod euch scheidet.
Die Ehe ist vielleicht nicht ein Symbol ewiger Liebe, aber des möglichst langen Schutzes vor dem Tod. Sagen wir es krass: Ab ca. 40 wird der Mensch langsam biologisch nutzlos. Sexuelle Attraktion nimmt in der Regel ab. Einsamkeit droht. Die Kinder verlassen einen usw.
Es ist ein erster kleiner Tod.
Die Ehe ist die Rückversicherung für diese Zeit. Aber eben nicht nur eine "Versicherung". Gleichzeitig eine Überhöhung der profanen Realität. Da spielen doch Dinge rein wie "Prüfung", "Opfer", "Verzicht" usw. SIe ist eine Art Mini-Zweier-Religion. Und die Form der Ehe, mit ihrem Anhang jahrtausenderalter historischer, mythischer Bedeutung, macht es halt leichter, diese Überhöhung zu fassen und zusammenzufassen. Leichter als ein Begriff wie "gleichberechtigte Partnerschaft" o.ä.
Die Ehe als mythisch aufgeladene Zweierreligion ist sicher nicht die einzige Möglichkeit, mit der Ins- Leben-Geworfenheit und der Angst vor Tod und Vergehen symbolisch umzugehen. Aber eben eine, die ihre Attraktivität bis heute erhalten hat.
Und wie jede Religion, beruht sie letztendlich auf einer persönlichen Entscheidung, sich zu ihr zu bekennen. In moderner Zeit wenigstens...
 
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