Jeder darf glauben, was er will, ist doch nur eine Floskel. Das mag ja noch insoweit stimmen, als dass jeder für sich glauben darf, was er will. Wenn sich sein Glauben aber in Handlungen ausdrückt und Sprechen ist auch handeln, wie wir spätestens seit Austin wissen, dann darf er das manchmal nicht mehr und fast immer ist man dann dies zu kritieren berechtigt, insofern man das für nötig hält.
Nicht mein Standpunkt ist allein bezweifelbar, sondern jeder Standpunkt prinzipiell. Goethe hat mal sehr schön gesagt: Mit dem Wissen wächst der Zweifel.
Ich verteidige ihn, weil ich denke, dass was ich sage wahr ist und du dich irrst - ganz einfach.
Das dumme am Handeln ist ja, dass man zuvor ein festes Urteil gefällt haben muss. Solange man sich noch nach dem Warum und Weshalb fragt, handelt man eben nicht. Allerdings kann man eben niemals alles wissen.
Auf der anderen Seite kann man auch sehr schnell völlige Fehlurteile fällen, dann auf Schwachsinns-Demos -Es gibt und gab natürlich auch gute Demos- rennen und Verschwörungsfloskeln vor sich herbrüllen.
Um was es wohl geht, ist den richtigen Mittelweg zu finden.
Man kann sich über unterschiedliche Demokratie-Konzepte streiten. Aber selbst wenn wir z.B. ein radikales Demokratie-Konzept vertreten, haben wir ja nicht scheinbar diese. Wir haben eine radikale Demokratie schlichtweg nicht.
Wir haben aber eine liberal-pluralistische Demokratie. Diese zeichnet sich aus durch die Geltung der Menschenrechte, Gewaltenteilung, Recht auf Opposition und ihre Chance, die politische Macht zu übernehmen. Des Weiteren durch kompetitive Wahlen, also Wahlen bei denen Auswahlmöglichkeiten und Wahlfreiheit gegeben und rechtlich gesichert sind. Noch etwas genauer sind demokratische Wahlen gleich, allgemein, direkt, geheim (und frei, wobei in der Politikwissenschaft kontrovers ist, ob damit etwas Zusätzliches gesagt ist). Das alles ist gegeben, ergo haben wir eine Demokratie und eben nicht nur scheinbar.
Das empfindest du nur so, dass sich diese Erklärungen geradezu aufdrängen.
Ich möchte dir mal etwas über den Kapitalismus und menschliche Reaktionsmuster auf Komplexitäten erzählen.
Der Kapitalismus hat klare Vorteile. Im Kapitalismus gibt es zum Beispiel einen sehr starken wissenschaftlichen Fortschritt, im Vergleich zu anderen Systemen usw. Der größte Vorteil besteht aber im Wohlstand, vor allem in Form von Konsumgütern, den er uns sichert. Du kannst hier als Beispiel, wo das eben nicht so war, gerne an die Planwirtschaft der DDR denken.
Auf der anderen Seite hat der Kapitalismus auch sehr große Nachteile. Die Schere zwische Arm und Reich wird immer größer, sprich wenige haben weit mehr Geld, als viele oder viele Produkte werden bereits so hergestellt, dass sie nur einen bestimmten Zeitraum haltbar sind, obwohl man sie weitaus länger haltbar machen könnte usw.
Meistens hat das nicht viel damit zu tun, dass Menschen besonders böse wären, sondern das sind häufig systemimmanente Probleme. Nun kann man dicken Schwarten lesen von Adam Smith über Marx, bis was weiß ich für Ökonomen. Bevor man weiß, wie es besser zu machen geht, muss man erst einmal das System begreifen und dann auch noch die Verbesserungen parat haben. Dabei ergibt sich eine ungeheure, zumindest scheinbar undurchdringbare Komplexität. Wenn es so einfach wäre, wären die Weltprobleme wohl schon gelöst.
Nun gibt es folgende Reaktionsmuster, wie der Mensch auf diese Komplexität reagieren kann.
