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Wie zeitgemäß ist die Bibel noch?

Konfuzi

New Member
Registriert
14. Dezember 2002
Beiträge
348
Ich lese gerade das „Lexikon der biblischen Irrtümer“ und war von folgender Aussage ziemlich erschüttert:

Rudolf Bultmann, einer der führenden Theologen des 20. Jahrhunderts, stellt fest, „dass nach der historischen Zuverlässigkeit der Überlieferungen der Bibel nicht gefragt werden DARF“.

Schon die ursprünglichen Texte wurden oft durch fehlerhafte Übersetzungen in ihrem Sinn verändert. Andere Stellen waren nicht spektakulär genug und wurden teils dramatisch geschönt. Ganze Geschichten samt ihren Hauptdarstellern wurden schlicht dazu erfunden, weil sie so schön ins Konzept passen.

Ursprünglich gab es wesentlich mehr Schriften. Erst die damals herrschenden Kirchenfürsten wählten mehr oder weniger willkürlich jene Texte aus, die die heutige Bibel bilden. Jahrhunderte lang wurde jede Forschung, die in irgend einem Bezug zu den heiligen Schriften stand, untersagt, doch unter dem Druck wissenschaftlicher Beweise musste sich die Kirche später doch von einer Reihe unhaltbarer Aussagen (die Sonne ist eine Scheibe, Jupiter, Saturn usw. sind Sterne, ...) verabschieden. Ebenso wurden im Laufe der Zeit urbiblische Gesetze (Steinigung ungehorsamer Söhne, Todesstrafe für Ehebrecher, ...) den moderneren Zeiten angepasst.

Was veranlasst nun die Kirche, an dieser Sammlung aufgemotzter Geschichten festzuhalten? Was hindert sie, auch anderen Forderungen der heutigen Zeit maßvoll nachzukommen? Wer an Gott glaubt, lässt sich auch von einer glaubhafteren Schilderung historischer Begebenheiten nicht daran hindern. Wer die göttliche Forderung nach einem „rechten Lebenswandel“ anerkennt, kann dies auch tun, ohne die einzelnen Erzählungen für wahr zu halten. Ist es nicht an der Zeit, die Geschichten aus dem Vordergrund heraus zu nehmen und sich mehr auf die Mysterien im Hintergrund zu konzentrieren?

Ist es Angst vor dem Machtverlust der Kirchen, die diese Schritte verhindern? Oder fürchten sich die Kirchenfürsten vor schwierigerer Manipulierbarkeit der Gläubigen, wenn sie die Wahrheit zulassen? Will man einfach einen „Geheimbund“, der auf einer gleichen Grundgeschichte basiert? Machen sie sich nicht im Gegenteil erst recht unglaubwürdig, wenn sie in der heutigen, aufgeklärten Zeit auf einer „Wahrheit“ beharren, die (in vielen Punkten) eindeutig widerlegt ist?

Die Bibel wurde zu Zeiten geschrieben, als die Menschen kaum Bildung hatten und das meiste Wissen mündlich überliefert und durch Gleichnisse begründet wurde. Heute hat der Mensch zu wesentlich mehr Wissen Zugang und ich glaube nicht, dass durch eine modernisierte Bibel die Grundfesten des Glaubens erschüttert werden.

Was denkt Ihr?

Konfuzi
 
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ich muss mich dir anschließen, denn genau diese fragen verstehe ich nicht.
gerade jetzt, wo viele menschen aus der kirche austreten bzw sonntag die kirchen leer sind, sollte sich dir kirche überlegen, ob sie nicht an etwas fest hält, das nicht mehr die selbe bedeutung hat wie früher!

die menschen glauben heute anders. sie brauchen niemanden der ihnen sagt "das ist die einzige wahrheit". sie brauchen keine "geschichten" aus einem veralteten buch. sie wollen wissen was dahinter steckt.
nicht mehr die kirche bzw die bibel ist das höchste, sondern der glaube an sich!
erst wenn die kirche das versteht, wird sie im stande sein, die menschen wieder zu sich zu führen.

statt vorzugeben, was falsch und richtig ist, sollte sie lieber toleranz predigen. :)

mfg, ling-l
 
Glaube ist Glaube, . . .

