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Werte-Diskussion in einer morbiden Gesellschaft?

Bernd schrieb:
[...]
Man kann beginnen, auf die Bedürfnisse des Einzelnen einzugehen, ihm zu überlassen, was für ihn wert-voll ist.
Davon sind wir m.E. weit entfernt.
Unter Werten verstehen wir allgemeingültige Worte. Überlieferungen. Etwas, was „auch für dich gelten soll“.
Dabei verlagert sich z.B. unser Mitgefühl zum Geschwätz von Mitgefühl
oder die Liebe zu uns selbst auf Konsum einer schwachsinnigen Wellness- und Beraterindustrie.
[...]
Deshalb suche ich für mich eher nach dem Ausstieg aus Werten,
eher nach dem Einstieg in meine eigenen Bedürfnisse.
[...]

Jaja, man merkt es. Unser Krokodile-Berndi hat das ganz große Werte-Los gezogen.

Wurde der Ironie- und Sarkasmusdetektor jetzt wieder zurückgebracht
von der Jahresinspektion in der zertifizierten Reparaturwerkstätte ?


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AW: Werte-Diskussion in einer morbiden Gesellschaft?

Überlegungen über diese Vorstellungen sind deshalb
sehr wohl auch auf einer über-individuellen Ebene anzustellen,
und darüber kann sinnvollerweise ein öffentlicher Diskurs geführt werden.
Das musste auch einmal in aller Klarheit gesagt werden.

Finde ich auch, obwohl es wieder sehr abstrakt klingt. :blume1:

Gruß
an
Neugier
von
Reinhard70
 
AW: Werte-Diskussion in einer morbiden Gesellschaft?

Anhang (zum Beitrag eben oben):

"Diskurs" wird (z.B. im Duden) definiert als methodisch aufgebaute
Abhandlung
. - In dieser "Übersetzung" stehen demnach 10 Silben
für 2 (im "Diskurs"). Demnach wäre es oft sinnvoll, "Bildungsbegriffe"
im Kopf zu haben - oder wenigstens suchen und finden zu können.
Diese Begriffe sind nicht immer wertvoll, haben aber ein
(gutes) Gewicht in unserem Wertesystem. - Denke ich mir hier mal.
 
AW: Werte-Diskussion in einer morbiden Gesellschaft?

Hallo Neugier,

Andererseits kann aber auch nicht ignoriert werden, dass "die Gesellschaft" eben ein Geflecht aus Beziehungen
zwischen Individuen ist, und jedes Individuum sein Verhalten teilweise daran ausrichtet, welche Verhaltensweisen
mehrheitlich akzeptiert werden, welche Vorstellungen von "Gut" und "Schlecht" vorherrschen.
Ich glaube nicht, dass die Vorstellung von "Gut" und "Schlecht" eine große Varianz aufweist. Die Diskrepanz besteht zwischen dem Reden bzw. der Vorstellung und dem Handeln.

Die meisten Menschen finden Ehrlichkeit gut sind es aber nicht.
Die meisten Menschen finden Barmherzigkeit gut schreien aber nach Gerechtigkeit.
Die meisten Menschen finden Liebe gut, meinen aber damit geliebt zu werden.


lg,
fussel
 


fusselhirn schrieb:
Ich glaube nicht, dass die Vorstellung von "Gut" und "Schlecht" eine große Varianz aufweist.
Die Diskrepanz besteht zwischen dem Reden bzw. der Vorstellung und dem Handeln.

Ja, das könnte zutreffen.

Da stellt sich dann eben die Frage, ob diese Diskrepanz in der Gesellschaft überwiegend ganz selbstverständlich
akzeptiert wird, oder eine möglichst gute Übereinstimmung des Handelns mit den akkordierten Wertvorstellungen
als ein Kriterium für Vertrauenswürdigkeit und gesellschaftliche Anerkennung gilt.

Vor laaanger langer Zeit muss es da einmal so etwas wie das Kriterium "Aufrichtigkeit und Wahrhaftigkeit"
gegeben haben, aber ich kann jetzt auf die Schnelle nicht sagen, in welchem Märchenbuch das vorgekommen ist.

Jedenfalls dürfte das ein sehr altmodisches Buch gewesen sein,
das dem modernen Zeitgeist offenbar so ganz und garnicht entspricht.


Das musste auch einmal in aller Klarheit gesagt werden.
 
AW: Werte-Diskussion in einer morbiden Gesellschaft?

Hi FritzR,

Was hilft dir ein guter Mensch zu sein/werden ?

fussel


Hier (nur) eine alte Idee dazu:

Gute Menschen brauchen keine Gesetze,
um gezeigt zu bekommen, was sie nicht dürfen,
während böse Menschen einen
Weg finden werden, die Gesetze zu umgehn.
- Platon

Wäre doch toll, wenn wir ohne Gesetze
auskommen könnten! - Die Naturgesetze
hatte Platon aber offenbar nicht im Auge.
- Bei diesem weisen Satz, der hier
möglicherweise auch schon irgendwo erwähnt
wurde.
 
AW: Werte-Diskussion in einer morbiden Gesellschaft?


