AW: Vortragsreihe Bipolare Störung
Wenn du, lieber redbaron, es für dich erstrebenswert findest, durch Verdrängungsmechanismen auch körperlich krank zu werden, ist das dein gutes Recht, genauso wie es meines ist, das nicht für sinnvoll zu halten. Was Probleme sind ? Probleme sind Gegebenheiten, die mich in meiner Lebensführung einschränken. Wenn ich mich gern einschränken lasse, dann darf ich auch das tun.
etwa nur das eine Beispiel: "schiefgehen". was meinst du damit?
Was ich damit meine ? Nehmen wir zum Beispiel jemanden, der unter einer bipolaren Störung leidet, in seiner Manie hunderte Kilometer reist, kaum schläft, 10.000 Euro sinnlos auf den Kopf haut, dann zurück in die depressive Phase verfällt, sich kaum entsinnen kann, was er die letzten Wochen / Monate getan hat und nun vor dem steht, was er, wohlgemerkt gar nicht wirklich in bewusstem Zustand, 'angerichtet' hat. Er hat jetzt die Möglichkeit, deine Methode der Bewältigung zu wählen und zu sagen : '
Joa, meine Güte, hab' ich eben Geld auf den Kopf gehauen, mich körperlich in große Gefahr begeben, hab ich jetzt eben Schulden ...kommt vor, darüber muss ich mir keine Gedanken machen.' Dann hat er sich gesund geredet, aber sein Problem nicht gelöst. Die manischen Phasen werden immer wieder die depressiven, auch von Suizidgedanken begleiteten Phasen ablösen. Was hat er nun also davon, wenn er sich einredet, er sei gesund und alles sei in Ordnung ? Eine Verlängerung des Leidens - denn das Leid als solches entsteht nunmal nicht ausschließlich durch die Beeinflussung von außen.
Ich behaupte, für den bestreffenden ist es gar nicht schlimm.
Es ist nicht schlimm, auf einmal einige tausend Euro Schulden zu haben ? Womöglich die Wohnung nicht mehr bezahlen zu können ? Vielleicht auch durch die Manie und die in diesen Phasen angesiedelten Geschehnissen seinen Job zu verlieren ? Kommt nicht unbedingt selten vor. Glaubst du, das kann ich mir alles schönreden ? Das kann ich alles für richtig und wichtig erklären ? Mag sein, dass das dein Lebenskonzept ist, meines ist es nicht.
Oder die sogenannten Schizophrenen... was denn für ein Leidensdruck? Bei wem denn? Wenn etwa die Angehörigen leiden, müßte man dann nicht ehrlicherweise fragen: warum? Wieso gehen sie diesem "Schizophrenen" nicht einfach aus dem Weg? Warum überfordern sich sich mit einer Beziehung zu einem Schizophrenen?
Was heißt denn '
sogenannte' Schizophrene ?
Ist die Schizophrenie als solche also auch nur eine Wahnvorstellung, die sich mit einem autosuggestiven '
Ich bin doch aber gesund' beseitigen ließe ? Erinnert ein bisschen an die Argumentation von Alkoholikern, die sich ihre Sucht nicht eingestehen wollen.
Wo da der Leidensdruck entsteht ? Hast du dich je mit Psychosen auseinandergesetzt ? Es gibt durchaus empfehlenswerte Lektüre, auch von Betroffenen, zum Thema Schizophrenie.
Wieso gehen sie diesem "Schizophrenen" nicht einfach aus dem Weg? Warum überfordern sich sich mit einer Beziehung zu einem Schizophrenen?
Hoch lebe die
Menschlichkeit ! Sobald mich jemand überfordert, egal, womit und vorallendingen egal, wer er ist, schiebe ich ihn ab oder wie stellst du dir das vor ? Mal ganz davon abgesehen, dass ich hinsichtlich des Leidensdrucks nicht von den
Angehörigen gesprochen habe, um die geht es hier gerade überhaupt nicht.