ling-l schreibt: „die menschen glauben heute anders. sie brauchen niemanden der ihnen sagt "das ist die einzige wahrheit". sie brauchen keine "geschichten" aus einem veralteten buch. sie wollen wissen was dahinter steckt.“


Glaube ist Glaube, woran der Einzelne auch glauben mag. So glauben Einige, und das sind nicht Wenige, was die Bibel lehrt. Andere und deren gibt es auch eine ganze Menge, glauben was im Koran geschrieben steht und so können wir weiter viele Beispiele aufzählen.
Viele östliche und westliche Gurus sind unterwegs und nutzen die Leichtgläubigkeit des Menschen um ihr Süppchen zu kochen. Die Esoterikszene wimmelt nur von solchen Fischern. So hörte ich vor langer Zeit in einem Gesprächsforum im TV, wie ein Inder sagte: Jahrhunderte wurden wir von den Europäern ausgebeutet, nun haben wir den Weg nach Westen genommen, um unsererseits orientierungslose Menschen auszubeuten.

Dann gibt es Menschen die sagen: ich glaube, dass 1 kg Rindfleisch eine gute Suppe ergibt.
Wieder andere behaupten nur das glauben zu können, was sie selbst mit ihren 5 Sinnen wahrnehmen können und alles andere lassen sie nicht gelten.

Um zum Thema: „Wie zeitgemäß ist die Bibel noch?“ zu kommen, möchte ich sagen, dass die Bibel als Weisheitsbuch immer aktuell sein wird.
Und für mich persönlich gilt das Wort von Paulus: „Prüfet alles und das Gute behaltet!“


Der Fehler der Amtskirchen liegt m.E. darin, dass sie weder gewillt, noch in der Lage sind, die Bibel immer wieder neu zu interpretieren und das deswegen, weil unendlich viele Menschen nicht gewillt und in der Lage sind, sich ständig auf neue Situationen einstellen zu können.
Das ist auch eine der Schwierigkeiten in unserer derzeitigen Gesellschaft, in der die Halbwertszeit des neu erworbenen Wissens rapide sinkt und nur derjenige, welcher bereit und in der Lage ist, ständig weiter zu lernen, kann im modernen Arbeits- und Berufsleben existieren.

Wir wissen, dass in der Evolution nur Bestand hatte oder sich weiterentwickeln konnte, was den Anforderungen des Lebens gerecht wurde. Alle Lebensformen die mit den gegebenen Umständen nicht fertig wurden starben wieder aus, bzw. neue entwickelten sich.
Nun haben wir im Laufe der letzten 200 Jahre einen Humanismus entwickelt, der dazu führte, dass alles Leben geschützt werden muß, und das auf Gedeih und Verderb.
Die Folge davon wird sein, dass sich unsere derzeitige Zivilisationsform von selbst zerstören wird, weil sie nicht überlebensfähig ist.
Der überzogene Sozialstaat ist ein Indiz, von vielen anderen, für diese meine Ansicht.

MfG
Jan Amos


Allen Lesern ein gesundes, friedliches und erfolgreiches
Jahr 2004.
 
die Bibel als Sammlung von Texten ist hochgradig interessant

die Texte selbst sind allerdings etwas wunderlich geschrieben
das mag Kalkül sein
andererseits besteht in einer mit Elektrogeräten ausgestatteten Umwelt die Gefahr,
daß die Bibel eben als komisches Buch abgetan wird,
welches keinen Beitrag zur Gegenwart abliefert

vielleicht fehlt derzeit auch nur ein Philosoph,
dessen Denken die Menschen fesselt
und uns allen die religiöse Wurzel näherbringt
 
@ Scilla

Ich zweifle nicht an der Botschaft der Bibel, ich verstehe nur nicht, warum an den getunten Geschichten nicht gerüttelt werden darf. Ist es für den Glauben an sich wichtig, ob 20.000 oder 2 Millionen Israeliten aus Ägypten geflohen sind? Warum muss an einer rein rechnerisch nicht möglichen Zahl festgehalten werden?


