Auf diese Entwicklungen müsste man die Berufseinsteiger als Eltern und Ausbilder hinweisen, weil sie allein dadurch, dass sie dort vielleicht von Anfang an mehr Einsatz zeigen, sich nach und nach deutliche Vorteile vor ihren Mitstreitern sichern könnten. Das wiederum könnte die allgemeine Zukunftsangst und damit verbundene Lethargie mildern. Die Kinder bekommen heute unterschwellig signalisiert: "Ihr werdet bald überflüssig sein". Das ist ebenso fatal wie die Postulate der fff-Bewegung.
Solange wir in Häusern leben (Neubau!), in denen dauernd die Heizung ausfällt, solange werden wir Installateure brauchen, die sie wieder in Gang setzen. Wir werden einen Berufsnachwuchs benötigen, der diese Fähigkeiten erwirbt. Denn das Internet oder eine KI repariert die Heizung nicht.
Genauso werden wir dafür aber Bewerber brauchen, die über eine gute Allgemeinbildung verfügen, auf die eine Berufsausbildung aufbauen kann.
Und darin liegt - zumindest bei meinen Auszubildenden - der Hase im Pfeffer. Da fehlt es einfach an allem.
Das kann ein Betrieb nicht mehr aufholen, wobei ich der Meinung bin, dass für die Kandidaten noch mehr drin sein könnte.
Könnte, denn man macht mit diesen Menschen - wie mit anderen Menschen mit Defiziten auch - einfach zu wenig. Damit sind nicht unbedingt die Betriebe gemeint, die tun, was sie können und sind damit i.d.R. auch ausgelastet. Es sollte vielmehr außerbetriebliche Programme geben, um schwache Kandidaten mehr zu fördern.
Andererseits: Wie soll man einen Auszubildenden praktisch ausbilden ... der de facto nie da ist?
Eine unserer Auszubildenden, 1. Lehrjahr, ist mehr "krank", als dass sie anwesend ist. Ich habe mir so viel Mühe mit ihr gegeben, ihr Berufskleidung geschenkt und auf eigene, private Kosten ein (neues, teures) Messer geschenkt. Sie ist im Blockunterricht in der Berufsschule, da hat sie keine Fehlzeiten. Danach ... ist sie ... "krank". Oder sie kommt zwei Tage, dann krank.
Ich weiß nicht, was da im Hintergrund abläuft, aber ich denke: Wenn jemand so oft krank ist, dann kann er eben keine praktische Ausbildung machen. Kochen kann man nicht im Fernkurs lernen.
Mir hat es bereits einen guten Teil meiner Motivation genommen, sie die interessanteren Aufgaben zu lehren. Der Fluss reisst ständig ab, sie kommt nicht in den Ausbildungsstand, dass ich zu ihr sagen kann: Heute kochst Du mal die Gemüsecrèmesuppe, und zwar ganz allein und eigenständig. Sie wird dann kein Selbstbewusstsein im Beruf entwickeln können - und die anderen lassen sie dann nur Knödel abdrehen oder Zwiebeln schneiden (Schneiden will allerdings auch gelernt sein). Da ist der nächste Frust schon vorprogrammiert.
Hätte ich in meiner Ausbildungszeit eine solche Probezeit absolviert ... dann hätte ich sie nicht überstanden.
Was wäre eurer Meinung der beste Weg - zuerst eine Lehre und dann Studium, Studium zuerst und eventuell danach noch eine Lehre (reicht ein Studium nicht aus) oder kann man das später auch parallel machen?
In jedem Fall zunächst die Ausbildung und dann das Studium.
Es handelt sich um die folgerichtigen Schritte, außerdem verkraftet man so das praktische Arbeitsleben mental besser. Technische Studien setzen oft mehrmonatige Praktika voraus, die man mit der Ausbildung jedoch bereits abgeleistet hat und nicht mehr absolvieren muss. Man wird sich auch im Studium leichter tun, da viele Inhalte bereits in ihren Grundlagen bekannt sind und weiter ausgebaut werden. Man ist an der Uni im Studententeam der Held der Versuchsaufbauten usw. usf. Und wenn man zwecks Kohle einen Studentenjob braucht, dann hat man mit einer Ausbildung auch ziemliche Vorteile.
Die jungen Leute heutzutage haben im Vergleich zu uns früher auch noch einen anderen Vorteil: Sie brauchen (in D) keinen Wehr- oder Zivildienst mehr zu leisten und können gleich durchstarten.