Die Viergliederung des Menschen im Umriss
Die Viergliederung des Menschen im Umriss
Der Begriff der Farbe ist eine rein menschliche Wahrnehmungskategorie in einem physikalisch farblosen Universum.
Als Grundfarben der additiven Farbmischung (= Projektion) werden zwar i.d.R. die Farben Rot, Grün und Blau festgelegt, der wissenschaftlichen Farbtheorie folgend kann es aber genausogut Tausende von Grundfarben geben. Sie Farbmischung kann erfolgen, solange die Grundfarben colorimetrisch unabhängig sind (= keine der Grundfarben kann durch eine Mischung der beiden anderen erreicht werden).
Unsere Farbwahrnehmung basiert auf drei verschiedenen Farbrezeptoren für Rot, Grün und Blau. Der daraus und aus tausenden von Wahrnehmungsexperimenten abgeleitete, wissenschaftliche CIE-Farbraum stellt alle sichtbaren Farben dar, besteht aber aus vier Grundfarben, die auf einer Rot-Grün-Achse, einer darauf senkrecht stehenden Blau-Gelb-Achse und einer vertikalen Helligkeits-Achse besteht.
Alle sichtbaren Farben befinden sich in einem Körper in diesem Raum, einer Art aufrecht stehendem "Ei". Zwei Punkte in diesem Raum mit dem räumlichen Abstand 1, das sog. Delta E, sind gerade soeben unterscheidbar ... von einem geschulten Beobachter, unter optimalen Bedingungen und im Teilraum mit der besten Wahrnehmung (grün). Die Anzahl sichtbarer, sprich unterscheidbarer Farben entspricht daher dem Volumen dieses Elipsoids und ist endlich:
V=4/3 Pi abc,
V=4/3 Pi 256 * 256 * 100
= 27.451.655 mögl. Farben.
Ein theoretisches Maximum, denn die allermeisten Menschen können bei Weitem nicht so viele Farben unterscheiden, und kein Mensch in allen Teilräumen. In der Praxis sind Farbunterschiede von einem Farbabstand von < Delta E = 3 nicht mehr unterscheidbar, weshalb z.B. auch dieser Wert als Norm für kleinstmöglich zu tolerierende Abweichungen bei Druckerzeugnissen gilt.
Berücksichtigt man diesen Wert, dann landet man bei
V=4/3 Pi 148 * 148 * 100 * 58
= 1.270.432 sichtbaren Farben.
Auch dies ist in gewisser Weise noch ein theoretisches Maximum, denn zum Einen hat der reale Sichtbarkeits-Elipsoid noch ein paar Dellen, die wir hier der Einfachheit weggelassen haben. Zum Anderen kann kein reales Farbmodell alle sichtbaren Farben darstellen, sondern ggf. nur näherungsweise. Das verbreitete Farbmodell für den Druck, CMYK, stellt z.B. nur 5,5% aller sichtbaren Farben dar = < 70.000.
Für bestimmte Farbtöne kann das ein ganz reales Problem darstellen, Orange etwa. Ein leuchtendes Orange bekommt man mit CMYK sowieso nicht hin, es bleibt eigentlich nur eine einzige Mischung übrig (100% Gelb, 30% Magenta), die man halbwegs "Orange" nennen möchte. Mit weniger Magenta landet man beim Pissgelb, mit mehr Magenta beim Kackbraun, mit weniger Gelb bei irgendwelchen schwulen Rosatönen.
Die menschliche Farbwahrnehmung ist in der Natur aber keineswegs die einzig mögliche. Denn während wir "nur" über drei verschiedene Farbrezeptoren verfügen, hat der Rekordhalter in der Natur - ein tropischer Krebs - gleich zwölf ... darunter allein vier im Bereich UV, in dem wir überhaupt nichts sehen (das Tier ist übrigens auch poppig bunt wie ein Clown).
Somit ist diese ganze esoterische Farbthorie ein völlig veralteter und auch falscher Murks - und das schon seit über 100 Jahren und mit den Anfängen der wissenschaftlichen und mathematischen Farbtheorie. Erschwerend kommt hinzu, dass bei der subtraktiven Farbmischung (= Aufsichtsvorlagen wie Druckerzeugnisse, Fotos usw.) jede Farbmischung einen Farbeindruck mehr oder weniger überall im Farbraum erzeugen kann - in Abhängigkeit der Lichtverhältnisse, vor allem der Lichttemperatur, angrenzender Farben, Ermüdung des Auges und vielem mehr.
Ach, und ja: Die Farbenlehre des Johann Wolfgang von Goethes, die er selbst als sein wichtigstes und anspruchsvollstes Werk bezeichnete ... ist auch falsch, und zwar von vorn bis hinten. Das war sie auch schon zu seinen Lebzeiten, denn wenn man die Prismenversuche eines Hrn. Isaac Newton, etwa 100 Jahre zuvor, nicht versteht, falsch interpretiert und daher nicht reproduzieren kann ... dann sollte man auch nicht polemisch darüber herziehen, sondern lieber die Klappe halten, auch als Dichterfürst Goethe.
Goethes Farbenlehre ist daher nur noch von kulturhistorischem Interesse.