@ Jan

Dein Gedanke, dass die Bibel nicht immer wieder neu interpretiert werden kann, ist interessant. Aber vom geozentrischen Standpunkt ist die Kirche doch auch abgerückt.
Aber eine meiner Fragen war auch: Warum klammert die Amtskirche so an den GESCHICHTEN, und stellt nicht die Mysterien und die darin enthaltene Weisheit in den Vordergrund? Die Weisheiten sind zeitlos.

Liebe Grüße

Konfuzi
 
Original geschrieben von Konfuzi
Warum klammert die Amtskirche so an den GESCHICHTEN, und stellt nicht die Mysterien und die darin enthaltene Weisheit in den Vordergrund?

Weil dann das Alleinstellungsmerkmal (USP) verloren ginge. Bücher mit Weisheiten gibt es viele, aber die Kirche verkauft ja schließlich das Weisheitenbuch.
Sobald man da zulässt, dass an einzelnen ewigen Wahrheiten gerüttelt wird gerät das ganze Weltbild ins Wanken.
 
Original geschrieben von walter
Sobald man da zulässt, dass an einzelnen ewigen Wahrheiten gerüttelt wird gerät das ganze Weltbild ins Wanken.
Gerüttelt wurde und wird schon sein Jahrhunderten... Doch die Kirche ist offensichtlich ein erdbebensicheres Haus, ein SEHR erdbebensicheres Haus! Verdammt noch mal, DAS haben die geschafft! :wut2:

Gysi
 
Erscheinungsbild der Amtskirche

Zitat Konfuzi: „Dein Gedanke, dass die Bibel nicht immer wieder neu interpretiert werden kann, ist interessant. Aber vom geozentrischen Standpunkt ist die Kirche doch auch abgerückt.“


Möglicherweise wird die Amtskirche eines guten Tages doch noch das eine oder andere revidieren, man denke nur an Galilei der nach ca. 400 Jahren, Mitte der 1990er Jahre, rehabilitiert wurde, obwohl sein Weltbild längst allgemeines Wissen war.

Zitat Konfuzi: „Warum klammert die Amtskirche so an den GESCHICHTEN, und stellt nicht die Mysterien und die darin enthaltene Weisheit in den Vordergrund? Die Weisheiten sind zeitlos.“


Das fragt man sich natürlich, aber eine schlüssige Antwort werden wir von der Kirche nicht bekommen. Mir wurde vor ca. 40 Jahren, auf eine Frage an meinen damaligen Seelenhirten gesagt, das könne ich nicht verstehen, da ich keine Theologie studiert habe. Damals war ich über die Antwort enttäuscht und empfand sie sogar arrogant. Heute weiß ich, er hatte Recht, denn die Amtskirche kann man nur verstehen, wenn man Theologie studiert hat.

MfG
 
Erscheinungsbild der Amtskirche

Original geschrieben von Jan Amos
denn die Amtskirche kann man nur verstehen, wenn man Theologie studiert hat.
Wer die Wahrheit nicht hat, sondern die Lüge propagiert, der ist nicht offen, der verschließt sich. Und verschanzt sich. Hinter solchen Sprüchen: Du bist zu doof! Und wenn du das nicht glaubst, was ich dir sage, dann kommst du in die Hölle.
In hundert Jahren werden die Menschen es nicht mehr verstehen, dass im säkularisierten 21. Jahrhundert - nach der Aufklärung und der Wissensexplosion der vorangegangenen Jahrhunderte - ihre Vorfahren noch dieser Hasslehre verfallen konnten.

Gysi
 
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Original geschrieben von Gisbert Zalich
Gerüttelt wurde und wird schon sein Jahrhunderten... Doch die Kirche ist offensichtlich ein erdbebensicheres Haus, ein SEHR erdbebensicheres Haus!

Glaub' ich nicht mal, Gysi!

Sie die an, wie viele Menschen dieser Kirche davon laufen. Sie dir im Gegenzug dazu den Islam an und welchen Zulauf aus den unterschiedlichsten Schichten er zu verzeichnen hat. Und das, obwohl er in vielen Belangen viel radikaler ist als das Christentum.

Offensichtlich hat er etwas zu bieten, was die Bibel nicht zu bieten hat. Kann das das in der Bibel fehlende Mysterium sein?

Konfuzi
 
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