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Wittgensteins Fehler

michabub

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25. Januar 2024
Beiträge
6
Ich habe nur ein bisschen im Tractatus gelesen. Schon beim Vorwort beginnt das Buch, meine Wahrnehmung zu beruhigen. Ich bekomme das Gefühl, als folge die Syntax nicht den üblichen Regeln. Als seien diese Sätze keine Literatur, sondern Postulate.

Dann springe ich in den Hauptteil. Hier sehen die Sätze wie Postulate aus, sie sind streng durchnummeriert, ohne einer echten, nachvollziehbaren Logik zu Folgen. Schon der erste Satz irritiert durch seine Einfachheit: "Die Welt ist alles, was der Fall ist." Was heißt das? Dann: "Die Welt ist die Gesamtheit der Tatsachen, nicht der Dinge." Was wie ein kindischer Merksatz klingt, enthält den Schlüssel zum Verständnis des Tractatus.

Dieser Satz führt das Wort "Welt" auf ironische Weise ein. Die "Welt" ist keine fixe, starre Ansammlung von Gegenständen. Sondern ein Ort der Tatsachen. Was aber sind Tatsachen? Satz 2) "Was der Fall ist, die Tatsache, ist das Bestehen von Sachverhalten."

Aha. Und nun? Nun versucht Wittgenstein herauszufinden, was das eigentlich bedeuten soll. Er erkundet den Sachverhalt aus verschiedenen Blickwinkeln. Das Ding kann ein "Bestandteil von Sachverhalten" sein. "Der Gegnstand ist einfach." Dann ein wichtiger Hinweis: Der Sachverhalt ist eine Verbindung von Gegenständen.

Und genau an diesem Punkt betritt Wittgenstein mMn den philosophischen Raum und verlässt das sichere Terrain der Logik: Hier beginnt sich ein Widerspruch, ein Fehler zu offenbaren.

Denn der Satz "Die Welt ist die Gesamtheit der Tatsachen, nicht der Dinge" verliert hier an Bedeutung. Wenn die Tatsache aus Sachverhalten besteht und der Sachverhalt eine Verbindung von Gegenständen ist - so kann der bei 1.1 begonnene Schritt nicht mehr ernsthaft durch die Logik legitimiert werden.

Er ist ein Schritt in eine ganz bestimmte Richtung. Wittgenstein trifft hier die Entscheidung, die Welt nicht länger als Einheit wahrzunehmen, wodurch seine Sprache ins Metaphorische abrutscht, Bedeutungen erschafft. Der Hauptteil ist mMn deutlich lyrischer als das Vorwort. Ist das nicht seltsam?

Jedenfalls ist Wittgenstein ein faszinierender Denker. Und wenn ich von "Wittgensteins Fehler" spreche, dann will ich ihn nicht kritisieren, sondern ich möchte diesen Fehler hervorheben, weil er derart charakteristisch ist für seine Persönlichkeit, weil hier nicht der "Genius" zu Wort kommt, sondern hier beginnt der Tractatus zu menscheln, hier beginnt er mMn verständlich zu werden.

Langer Exkurs... pff! Sorry for that. Habt Ihr eine Meinung dazu? Freue mich über Antworten :)
 
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Denn der Satz "Die Welt ist die Gesamtheit der Tatsachen, nicht der Dinge" verliert hier an Bedeutung. Wenn die Tatsache aus Sachverhalten besteht und der Sachverhalt eine Verbindung von Gegenständen ist - so kann der bei 1.1 begonnene Schritt nicht mehr ernsthaft durch die Logik legitimiert werden.
Warum nicht? In 1 sagt Wittgenstein m.E. nicht, dass es keine Dinge gibt. Sondern es geht eher darum, dass die Welt nicht einfach eine Ansammlung von puren Dingen ist, sondern dass sie aus Beziehungen zwischen Dingen besteht und Dinge immer nur in Form von Sachverhalten verknüpft auftreten. Aber hey, ich bin kein W-Experte. Faszinierend ist aber allein schon die Form seines Tractatus, die sich in einer Baumstruktur darstellen lässt: https://www.wittgensteinproject.org...sche_Abhandlung_(Darstellung_in_Baumstruktur)

