Gysi
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Ich muss zeitlich viel weiter zürück greifen: Ende der 70er, Anfang der 80er. Da studierte ich noch, und ich war fast nur mit Ausländern in den Arbeitsgruppen; Türken, Perser, Afghanen. ALLE waren "weltlich" ausgerichtet, alle Marxisten - ich hatte nicht die IDEE, ach das sind ja Ausländer: andere Kultur: musst du Rücksicht nehmen auf irgend was? Wir hatten EIN Ziel, EINE Arbeitswelt, eigentlich auch EINE kulturelle Welt.Original geschrieben von Rudhi
Woran liegt das, Gysi? Ich vermute, die netten alten Bekannten aus "Wienerhof-Zeiten", die irgendwann weggezogen sind, waren einfach nicht zu ersetzen? Und wer lernt schon täglich neue Leute kennen?
Das hat sich alles verändert. Die RELIGION hat auch unter den jungen nahöstlichen Leuten eine viel höhere Bedeutung erlangt. So dümmlich, wie wir den Marxismus händelten - er hatte uns irgendwie geeint.
Naja: Ich hatte damals nur mit Studenten Kontakt. Und jetzt kommt´s: Bildung macht verständnisbereiter, neugieriger auf fremde Menschen und Kulturen - und kommunikationsfähiger! Die letzten zwei Jahrzehnte ließen mich andere Leute kennen lernen: Arbeiter, Schwarzarbeiter, Nichtarbeiter, schwer in den Arbeitsprozess Integrierbare... Die wollen saufen, kiffen - weniger reden. Und wenn´s mal mehr in die Tiefe ging, z.B. über Religion - war schwer Zoff angesagt. Du kennst doch noch Baschar, der mit mir die Writers Corner begonnen hatte, als du mit Marco dazu kamst. Der konnte auch Flammenreden gegen die Israelis schwingen, dass ich brechen musste. Und ich kenne KEINEN Palästinenser, hier in Bremen, der nicht politisch verkniffen ist von HASS. Diskussionen? Auch hier: Keine Chance! Gerade von unseren palästinensischen Brüdern bin ich schwer enttäuscht.
Gysi