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Welche Kompetenz haben Religionskritiker?

Zur Zeit findet in Amsterdam die Weltmeisterschaft der Zauberer statt, da kann jeder Wunder ohne Ende sehen.
Das Universum funktioniert nach festen physikalischen Regeln, sonst wäre es nicht existent. Eine davon heisst: Nichts bewirkt nichts.
Nimm ein Stück Tuffstein, Sandstein oder Koralle, funktioniert auch mit einem Stück Balsaholz, darauf kannst Du soviel Milch verschwinden lassen, wie du willst.

Das Wunder ist des Glaubens liebstes Kind (Faust, Goethe)
 
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Original geschrieben von mavaho
Das Universum funktioniert nach festen physikalischen Regeln, sonst wäre es nicht existent.

Wie läßt sich aus der (offensichtlichen :D ) Existenz des Universums auf feste physikalische Regeln schließen?

Vielmehr handelt es sich bei 1) um die Bedingung für 2)
aber nicht um eine Begründung.

1) das Universum existiert
2) das Universum funktioniert nach festen Regeln
 
Kompetenz der Religionskritiker ???

Das ist an sich eine interessante Frage – auch unabhängig von dem gebrachten Milchbeispiel, zu dem ich nur das Zitat: Das Wunder ist des Glaubens liebstes Kind anmerken möchte.

Mir scheint, Du verwechselst ein wenig Glauben und Religion. Der Glauben vermag dem einzelnen Gläubigen Transzendenz zu vermitteln – das ist naturwissenschaftlich noch nicht zu beweisen, sehr wohl aber als Phänomen des Menschseins an sich zu belegen, wie man es ja an den Millionen gläubiger Menschen sieht.

Dieser Glauben als Wunsch der Menschheit, Transzendentales zu erfahren, wird von zahllosen Religionen „verwaltet“.
Und es ist sicher legitim, Kritik an Religionen auszuüben: der einzelne Gläubige jeder Religion hat die Kompetenz- es ist sein Glauben, den er kritisch hinterfragen darf.
Kompetenz haben auch verschiedene Wissenschaftler. Sowohl Naturwissenschaftler, die beim obigen Milchbeispiel wohl ein gewichtiges Wort mitzureden haben, als auch Geisteswissenschaftler, z.B. Historiker ( Religionsgeschichtler im Besonderen), aber auch bei schriftlichen Quellen Sprachwissenschaftler.
Und hier gibt es eine ganz einfache Antwort: Jeder Kritiker hat die Kompetenz seines Faches.

Und ganz zum Schluss möchte ich noch anmerken, dass jeder Mensch, der über irgend ein Thema nachdenkt und zu Denkergebnissen kommt, ja bereits kritisch denkt .So gesehen hat jeder Mensch die Kompetenz, auch religionskritisch zu denken und zu handeln, wobei, siehe oben, er bei seiner „eigenen“ Religion m.Es. dazu sogar verpflichtet ist.
 
Original geschrieben von majanna
Und ganz zum Schluss möchte ich noch anmerken, dass jeder Mensch, der über irgend ein Thema nachdenkt und zu Denkergebnissen kommt, ja bereits kritisch denkt .So gesehen hat jeder Mensch die Kompetenz, auch religionskritisch zu denken und zu handeln, wobei, siehe oben, er bei seiner „eigenen“ Religion m.Es. dazu sogar verpflichtet ist.
Kritik sehen die Religionsfürsten am eigenen Stall nie gern. Denn (gute, richtige) Kritik bringt uns der WAHRHEIT näher. Der Religionsglaube hat nicht die Eigenschaft, der Wahrheit nahe zu sein. Der Glaube, der sich - bei Zielsetzung der Wahrheitsfindung - dem ständigen Aussieben der KRITIK aussetzt, ist kein Religionsglaube, sondern NAHELIEGENDE SPEKULATION. Religionsglaube hat DOGMEN zum Ergebnis, Suggestivglaube und keine Denkergebnisse.