Und sicherlich stellt er zurecht fest, dass bis anhin die Philosophie viel zu wenig auf die Sprachlogik geachtet hat und überwiegend nur Sinnlosigkeit hervorgebracht hat.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das sind doch die Gedanken eines Philosophers, ganz kurz bevor er zu träumen anfängt. Als sei der eine Satz gesprochen als schon der letzte Satz vergessen wurde. Dann und wann ist man beeindruckt von einer Idee, will sich für eine Notiz innerlich zusammenfassen, sucht sich den Faden im Gedankenkarussel, aber kommt währenddessen schon auf ganz neue Ideen, die leidergottes weniger Interessant sind. So wundert man sich auch, wie man da einen Zusammenhang aufbauen konnte. Welcher Gedanke führte zu was? Die Kreativität kennt hier keine Grenzen, aber dann wünscht man sie sich ihn zurück, den Fokus, der einem halt bringt, der es ermöglicht die Dinge zu verewigen. So begreift im Leben, man lebe für die Erinnung oder für den vergesslichen Traum. Beides soll genossen werden.
 
Die Welt? Welche Welt?
Alles? Was ist alles?
Der Fall? Welcher?
:homer:
Lüstern auf Wortspül-Gockelei?
:kuss3:
 
Zuletzt bearbeitet:
So wundert man sich auch, wie man da einen Zusammenhang aufbauen konnte. Welcher Gedanke führte zu was?
Ich wundere mich nicht. Einfach kreislauftechnisch sehr verständlich zusammengefasst, werden Gedanken fall-weise im symbolhaft beständigen Phallus bei der Stange bleiben und über kurz oder lang, früher oder später, entspannt zu sich selbst führen:

"Die Welt ist alles was der Fall im Zufall und Abfall inmitten eines funktionssprachlichen Zwischenfall von Gedankenwelten ist" (von Bernhard Layer)

Der Anti-Wittgenstein des Nichtfalles ist eigentlich einfach zu verstehen, weil auch ein Nicht-Fall als Fall zählt und sich daraus aber scheinbar kein aktiver binärer Erkenntnisgewinn erzielen lässt, wodurch bei streng folgerichtig zu argumentieren gewohnten Philosophen verständlicherweise anfangs eher Frust und Ratlosigkeit die 'erste' Folge sind..
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich habe nur ein bisschen im Tractatus gelesen. Schon beim Vorwort beginnt das Buch, meine Wahrnehmung zu beruhigen. Ich bekomme das Gefühl, als folge die Syntax nicht den üblichen Regeln. Als seien diese Sätze keine Literatur, sondern Postulate.

Dann springe ich in den Hauptteil. Hier sehen die Sätze wie Postulate aus, sie sind streng durchnummeriert, ohne einer echten, nachvollziehbaren Logik zu Folgen. Schon der erste Satz irritiert durch seine Einfachheit: "Die Welt ist alles, was der Fall ist." Was heißt das? Dann: "Die Welt ist die Gesamtheit der Tatsachen, nicht der Dinge." Was wie ein kindischer Merksatz klingt, enthält den Schlüssel zum Verständnis des Tractatus.

Dieser Satz führt das Wort "Welt" auf ironische Weise ein. Die "Welt" ist keine fixe, starre Ansammlung von Gegenständen. Sondern ein Ort der Tatsachen. Was aber sind Tatsachen? Satz 2) "Was der Fall ist, die Tatsache, ist das Bestehen von Sachverhalten."

Aha. Und nun? Nun versucht Wittgenstein herauszufinden, was das eigentlich bedeuten soll. Er erkundet den Sachverhalt aus verschiedenen Blickwinkeln. Das Ding kann ein "Bestandteil von Sachverhalten" sein. "Der Gegnstand ist einfach." Dann ein wichtiger Hinweis: Der Sachverhalt ist eine Verbindung von Gegenständen.