Lektion-1 in angewandter Krokodile-Berndiologie.


Aber jetzt einmal ganz im Ernst!

In den Beiträgen von Bernd ist sehr oft das Ernstgemeinte recht eng verwoben mit Ironie, mit Sarkasmus,
mit Karikaturen. Daraus ergibt sich eine erhöhte Anfälligkeit für Missverständnisse, und in den Reaktionen
kommt das Ernstgemeinte mitunter zu kurz.

Das könnte auch bei meiner Replik auf den Beitrag #19 von Bernd so gewesen sein,
deshalb "bearbeite" ich diesen Beitrag noch einmal und bringe meinen Kommentar dazu abschnittsweise an.

Bernd schrieb:
Für mich gibt es bestimmte Grundtendenzen, denen das Leben zu folgen scheint.
Etwas verändert, auch Tendenzen denen „zivilisierte“ Menschen zu folgen scheinen.

Man kann beginnen, auf die Bedürfnisse des Einzelnen einzugehen, ihm zu überlassen,
was für ihn wert-voll ist. Davon sind wir m.E. weit entfernt.

Bis hierher, fast kein Problem.

Bernd schrieb:
Unter Werten verstehen wir allgemeingültige Worte. Überlieferungen. Etwas, was „auch für dich gelten soll“.
Dabei verlagert sich z.B. unser Mitgefühl zum Geschwätz von Mitgefühl
oder die Liebe zu uns selbst auf Konsum einer schwachsinnigen Wellness- und Beraterindustrie.

Hmmm, meint Bernd das wirklich ernst ?
Sind für ihn "Werte" wirklich nichts weiter als "allgemeingültige Worte",
noch dazu, wenn diese Worte als abgedroschene Phrasen und leere Worthülsen daherkommen ?
Da dürfte wohl eine gehörige Portion Sarkasmus mit im Spiel sein.

Bernd schrieb:
Sollen sich die, die nie etwas anderes erleben konnten, darum kümmern,
die, zu bekehren, die sie bereits systematisch zerstört haben.
(Natur im Menschen zerstören und nun neu nach eigenem Werteempfinden aufbauen. Pädagogik.)

Da habe ich erhebliche Verständnisschwierigkeiten.
Welcher Personenkreis ist denn gemeint, mit "die nie etwas anderes erleben konnten" ?
Sind damit ganz allgemein die Erzieher und Lehrer gemeint ?
Das würde aber die Vermutung nahelegen, dass Bernd jedwede Erziehung generell als unzulässigen,
überwiegend gewalttätigen Akt begreift.
Dass aber selbst eine liebevolle Erziehung, die als verantwortungsvolle Begleitung der Entwicklung des Kindes
bei voller Respektierung der Eigenständigkeit seiner Persönlichkeit angelegt ist, neben dem Fördern und Fordern
auf das Setzen von Grenzen nicht verzichten kann, soll das etwa ignoriert werden ?
Ganz so ernst könnte das dann wohl nicht gemeint sein.

Bernd schrieb:
In Momenten wie heute haben Hardliner...a la Zucht und Ordnung, Werte und Grenzen Konjunktur.
Das ist genauso, wie die Esoteriker und die mit den Untergangszenarien, die nach der Finanzkrise grinsend
aus den Gebüschen kamen.

Meint Bernd denn wirklich, dass die kriminellen Machenschaften, die eine veritable Finanz- und Wirtschaftskrise
nach sich ziehen, nicht als schlecht und verwerflich betrachtet werden sollten ?

Bernd schrieb:
Deshalb suche ich für mich eher nach dem Ausstieg aus Werten,
eher nach dem Einstieg in meine eigenen Bedürfnisse. Überaus egoistisch, so egoistisch,
dass eine gewisse Anteilnahme und Interesse an anderen Menschen zu wachsen beginnt.
Kleine Pflänzchen, die das was sie um sich herum so mitbekommen, als überaus gewalttätig empfinden.
Auch die Menschen mit den Werten.

Diese angebliche Suche nach einem Ausstieg aus Werten erscheint mir nicht glaubwürdig.
Da wird wohl eher eine Möglichkeit zum Umstieg auf einen anderen Wertekanon gesucht.

Bernd schrieb:
Ruhe, Einfachheit, Echtsein, wenige Abhängigkeiten und Bindungen, Stille,
körperliche und schöpferische Tätigkeiten, auch die Gelegenheit dazu etwas aufzunehmen
und vielleicht auch irgendwann saubere Nahrung.

Na also, da haben wir's ja schon!
Sieht diese Wunschliste denn nicht einem Auszug aus einem Wertekanon zum Verwechseln ähnlich ?

Bernd will also offenkundig nicht keinen Wertekanon, sondern einen anderen Wertekanon.

Damit ist unser Bergkrokodilstränendrainagist Bernd aber goldrichtig in diesem Themenstrang,
in dem ja über den Inhalt des Wertekanons diskutiert werden soll.