Gysi
 
Dogmen sind das Ergebnis eines Denkprozesses, bedeuten aber auch zugleich das Ende des Denkens darüber und ersetzen es durch unkritische Übernahme.
Kein Religion kann ohne Dogmen existieren, da sie der Kern einer Religion sind und sich nur durch deren Inhalt von anderen Religionen unterscheiden. Dogmen zu beseitigen hiesse also zugleich Selbstauflösung der Religion.
Schon immer haben die Menschen Nichtwissen durch Wunder ersetzt. In dem Mass, in dem das Wissen an Umfang zunahm, verschwanden auch die Wunder. Wie im Ländervergleich zu sehen, nimmt die kritiklose Gläubigkeit in gleichem Masse ab wie der Bildungsstand der Bevölkerung zunimmt.
Psychologen meinen, dass kritiklose Frömmigkeit ein Zeichen davon ist, dass ein Mensch nicht völlig erwachsen geworden ist. In der Kindheit trabgen die Eltern die Verantwortung für die Lebensregeln des Kindes. Entfällt der elterliche Einfluss, wird er durch die Lebensreglen einer Religion ersetzt, die Verantwortung für sich selbst also an religiöse Regeln deligiert, man tut etwas, weil es die religiösen Regeln vorschreiben und entzieht damit sein eigenes Handeln der eigenen Verantwortung. Die Religion ersetzt die Elternrolle. Man erspart sich dadurch das Erarbeiten eigener Massstäbe und Lebensregeln, ganz wie in der Kindheit.
 
Kompetenz ist ja immer so'ne Auslegungssache, je nachdem, wer sich berufen fühlt, Kompetenz zuzusprechen (und damit indirekt zu signalisieren, daß er/sie Inhaber des "richtigen" Religionsbewußtseins ist).

In diesem Zusammenhang würd's ja vielleicht Sinn machen, sich erst einmal Gedanken darüber zu machen, welche FUNKTION eine Religion innehat. Wenn sie "staatstragend" wirkt, würde Religionskritik (bzw. die "Kompetenz" dazu) sicherlich ganz andere Aspekte hervorbringen als z.B. bei einer Religion, die einzelne für sich selbst leben. Oder?

:) wirrlicht
 
Jede soziale Gemeinschaft benötigt Regeln, um das Zusammenleben zu organisieren. Da es früher keinen Gesetzgeber in unserem modernen Sinne gabe, hatte die Religion die Funktion, diese Regeln aufzustellen, die religiösen Würdenträger taten dies in Person, wobei oft der jeweilige Herscher diese Rolle übernahm Deshalb war lange Zeit Staat, Kirche und Religion eine Einheit. In islamischen Ländern ist es heute noch so.
Diese Grundregeln beeinflussen zugleich die moralischen Vorstellungen und Werte einer Gesellschaft. Die Moralvorstellungen der europäischen Gesellschaften basieren auf den christlichen Werten des Neuen Testaments, den Maximen der französischen Revolution(Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit) und dem Einfluss der griechisch-/römischen Gesetzgebung.
Der Sozialismus hat diese Werte übernommen und daraus eine religionsferne Ideologie gezimmert, insbesondere das Solidaritätsprinzip. Obwohl er sich am Ende als Gesellschftsmodell nicht bewährt hat, hatte er doch das Verdienst, vernünftige Normen des Zusammenlebens aufzuzeigen, und zwar losgelöst und unabhängig von Religiosität. Er hat damit das Monopol der Religionen auf Moral beseitigt und damit die Trennung von Religion und Staat erst ermöglicht.
 
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@mavaho: stimmt.


Nun: wenn jemand im Mittelalter gewagt hat, die christliche Religion oder auch nur deren Auslegung durch die katholische Kirche zu kritisieren: wie wäre das wohl gewertet worden? Hätte man einem kleinen Dominikanermönch, der sicher die Heilige Schrift gründlich studiert hat, Kritik an der vorgegebenen Lesart gestattet?

Wie ist es heute? Kritik darf jede/r SchülerIn im Reli-Unterricht üben ohne Sanktionen zu befürchten. Als "kompetent" würde aber wohl kein maßgeblicher Kirchendiener diese Kritik bezeichnen.

Ich meine, daß die Frage so, wie sie gestellt ist, einfach nicht beantwortbar ist, weil nicht konkret genug.

LG, wirrlicht
 
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