1. Er wendet die trial-and-error-Methode an. So geht auch häufig die Politik vor. Sie probiert aus und wenn es falsch ist, dann weiß man zumindest, dass es so eben nicht geht. Das ist aber nicht gerade effizient.
2. Dann gibt es die Möglichkeit der Komplexitätenreduktion. Das machen die Verschwörungstheoretiker gerne. Mit einem schlichten, monokausalen Erklärungsmuster wird alles erklärt und Lösungen angeboten. Das ist zum einen sehr attraktiv, weil man nun plötzlich für ein enorm großes Feld Antworten hat. Leider sind eben die einfachsten Antworten auch nicht immer die wahren und besten. Zum anderen besteht die Attraktivität von Verschwörungstheorien auch darin, dass man dann recht klare Feinbilder hat. Und ohnehin ist es einfacher gegen etwas zu sein, anstatt zu sagen, wie es besser geht, denn dergleichen ist immer der heftigsten Kritik ausgesetzt.
3. Dann gibt es die Möglichkeit diese Komplexität wirklich geistig zu durchdringen. Das versuchen viele Leute, vor allem in der Wissenschaft. Ob das je vollständig möglich ist, bleibt fraglich. Und es nimmt viel Zeit in Anspruch.
4. Die letzte Möglichkeit ist die Intuition. Hier werden die Komplexität nicht mehr versucht vollständig geistig zu durchdringen, sondern alte Lösungen werden angeboten, die bereits früher zum gewünschten Ergebnis führten. Natürlich bedingt das auch ein Leben an der geistigen Überforderung, denn hier wird schließlich auf mehr oder weniger Unterbewusste Erfahrungen aus der Vergangenheit referiert. Der Nachteil ist allerdings, dass die Lösungen auch nicht mehr richtig sein müssen, insofern sich die Systemstrukturen verändert haben.
Bestimmte Wissensoziologen definieren eine Verschwörungstheorie a priori bereits als falsch und das wäre zum Beispiel negativ. Das würde ich nicht sagen. Es gab geschichtlich, auch wenn ich nun kein Beispiel parat habe, sicherlich Verschwörungen. Das ändert aber nichts daran, dass die meisten falsch sind, auch wenn nicht zwingend a priori.
Und natürlich ist auch in den Massenmedien Verschwörungstheorie eher ein Schimpfwort für eine unseriöse, banale, manchmal gar irrationale Theorie, für die es sich nicht mal lohnt, sich damit zu beschäftigen. In den meisten Fällen stimmt das sogar. Die Wissensoziologie hat sich lange nicht mit Verschwörungstheorien beschäftigt. Vermutlich weil man um seine Reputation fürchtete, wenn man über so etwas Unseriöses schreibt. Aber ob etwas wissenssoziologischer Gegenstand werden sollte oder nicht, ist ja nicht von dem intellektuellen Gehalt abhängig, sondern von der Anzahl der Menschen, die diese vertreten. Das sind ja leider nicht gerade wenig.
Unsinn. Verschwörungstheoretiker führen Ereignisse auf Verschwörungen zurück, was ja wohl in der Regierung meines Wissens nach keiner tut. Du solltest die Begriffe auch nicht irgendwie beliebig gebrauchen.
Was sollen denn solche Suggestivfragen? Du unterstellst mir ja schon implizit, was ich täte und was nicht. Wir haben uns bisher gar nicht konkret über den Abhörskandal der NSA und mittlerweile gibt es ja auch einen seitens der BND, unterhalten.
Der Staat ist erst mal ein Abstraktum. Man weiß deshalb auch gar nicht so recht, was das überhaupt heißen soll.
Wenn wir konkret werden, dann unterhalten wir uns lieber über ein Thema. Abhörskandal, was dort passiert oder was auch immer, sonst wird das schlichtweg zu viel.
Wer sagt denn so etwas? Was ist, wenn es keinen Verschwörer gibt? Dann macht die Frage keinen Sinn.
Vermutlich habe ich einfach den Mut mich meines eigenen Verstandes zu bedienen. Und deshalb bin ich anderer Meinung als du, auch wenn du das mit etwas mehr Pathos ausdrückst.