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Vortragsreihe Bipolare Störung

AW: Vortragsreihe Bipolare Störung

Und was gibt dir die Sicherheit, dass sich alle Menschen auch tatsächlich selbst heilen können ?
 
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AW: Vortragsreihe Bipolare Störung

Und was gibt dir die Sicherheit, dass sich alle Menschen auch tatsächlich selbst heilen können ?

ich bin sicher, daß keiner mehr über "Heilung" nachdenken würde, wenn niemand mehr von Krankheit spricht. Dann bleiben trotzdem die vielen Einschränkungen, Gebrechen und Leiden... aber das gehört ja dazu.

Der Rote Baron
 
AW: Vortragsreihe Bipolare Störung

ich bin sicher, daß keiner mehr über "Heilung" nachdenken würde, wenn niemand mehr von Krankheit spricht. Dann bleiben trotzdem die vielen Einschränkungen, Gebrechen und Leiden... aber das gehört ja dazu.

Der Rote Baron

Genau! Die Einteilung krank/gesund findet in den Köpfen derer statt, die sich für gesund halten.

Kaawi
 
AW: Vortragsreihe Bipolare Störung

Genau! Die Einteilung krank/gesund findet in den Köpfen derer statt, die sich für gesund halten.

Kaawi

es ist ein Unterschied zwischen "sich für gesund halten" und "gar nicht drüber nachdenken". Diese Einteilung findet in den Köpfen derer statt, die nicht einfach darin belassen werden, gar nicht drüber nachzudenken.

Der Rote Baron
 
AW: Vortragsreihe Bipolare Störung

Ich halte es für etwas einseitig, es von der bloßen Einteilung in den Köpfen der Betroffenen abhängig zu machen. Du bist solange gesund, wie du dich für gesund hälst ? Das kann auch grandios schiefgehen, indem du dir krampfhaft versuchst, Probleme schönzureden. Ich bin doch gesund, das gehört alles dazu, wird schon gehen.

Es gehört eben nicht alles dazu und auch wenn ich dir insofern zustimme als die Einstellung zu den Problemen einen großen Anteil an der Problemlösung hat, halte ich solch eine Einstellung sogar für gefährlich. Am Beispiel der bipolaren Störung zum Beispiel : In manischen Phasen neigen Betroffene dazu, sich vollkommen zu überschätzen und Gefahren nicht mehr wahrzunehmen, ergo auch die Realität anders wahrzunehmen, völlig rücksichtslos Geld zu verprassen etc.pp. Manie hat nichts mehr mit übertrieben guter Laune zu tun.

Oder was ist mit Schizophrenen, deren Wahngedanken enormen Leidensdruck auslösen ? Sollen die sich vielleicht gesund reden ? Das ist das andere Extrem dessen, was du anprangerst. Ich sehe es auch so, dass heute viele Probleme, die von dem abweichen, was wir irgendwann irrsinnigerweise als Norm festgelegt haben, sofort pathologisch genannt werden, obwohl sie weit davon entfernt liegen. Aber genauso, wie man Menschen krankreden kann, kann man sie auch zwanghaft 'gesund reden' und damit genauso viel Schaden anrichten.
 
AW: Vortragsreihe Bipolare Störung

es ist ein Unterschied zwischen "sich für gesund halten" und "gar nicht drüber nachdenken". Diese Einteilung findet in den Köpfen derer statt, die nicht einfach darin belassen werden, gar nicht drüber nachzudenken.

Der Rote Baron

Zweifel daran, in Ordnung zu sein, sind der beste Nährboden für dieses Nachdenken. Und diese Zweifel werden überall in der Gesellschaft geschürt vom Elternhaus über die Schule bishin zum Sportverein. Ein Mensch, der nichts leistet, hat kaum eine Chance zu spüren: du bist okay wie du bist.

Kaawi
 
AW: Vortragsreihe Bipolare Störung

es ist ein Unterschied zwischen "sich für gesund halten" und "gar nicht drüber nachdenken". Diese Einteilung findet in den Köpfen derer statt, die nicht einfach darin belassen werden, gar nicht drüber nachzudenken.

Der Rote Baron

Über deine doppelte Verneing muss
ich nun - wohl oder übel - noch längere
Zeit nachdenken. - BIPOLAR? :haare:
Na ja, Nachdenklichkeit ist ja auch was wert.
:blume1::):blume1:
 
AW: Vortragsreihe Bipolare Störung

Ich halte es für etwas einseitig, es von der bloßen Einteilung in den Köpfen der Betroffenen abhängig zu machen. Du bist solange gesund, wie du dich für gesund hälst ? Das kann auch grandios schiefgehen, indem du dir krampfhaft versuchst, Probleme schönzureden. Ich bin doch gesund, das gehört alles dazu, wird schon gehen.