Jetzt bräuchte unser Krokodile-Berndi doch nur noch überzeugend darzulegen, inwiefern das von ihm präferierte
Wertegefüge sowohl geeignet ist, das einzelne Individuum langfristig möglichst glücklich zu machen,
als auch das Zusammenleben vieler Menschen auf engem Raum über längere Zeit erträglich zu gestalten.
Denn immerhin leben auf diesem Planeten beinahe 7 Milliarden (notabene, recht unterschiedlich geartete) Menschen,
in Berlin leben beispielsweise rund 3800 Personen pro Quadratkilometer zusammengedrängt, in Wien mehr als 3900
Personen.

Bernd schrieb:
Und natürlich ganze Busladungen voller Geld.
Okay, das ist ganz sicher ernst gemeint, damit habe ich kein Problem.


Das musste auch einmal in aller Klarheit gesagt werden.

 
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AW: Werte-Diskussion in einer morbiden Gesellschaft?

Willst du denn, dass ich dich anspreche, Neugier?

Werte sind für mich ernsthaft nur Worte.
Ebenso wie wenn sich Intellektuelle unterhalten. Sie sind so stolz, dass sie bestimmten Umständen bestimmte Worte zuordnen können. Sie wissen, was asymptotisch ist oder kausal oder was einbringungsgeborene Anteile sind oder was ADHS ist, aber damit wissen sie eigentlich garnichts. Sie haben nur die Zuordnungsvokabeln zu diesen Sachverhalten gepaukt und wetteifern, wer am meisten davon drauf hat. Die, die am meisten davon wissen, bekommen Professorengehälter oder fassen es in immer neuen Büchern zusammen. Sie sind sehr angesehen.

Zum Grenzsetzen hab ich irgendwo mal ein Thema eröffnet und erklärt, warum ich Grenzsetzen als Hemmnis empfinde. Das Krokodil ist dabei die furchtlose und tapsig-naive Figur, die z.B. folgendem Menschen in den Hintern beißt. Einem, der sich selbst für verantwortungsvoll und erwachsen hält, weil er den Pädogogen und Psychologen nachplappert, dass Grenzsetzen notwendig sei. Es klingt einfach verantwortungsvoll „nicht alles durchgehen zu lassen“. Und es klingt erwachsen, wenn man jeder Bestrebung eine „vernünftige Form“ gibt und es klingt einfach erwachsen, Kompromisse einzugehen, konfliktfähig zu sein und beziehungsfähig. Vor dem Denkhintergrund der Notwendigkeit einer „gewissen Entwicklung“, mag das alles sinnvoll sein.
Möglicherweise plappert hier aber nur einer dem anderen etwas nach und möglicherweise ist der einzige Zweck vom Grenzsetzen, dass man als Eltern schlicht manchmal seine Ruhe haben will und damit das Kind leichter händelbar macht.

Ich hab da ja nichts dagegen, aber ich überlege manchmal, warum man kleinen Menschen Werte mit auf den Weg gibt, an denen sie sich (Originalwortlaut) „abarbeiten können“ und Grenzen setze, die sie als Erwachsene in Form von Bewusstseinsgrenzen so toll spirituell klingend „überschreiten“ können.

Oben, in dem einen Satz hätte ich nicht auch noch Konfliktfähigkeit, Kompromissfähigkeit und Beziehungsfähigkeit in Frage stellen sollen, denn damit wird der ganze Satz so überladen, dass die Bereitschaft, sich damit auseinander zu setzen, beim Leser in Ablehnung ALLER Thesen kippt. Aber Krokodile sind nun mal an Land etwas tapsig.

Wenn du meine Liste als „neue Werte“ verstehst, hab ich mich m.E. nicht gut ausgedrückt. Etwas was ich als angenehm und wohltuend empfinde, wie Ruhe oder körperliche Tätigkeiten, das brauche ich nicht anstreben, wie Werte (jede Vorstellung von Entwicklung/Besserwerden setzt m.E. eine Wertvorstellung voraus), das ist unter dem Berg von zwanzig Jahren Schulen. eher glücklicher Weise wieder hervorgekommen, wie ein Schneeglöckchen unter dem Schnee. Das Schneeglöckchen ist und erlebt das, was ich für mich heute wert-voll empfinde. Man kann es nicht verallgemeinern. Verallgemeinern wird man, wenn man etwas weitergeben will. Aber ist nicht da schon ein Schema drin? Eine Wertelehre ist in meinen Augen etwas, was alle gleichsam zudecken soll, wie der Schnee. Es ist m.E. blödsinnig, zu versuchen die Farbe des Schnees blütenweiß zu halten, er wird nun mal die Farben der Ereignisse annehmen. Wichtig ist doch, dass die Schneeglöckchen darunter nicht ersticken.

Auf wieviel tausend qm ich mich hier dränge, das möchte ich nicht sagen.

Übrigens, deine Satz-Zerlegetechnik wird hier im Forum neuerdings als Auftakt verwendet, um die Menschen aus dem Forum zu vertreiben. Bin ich denn jetzt an der Reihe? Denk dran, Krokodile können sich hinter ABK´s (Angsbewältigungskissen) nicht nur verstecken, sie können die Dinger auch werfen.

Bernd
 
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