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Wie sieht die deutsche Gegenwartskultur in der Paarfindung aus?

Gut, Scilla, jetzt verstehe ich, was du meinst, aber es bringt uns nicht weiter.
Neidvoll (???) auf die anderen zu blicken, ist zwar verführerisch, aber möchtest du tatsächlich mit einer 14-Jährigen zwangsverheiratet werden oder eine beschnittene Partnerin haben, nur um deinen Namen erhalten zu wissen, deine Gene vererbt usw.?

Die Meisten haben sich in unserem Kulturkreis für den Individualismus und den schwindenden Einfluss der Kirchen in den "weltlichen" Fragen entschieden, also müssen sie auch die Folgen akzeptieren. Die Vorteile überwiegen dennoch um Längen. Uebrigens: Vernunftsehen, von den Familien gestiftet, gibt es auch bei uns immer noch, sehr gut möglich, dass sie auch gut funktionieren, aber der Traum eines Einzelnen sind sie kaum.
Dass man sich heute viel später für Lebenspartnerschaften und Kinder entscheidet, ist wohl primär auf die längeren Ausbildungszeiten und unsichere finanzielle Verhältnisse zurückzuführen, dank der medizinischen Fortschritte aber auch kaum ein Nachteil. Trifft doch auf dich ebenfalls zu, schätze ich jetzt mal unfreundlicherweise, aber durchaus freundlich gesinnt.

Die Männer müssen nun mal akzeptieren, dass sich auch die Rolle der Frau verändert hat, obwohl sich die Biologie nicht ändert. Sag nicht, sie haben es akzeptiert. Sehr viele, ja, aber längst nicht die Mehrheit. Wenn ich so Meinungen mancher Singles höre: "Ihr Frauen haben überrissene Forderungen an den Mann, ich suche mir lieber noch eine "richtige" Frau..." :rolleyes: und "holen" sich dann ein Mädchen aus einem Entwicklungsland, das hier und mit "ihm" kaum wirklich glücklich werden kann, dann bekomme ich Gänsehaut. Was verlangen wir schon so Unverschämtes? Doch nur Partnerschaft.
Ja, es ist undankbar, was ich jetzt geschrieben haben, ich weiss es, es wird als Klischee abgestempelt, aber so sehe (und höre es auch!) halt mal.

Es hilft nichts, die schwindende Kultur zu beklagen, "wir" haben es so gewollt. Die Suche nach einem geeigneten Partner ist nicht leicht, weil sich die Vorstellungen und Ansprüche geändert haben, vielleicht auch nur in den Prioritäten verschoben (eine Partnerschaft dient eben nicht mehr nur der Sicherung der Nachkommenschaft und der finanziellen Absicherung der Frau), aber unmöglich ist sie keinesfalls. Und wer wirklich "überrissene" Ansprüche stellt, sollte sich möglicherweise darüber auch klar werden, dass der Partner nicht notwendigerweise alle Bedürfnisse abdecken muss, denn Freunde hat man ja auch noch...

Im Uebrigen bleibe ich dabei, was ich schon am 14. geschrieben habe. Täte mich aber wirklich sehr interessieren und freuen zu erfahren, was du dir für Deutschland, das sich kaum vom übrigen Europa unterscheidet, wünschen würdest.
 
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Liebes Forum,

meiner Meinung nach wird diese Singlekultur recht clever ausgenutzt, um einfach ordentlich Geld zu verdienen, Singles sind einfach perfekte Konsumenten, nicht nur weil sie alles „selber“ brauchen, was man im Familienverbund oder in einer Partnerschaft problemlos teilen kann, sondern Singles sind einfach unzufriedener (wenn man mal die EGO-Steuerung voraussetzt).
Aus diesem Grunde springt m.E. die Wirtschaft nicht nur auf den Zug auf, sondern sie forciert in meinen Augen gezielt wiederum „Ansprüche“ und „Scheinfreiheiten“, um letztlich noch mehr abzusetzen. Es funktioniert ja bestens. Aus diesem Grunde denke ich, kann man bei sich selbst mal stöbern, in wie weit man selber diese Last von Ansprüchen/Erwartungen mit sich herumschleppt, die nicht zuletzt die eigene Persönlichkeit so dermaßen aufblähen, dass Wunsch und Wirklichkeit immer weiter auseinanderdriften. Der ganze Trend in Richtung „scheinbar ständig verfügbarer Sexualpartner“ driftet beispielsweise in Größstädten eher ins Gegenteil ab.