Es gehört eben nicht alles dazu und auch wenn ich dir insofern zustimme als die Einstellung zu den Problemen einen großen Anteil an der Problemlösung hat, halte ich solch eine Einstellung sogar für gefährlich. Am Beispiel der bipolaren Störung zum Beispiel : In manischen Phasen neigen Betroffene dazu, sich vollkommen zu überschätzen und Gefahren nicht mehr wahrzunehmen, ergo auch die Realität anders wahrzunehmen, völlig rücksichtslos Geld zu verprassen etc.pp. Manie hat nichts mehr mit übertrieben guter Laune zu tun.

Oder was ist mit Schizophrenen, deren Wahngedanken enormen Leidensdruck auslösen ? Sollen die sich vielleicht gesund reden ? Das ist das andere Extrem dessen, was du anprangerst. Ich sehe es auch so, dass heute viele Probleme, die von dem abweichen, was wir irgendwann irrsinnigerweise als Norm festgelegt haben, sofort pathologisch genannt werden, obwohl sie weit davon entfernt liegen. Aber genauso, wie man Menschen krankreden kann, kann man sie auch zwanghaft 'gesund reden' und damit genauso viel Schaden anrichten.


wenn du hier deine Ansichten zutreffend beschreibst, wird darin gerade dein eigener Hang zur Grandiosität erkennbar. Dein Denken ist bestimmt von unbewußten Wertungen und Denkgewohnheiten, etwa nur das eine Beispiel: "schiefgehen". was meinst du damit? Was könnte denn "schiefgehen"? In dem Wort liegt doch hauptsächlich deine eigene, subjektive Vorstellung von "unerwünschten" und "erwünschten" Lebensereignissen, die du ungefragt - aber innerhalb der kollektiven Wirklichkeitskonstruktion unserer Gesellschaft - auf andere anwendest.

Oder etwa "Probleme schönreden"? Was meinst du damit? was sind denn überhaupt Probleme? Jemals wirklich darüber nachgedacht? Geht es dir nicht vielmehr um die Verallgemeinerung deines eigenen, unreflektierten Wertungssystems?

Beispiel "Manie" - was immer das sein mag: wenn jemand - als konkretes Beispiel - sein ganzes Geld verprasst, was ist denn da so schlimm daran? Ich behaupte, für den bestreffenden ist es gar nicht schlimm. Sondern für andere, die dadurch irgendwelche Folgen zu tragen haben. Also hat gar nicht der "Betroffene" selber ein Problem, sondern die anderen. Und diese setzen sich nicht damit auseinander (etwa, daß Familienangehörige den "Betroffenen" eben verlassen etc.), sondern verlagern ihre nicht-reflektierte Problematik auf den anderen.

Oder die sogenannten Schizophrenen... was denn für ein Leidensdruck? Bei wem denn? Wenn etwa die Angehörigen leiden, müßte man dann nicht ehrlicherweise fragen: warum? Wieso gehen sie diesem "Schizophrenen" nicht einfach aus dem Weg? Warum überfordern sich sich mit einer Beziehung zu einem Schizophrenen?

Trennst du denn nicht zwischen einer Ebene der Fakten und Verhältnisse - und einer anderen Ebene der persönlichen (eigenen!) Bewertung?

Der Rote Baron
 
AW: Vortragsreihe Bipolare Störung

Zweifel daran, in Ordnung zu sein, sind der beste Nährboden für dieses Nachdenken. Und diese Zweifel werden überall in der Gesellschaft geschürt vom Elternhaus über die Schule bishin zum Sportverein. Ein Mensch, der nichts leistet, hat kaum eine Chance zu spüren: du bist okay wie du bist.

Kaawi


ich nehme an, du zielst auf das gefühlte OK-sein ab... im Sinne des "ich bin OK" der Transaktionsanalyse? Und nicht auf verzerrende Einflüsse seitens des Verstandes?

Und dann sehe ich das auch so: Ein Mensch, der nichts leistet, hat kaum eine Chance zu spüren: du bist okay wie du bist.

Das ist - nein: das halte ich - für einen der kranken Aspekte dieser Gesellschaft. Das ist übrigens zugleich eine sehr weit verbreitete ständige Wiederholung eines Kindheitstraumas: leiste etwas, dann wirst du geliebt. Und die Traumatisierten, die sich dieser Realität nicht stellen wollen (da sind sie wieder, diese schon mal erwähnten 95 Prozent), erschaffen daher eine Welt der Leistung...

