Wenn wir Ideen
[nur] perzipieren, dann müssen sie ja
vor diesem Vorgang bereits irgendwo vorhanden sein -
wo ist das, und
wie sind sie
dorthin gekommen
Hallo, shouqici!
Eine sehr interessante und wichtige Frage, die ich hiermit so gut und kompakt wie möglich zu beantworten versuche:
Erstmal ganz lapidar: Die Ideen kommen aus der
geistigen Welt.
Die geistige Welt ist die nicht-physische Sphäre des
Ideellen und der
Bilder. Sie ist das "Ur-Meer" jeglicher geistigen Substantialität, daraus die Ideen und gedanklichen Vor-stellungen gebildet, geform und gestaltet werden. Der
lebendige Geist ist der (künstlerische) Bildner und Gestalter, der die geistige Substanz beherrscht und mit ihr umgeht. Rein geistige Wesen schaffen und verwerfen unaufhörlich über-sinnliche Formen, Gestalten, Bilder. Viele bestehen ewig, viele nur einen Augenblick. Aber alles einmal Gewordene hinterlässt nach seinem Vergehen bleibende Spuren und ist als
Erinnerung im Gedächtnis des geistigen Universums jederzeit abrufbar.
Das physische Gehirn ist das materielle Medium für den
Intellekt. Der sich betätigende Intellekt ist an das Gehirn gebunden wie das unsichtbare Licht an die Materie, wenn es, genügend adaptiert und gebremst, sinnlich sichtbar werden soll. Man kann daher den Intellekt als einen wirklichen geistigen
Hohlspiegel betrachten, der die rein geistigen Ideen und Bilder empfängt, bündelt und für sich wahrnehmbar und greifbar macht.
Ohne dem Gehirn hätte der Intellekt keine andere Möglichkeit, die geistige Welt zu reflektieren.
Nun muss man sich klar machen, dass der Intellekt in der Tat
kein autonomer eigenschöpferischer Geist ist. Er vermag
nicht die geistigen Formen, Konturen und Bilder zu erzeugen, die in ihm als Vor-Stellung, als
Idee erscheinen. Was der Intellekt als konkrete Gedanken wahrnimmt, er-greift, be-greift und er-fasst, das sucht und er-findet er im übersinnlich geistigen Universum als gewordene Form. Nun aber besitzt dasjenige, was im Intellekt aufglänzt,
nicht die innere Lebens- und Fruchtbarkeitsfülle, wie es diese in der geistigen Ur-Heimat besitzt, denn es ist ja nur die
Reflexion, das
Spiegelbild des lebendig Geschaffenen, gleichwie das Spiegelbild eines Lebewesens oder Gegenstandes ebenfalls tot und ausschließlich eine bloße
Er-scheinung ist. Aber: Wir sind fähig zu erkennen, ob das
reale Geschöpf des toten Spiegelbildes in seiner geistigen Heimat tatsächlich mit
Leben erfüllt oder ausschließlich eine leere Hülle ist. Und dies vermögen wir durch unseren
lebendigen Geist, der in unserem ICH sein Zentrum hat und dort als unser
Selbst-Bewusstsein aufglänzt. Und wo die reale geistige Form, das reale geistige Bild unserem lebendigen Geist
lebendig entgegenleuchtet, da gewahren wir dieses Leben, und dieses Leben ist nichts geringeres als das
Licht der Wahrheit. Was immer wahr und wahrhaftig oder falsch und unrealistisch ist an Gedanken, Gedankenbildern und Vorstellungen, an Ideen und Idealen, das offenbart uns unser ICH-Bewusstsein. - Der
Intellekt vermag dies
nicht, denn dieser erfasst nur die "äußere" Form des Geistigen. Für Wahrheit und Falschheit ist er ebenso unempfänglich wie ein einzelnes Auge für die räumliche Dimension. Hingegen ist der Intellekt ein Meister des Erkennens von reinen
Formen und
Strukturen, und diese Gabe äußert sich im
abstrakten logischen Denken, das allein auf die Wahrnehmung der geistigen "Matrix" fixiert ist.
Wahrheit und
Unwahrheit bedeuten für den Intellekt schlichtweg das Logik-Prinzip, welches ausschließlich nach dem Vor-Bild der Matrix urteilt und handelt.
Herzlichen Gruß!
Janus