Ich persönlich habe im Netz eine ganz Liebe kennengelernt, wobei ich es nie darauf angelegt habe. Das netz hat den Vorteil, dass man Leute trifft, denen man im RL nie begegnen würde, wer aber sprachlich nicht so ein gutes Händchen besitzt, der hat da leider ein paar Nachteile, für den ist es m.E. weniger geeignet. Die vielen Knuffelchen und versteckten Spielereien, die machen in meinen Augen den Kontakt vom Monitor zum Seelchen erst möglich. Viel Zeit und ein offenes Herzchen, was sich selbst auch nicht so wichtig nimmt, ist vermutlich eine recht sinnige Grundlage. Was mir auffällt ist, dass mit dieser Einstellung Miniaturkontakte wirklich einfach sind, sie entstehen seltsamer Weise von selbst...bin immer wieder verblüfft, wie einfach es ist, beispielsweise jemandem in einem Wartebereich/Amt/Arzt/Supermarkt/Hallenbad usw. ohne lächerlich zu wirken zu helfen oder was liebes zu sagen. Die Leute sind erstaunlich dankbar.

Bernd
 
Es hilft nichts, die schwindende Kultur zu beklagen, "wir" haben es so gewollt.

wir haben die Demokratie gewollt
und die Abschaffung der Armut


1. die Demokratie lässt sich durch die Diskusssion oder durch die Wahl legitimieren.
die politisch relevanten Entscheidungen werden derzeit nicht mehr diskutiert
(was wir sehen, sind medial aufbereitete Scheindiskussionen von Strohmännern)
Frauen wären in einer Diskussion gleichberechtigt,
soziale Schranken wären aufgehoben.

die Anziehung zum anderen Geschlecht wird bei mir in erster Linie durch die Argumentation des anderen Selbst ausgelöst.
nackte Menschen anzukucken, ist interessant,
aber ohne Gespräch kommt es bei mir nicht zum Flirt.
ohne Flirt und das Austauschen der beiden Selbst kein Sex

mein Vorschlag 'nackte Schüler' zielt auf Hochkultur:
stell Dir vor, Du wärst nackt und säßest auf einem Stuhl,
vor Dir würde ein nackter Mensch anderen Geschlechts stehen
und Ihr beide würdet euch unterhalten.
Glaub mir,
Du würdest dieses Gefühl der Stimulanz genießen,
wie Du von Deinem menschlichen Gegenüber körperlich und geistig angezogen wirst,
dessen/deren Körper und Geist Du deshalb achtest
(egal, wie beschaffen)
und den/die Du als 'Stammesmitglied'
jederzeit vor Übergriffen gesellschaftlicher oder persönlicher Art beschützen würdest


2. die Armut, die abgeschafft werden muss, ist die der Kinderarbeit.
jeder Mensch muss ein Dach über dem Kopf haben.

beide Forderungen verlieren in Deutschland immer mehr an politischem Gewicht
dazu kommt die Verarmung unserer natürlichen Umwelt
(und die Veränderung der kulturellen Umwelt)

es gibt genügend Themen, über die man sich unterhalten könnte.
aber es tut fast niemand.
Hochkultur ade
 
meiner Meinung nach wird diese Singlekultur recht clever ausgenutzt

in einer Hochkultur müsste der Bundeskanzler/der Bundespräsident eine Rede zum Thema halten.

es müssten Maßnahmen im Parlament beschloßen werden,
die unterm Strich
mehr Menschen einen Partner finden lassen


Denke es liegt ganz einfach an der Tatsache, dass sich kaum jemand mehr Zeit nimmt. Alles muss sofort entschieden werden.

auch hier müsste eigentlich die Regierung aktiv werden.
eine Diskussion,
die für die Demokratie unabdingbar ist,
braucht auch Zeit
 
Zwickt's mi, i man i tram ....

scilla schrieb:
in einer Hochkultur müsste der Bundeskanzler/der Bundespräsident eine Rede zum Thema halten.

es müssten Maßnahmen im Parlament beschloßen werden,
die unterm Strich
mehr Menschen einen Partner finden lassen
Ääähhh, Moment mal scillla, habe ich das jetzt richtig gelesen ?

Der Bundespräsident / Bundeskanzler soll den Wählerinnen und Wählern in einem Vortrag erklären,

wie die einen passenden Partner finden können ???

Vielleicht zwar erst im vierten Anlauf, aber immerhin.

Bin ich da jetzt im falschen Film gelandet, oder was ?


Sollten wir nicht vielleicht auch aus dem Titel der "Gleichberechtigung und Diskriminierungsfreiheit"
den Rechtsanspruch ableiten, die ganze Palette von Dienstleistungen eines Bordells auf Kosten der
Sozialversicherungen "in Anspruch nehmen" zu können ?