Und genau an diesem Punkt betritt Wittgenstein mMn den philosophischen Raum und verlässt das sichere Terrain der Logik: Hier beginnt sich ein Widerspruch, ein Fehler zu offenbaren.

Denn der Satz "Die Welt ist die Gesamtheit der Tatsachen, nicht der Dinge" verliert hier an Bedeutung. Wenn die Tatsache aus Sachverhalten besteht und der Sachverhalt eine Verbindung von Gegenständen ist - so kann der bei 1.1 begonnene Schritt nicht mehr ernsthaft durch die Logik legitimiert werden.

Er ist ein Schritt in eine ganz bestimmte Richtung. Wittgenstein trifft hier die Entscheidung, die Welt nicht länger als Einheit wahrzunehmen, wodurch seine Sprache ins Metaphorische abrutscht, Bedeutungen erschafft. Der Hauptteil ist mMn deutlich lyrischer als das Vorwort. Ist das nicht seltsam?

Jedenfalls ist Wittgenstein ein faszinierender Denker. Und wenn ich von "Wittgensteins Fehler" spreche, dann will ich ihn nicht kritisieren, sondern ich möchte diesen Fehler hervorheben, weil er derart charakteristisch ist für seine Persönlichkeit, weil hier nicht der "Genius" zu Wort kommt, sondern hier beginnt der Tractatus zu menscheln, hier beginnt er mMn verständlich zu werden.

Langer Exkurs... pff! Sorry for that. Habt Ihr eine Meinung dazu? Freue mich über Antworten :)
Langer Exkurs, zugegeben. Drei zentrale Punkte darin, so finde ich, laden besonders zur Reflexion ein: die syntaktische Unkonventionalität, die Unterscheidung zwischen Tatsachen und Dingen, und der Übergang vom Logischen zum Metaphorischen.

  • 1.Wie interpretieren Sie Wittgensteins Unterscheidung zwischen Tatsachen und Dingen im Kontext moderner Ontologie und Erkenntnistheorie?
  • 2.Könnten Sie genauer erklären, wie Sie den Übergang von der Logik zur Metaphorik in Wittgensteins Werk empfinden und warum Sie dies als 'Fehler' bezeichnen?
  • 3. Inwiefern beeinflusst Ihre persönliche Interpretation des Tractatus Ihre Sicht auf Wittgensteins Gesamtwerk und seine späteren philosophischen Schriften?
 
Gegenrede zu #8: Die Vorgabe zentraler Fehler-Punkte lassen die Logik Wittgensteins mit einem 'fehlenden Loch als fall-weiser Anziehungspunkt' eines (noch) zu besetzenden A-Loches (doppelt im AA) im Anfangsraum mit [A]³ erklären...jedenfalls gemäß der logischerweise wie selbstverständlich nicht vollkommen anerkennungswürdigen *LMAA-THEORIE* ( von B.L.)

Kein 'FEHLER-FALL' ist möglich:

AAA: Apperception-Application-Anihiliation: Löcher lassen sich nicht FALL-WEISE entfernen oder wegnehmen, immer nur von FALL zu FALL stopfen...
 
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Gegenrede zu #8: Die Vorgabe zentraler Fehler-Punkte lassen die Logik Wittgensteins mit einem 'fehlenden Loch als fall-weiser Anziehungspunkt' eines (noch) zu besetzenden A-Loches (doppelt im AA) im Anfangsraum mit [A]³ erklären...jedenfalls gemäß der logischerweise wie selbstverständlich nicht vollkommen anerkennungswürdigen *LMAA-THEORIE* ( von B.L.)

Kein 'FEHLER-FALL' ist möglich:

AAA: Apperception-Application-Anihiliation: Löcher lassen sich nicht FALL-WEISE entfernen oder wegnehmen, immer nur von FALL zu FALL stopfen...
Wie machte noch mal laut Werbung der Rahmspinat von Iglu?
 
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