Diese pathologische Grundhaltung (die ich aus eigener Erfahrung auch gut kenne) läßt sich leider so leicht mit tatsächlichen und unbestreitbaren Fakten rechtfertigen: die Welt der Materie läßt sich nur mit erheblichem Einsatz umgestalten. Güter (auch absolut lebensnotwendige!) müssen erstmal produziert werden, was planmäßige und häufig anstrengende Aktivität voraussetzt. Aber anstatt nur das Nötigste zu tun, wird diese Haltung zum Selbstläufer. Angetrieben von persönlicher Gier und emotionaler Unzufriedenheit (da taucht das Kindheitstrauma des Ungeliebten wieder auf), muß jetzt "was geleistet" werden. Und wehe, diesem Wahn entzieht sich einer...

Eine Anmerkung am Rande: ist es "Grandiosität" zu nennen, wenn ein (unbewußt) gefühltes "ich-bin-nicht-ok" mit einer bewußt aufrecht erhaltenen Wahrnehmungsverzerrung zu einem gewußten "ich-bin-ok" korrigiert wird? Warum die Abwehrmechnismen seiner Persönlichkeitsstruktur nicht auf doppelte Weise gegen sich selbst einsetzen...

Der Rote Baron
 
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AW: Vortragsreihe Bipolare Störung

Wenn du, lieber redbaron, es für dich erstrebenswert findest, durch Verdrängungsmechanismen auch körperlich krank zu werden, ist das dein gutes Recht, genauso wie es meines ist, das nicht für sinnvoll zu halten. Was Probleme sind ? Probleme sind Gegebenheiten, die mich in meiner Lebensführung einschränken. Wenn ich mich gern einschränken lasse, dann darf ich auch das tun.

etwa nur das eine Beispiel: "schiefgehen". was meinst du damit?

Was ich damit meine ? Nehmen wir zum Beispiel jemanden, der unter einer bipolaren Störung leidet, in seiner Manie hunderte Kilometer reist, kaum schläft, 10.000 Euro sinnlos auf den Kopf haut, dann zurück in die depressive Phase verfällt, sich kaum entsinnen kann, was er die letzten Wochen / Monate getan hat und nun vor dem steht, was er, wohlgemerkt gar nicht wirklich in bewusstem Zustand, 'angerichtet' hat. Er hat jetzt die Möglichkeit, deine Methode der Bewältigung zu wählen und zu sagen : 'Joa, meine Güte, hab' ich eben Geld auf den Kopf gehauen, mich körperlich in große Gefahr begeben, hab ich jetzt eben Schulden ...kommt vor, darüber muss ich mir keine Gedanken machen.' Dann hat er sich gesund geredet, aber sein Problem nicht gelöst. Die manischen Phasen werden immer wieder die depressiven, auch von Suizidgedanken begleiteten Phasen ablösen. Was hat er nun also davon, wenn er sich einredet, er sei gesund und alles sei in Ordnung ? Eine Verlängerung des Leidens - denn das Leid als solches entsteht nunmal nicht ausschließlich durch die Beeinflussung von außen.

Ich behaupte, für den bestreffenden ist es gar nicht schlimm.

Es ist nicht schlimm, auf einmal einige tausend Euro Schulden zu haben ? Womöglich die Wohnung nicht mehr bezahlen zu können ? Vielleicht auch durch die Manie und die in diesen Phasen angesiedelten Geschehnissen seinen Job zu verlieren ? Kommt nicht unbedingt selten vor. Glaubst du, das kann ich mir alles schönreden ? Das kann ich alles für richtig und wichtig erklären ? Mag sein, dass das dein Lebenskonzept ist, meines ist es nicht.

Oder die sogenannten Schizophrenen... was denn für ein Leidensdruck? Bei wem denn? Wenn etwa die Angehörigen leiden, müßte man dann nicht ehrlicherweise fragen: warum? Wieso gehen sie diesem "Schizophrenen" nicht einfach aus dem Weg? Warum überfordern sich sich mit einer Beziehung zu einem Schizophrenen?

Was heißt denn 'sogenannte' Schizophrene ?
Ist die Schizophrenie als solche also auch nur eine Wahnvorstellung, die sich mit einem autosuggestiven 'Ich bin doch aber gesund' beseitigen ließe ? Erinnert ein bisschen an die Argumentation von Alkoholikern, die sich ihre Sucht nicht eingestehen wollen.
Wo da der Leidensdruck entsteht ? Hast du dich je mit Psychosen auseinandergesetzt ? Es gibt durchaus empfehlenswerte Lektüre, auch von Betroffenen, zum Thema Schizophrenie.

Wieso gehen sie diesem "Schizophrenen" nicht einfach aus dem Weg? Warum überfordern sich sich mit einer Beziehung zu einem Schizophrenen?

Hoch lebe die Menschlichkeit ! Sobald mich jemand überfordert, egal, womit und vorallendingen egal, wer er ist, schiebe ich ihn ab oder wie stellst du dir das vor ? Mal ganz davon abgesehen, dass ich hinsichtlich des Leidensdrucks nicht von den Angehörigen gesprochen habe, um die geht es hier gerade überhaupt nicht.
 
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