Derzeit sind diese Dienste ja einer kleinen privilegierten Schicht, den Euro-Habenden, vorbehalten.
Das ist definitiv eine Diskriminierung der Euro-Habenichtse, die vom europäischen Gerichtshof geahndet wird.

Zur Bewirtschaftung des Sexual-Notstandes würde sich dann auch die Einführung von Lebenslustmittelkarten
anbieten. Dieses Verfahren hat sich schon bei der Bewirtschaftung anderer Notstände bestens bewährt.

In einem Land, in dem das Bekenntnis zur Hochkultur mehr als nur ein Lippenbekenntnis ist,

wäre die Einrichtung eines "Bundesamtes für Befriedigung der partnerschaftlichen Bedürfnisse"

unverzüglich in Angriff zu nehmen, flankiert von einer Dienstverpflichtung für sexualtaugliche Männer und Frauen

in den AOK-Bordellen, analog zur allgemeinen Wehrpflicht.


Das ist ja nun wirklich sonnenklar, dass die Politik die Menschen mit einem so elementaren Bedürfnis,
wie es der Sexualtrieb nun einmal darstellt, doch nicht einfach alleine lassen darf.

Ein solcher Rückzug des Staates aus seiner Verantwortung darf nicht tatenlos hingenommen werden !

Das musste unbedingt auch einmal gesagt werden.
 
Guter Vorschlag, Neugier!

unverzüglich in Angriff zu nehmen, flankiert von einer Dienstverpflichtung für sexualtaugliche Männer und Frauen
Ein brauchbarer Vorschlag zur Senkung der Arbeitslosigkeit.
:D :D :D
Ich bin dafür, dass das SOFORT umgesetzt wird! (Bevor ich in Rente gehe!)

herzlich
lilith51
 
Hallo lilith51 & Neugier!

warum so prüde?
(Bordell und Nacktheit haben wenig gemein)

die Gesellschaft richtet sich eine Kultur ein,
die dem Wohl der Gesellschaft dient

wenn das Problem der Gesellschaft Wodka heißt,
wenn das Problem Korruption heißt,
wenn das Problem ehrenwerte Gesellschaft heißt,
wenn das Problem fast food heißt,
wenn das Problem mangelnde Investitionen heißt,
wenn das Problem Ahnungslosigkeit trotz Ausbildung heißt,
wenn das Problem Unmündigkeit trotz Volljährigkeit heißt,
etc.
dann muss der Staat was tun

der Staat setzt prinzipiell und immer die Rahmenbedingungen
(in bestimmten Fällen eher locker, in anderen Fällen eher streng)

gestern kam im Fernsehen,
daß das Recht auf SCHLAF AM ARBEITSPLATZ in China in der Verfassung steht
(auch in Japan sei es durchaus möglich, kurz einzunicken,
weil man danach um so leistungsfähiger ist)

der globale Vergleich kultureller Lösungen lohnt
 
hi scilla! :winken1:

Ich verstehe Kultur nicht als etwas, das von "oben" verordnet werden kann. Wie wir miteinander umgehen, hat etwas damit zu tun, in welchem Umfeld wir leben. Je näher wir einander auf den Pelz rücken müssen, sei es bei der Arbeit, in der Freizeit, beim Wohnen, beim Reisen, umso stärker werden wir uns innerlich von den anderen abgrenzen wollen.

Wir leben derzeit eben mit Spielregeln, die uns die Freiheit erlauben, selber zu entscheiden, ob wir uns nicht wenigstens einem Partner gegenüber öffnen wollen, oder in unserem Schneckenhaus bleiben wollen.

Es ist schwierig, einerseits die Erwartungen von Arbeitgebern, Staat und Kirche erfüllen zu müssen, was ja ein gewisses Maß an Zurückhaltung bei der Äußerung und der Erfüllung der persönlichen Bedürfnisse verlangt. Das geht einher mit einer Fassade, die wir uns für das öffentliche Leben zulegen (müssen).

Andererseits sollen wir uns dann einem Menschen gegenüber so zeigen, wie wir wirklich sind. Wir sollen auf einmal fähig sein, unsere Gefühle zu spüren und auch zu äußern, damit wir für ein Gegenüber spürbar und erkennbar und dadurch liebenswert werden.

Aber so lange wir nicht Vertrauen in einen anderen haben, wissen wir ja nicht, ob der mit unseren Gefühlen auch so umgehen kann, dass er mich nicht verletzt. Wer fängt also an, sich zu "öffnen"?

Das ist mMn der Knackpunkt. Cool sein ist die Devise, ich lasse mich durch nichts so weit berühren, dass es mich "heiß macht", denn dann werde ich verletzbar.
Und so leben viele cool und mit der Sehnsucht nach einem warmen, liebenden Menschen allein. Falls dann doch noch einer auftaucht, kann es passieren, dass er mit allen aufgestauten Bedürfnissen nach Zuneigung und Zuwendung überfallen wird, was ihn erst recht sehr schnell wieder in die Flucht treibt.

Versuche, Kontaktmöglichkeiten zu schaffen, gibt es ja in rauhen Mengen. Kontaktbörsen und Tanzcafés, und was noch alles. Aber das hat immer etwas Verkrampftes an sich, wenn Jäger und Beute einander umschnüffeln, wenn die Absicht, sich einen Partner angeln zu wollen, auf der Stirn geschrieben steht. Da ist kein Platz für eine leise Anbahnung, für ein langsames Herausfinden, was an einem anderen interessant sein könnte. Es riecht so ein bisschen, als ob es egal wäre, wen man findet, hauptsache man ist nicht mehr allein.

Das konnte ich sowohl bei jungen Menschen beobachten als auch bei den älteren.

herzlich
lilith
 
Immer wieder der Ruf nach dem Staat... Nee, in mein Privatleben, in meine Partnerschaft hat der Staat seine Nase gefälligst nicht reinzustecken.

scilla schrieb:
stell Dir vor, Du wärst nackt und säßest auf einem Stuhl,
vor Dir würde ein nackter Mensch anderen Geschlechts stehen
und Ihr beide würdet euch unterhalten.
Glaub mir,
Du würdest dieses Gefühl der Stimulanz genießen,
wie Du von Deinem menschlichen Gegenüber körperlich und geistig angezogen wirst,
dessen/deren Körper und Geist Du deshalb achtest
(egal, wie beschaffen)
Da sind die Geschmäcker der Publikümer wohl verschieden. Ich ziehe es entschieden vor, im Gespräch einer adrett zurechtgemachten Dame oder einem gepflegt gekleideten Herrn gegenüberzusitzen, als einer rohen Nacktheit mich ausgesetzt zu sehen, die das Schönheitsempfinden des Auges grob beleidigt. Im Ernst, so hübsch sind die meisten von uns nicht, daß sie diese Nacktheit sich leisten könnten. Darum sind FKK-Strände auch meist kein wirklich angenehmer Aufenthaltsort (wobei noch hinzukommt, daß die Damen und Herren dort zwar entblößt sich zeigen, aber um Gottes willen nicht angeguckt werden wollen. DAS nenne ich prüde. Wenn FKK in ausschweifende Gruppensexorgien ausarten und die Gemeinschaft nachher die Sorge um eventuellen Nachwuchs gemeinsam tragen würde, wäre ich ja mit Begeisterung mit von der Partie.) Außerdem stumpft permanente Nacktheit die Begierden auch sehr schnell ab. Erotik besteht aus der Ahnung, dem Reiz des (noch) Verhüllten, sich erst nach und nach offenbarenden.

So wie der italienische Modeschöpfer Giorgio Armani auch oft betonte, daß er es stets als reizvoller empfunden habe, Menschen anzuziehen, statt diese auszuziehen. (Lilith beschimpft mich jetzt bestimmt wieder als bourgeois und feinen Pinkel.) Vielleicht wissen viele einfach nicht, wie sie ihre Vorzüge angemessen zur Geltung bringen könnten?

die Armut, die abgeschafft werden muss, ist die der Kinderarbeit.
jeder Mensch muss ein Dach über dem Kopf haben.

beide Forderungen verlieren in Deutschland immer mehr an politischem Gewicht
Huch? Kinderarbeit? In DEUTSCHLAND? In Nepal, Brasilien, Haiti, Thailand, ja - aber was hat das mit der "deutschen Gegenwartskultur in der Paarfindung" zu tun?
 
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@gaius:
(Lilith beschimpft mich jetzt bestimmt wieder als bourgeois und feinen Pinkel.)
Auch wenn es sich nicht so angehört hat, ich habe nichts gegen Eleganz und Attraktivität. Im Gegenteil. Es erschien mir nur im Zusammenhang mit deiner Demo-Geschichte etwas übertrieben, die richtige Kleidung so in den Vordergrund zu stellen. Deswegen dort mein leiser Sarkasmus.
So verschieden sind unsere Ansichten nicht, denn es ist anscheinend für uns beide ein gewisses Anliegen, das jeweils Passende für eine Situation zu finden.

herzlich
lilith
 
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