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Unsoziale Sozialversicherung

Phoenix schrieb:
Hallo Ziesemann,

ich habe das Wort 'Sozialraub' aus deinem Beitrag vom 06.02. so übernommen
weil ich es schon als solchen empfinde wenn Gelder nicht ihrem eigentlichen
Zweck zugeführt werden.

Wenn Du den Begriff in diesem Sinne gebrauchst, kann man ihn verwenden; nur weißt Du sicherlich, dass grundsätzlich alle Steuereinnahmen eben nicht zweckgebunden sind.

Das Problem sehe ich in erster Linie darin das unser Staat eben nicht wie
jeder Betrieb der doppelten Buchführung unterliegt.

Ja, groteskerweise arbeiten die meisten öffentlichen Haushalte noch nach der Kameralistik, was beispielsweise dazu führt, dass wenige Wochen vor Jahresende das "Dezemberfieber" ausbricht. Schnell werden noch alle Im SOLL vorhandenen Gelder garedezu verschwenderisch ausgegeben, weil sonst die Mittel verfallen und im nächsten Jahr gekürzt werden. - Auch möchte ich meinen, dass Du mit Deinen weiteren Darlegungen, die ich hier nicht mehr zitiere, recht hast.

Phoenix schrieb:
Deswegen bin ich halt der Meinung das wir uns den erarbeiteten Sozialstandart
durchaus erhalten können wenn alle nach den für alle Nichtstaatlichen
Betrieben gültigen Regeln arbeiten und planen würden.
Einige Länder haben uns auch vorgemacht das es geht. Ich muß mal sehen ob
ich einige Links dahin finde sonst müßte ich hier zehn Seiten schreiben.
Erlaube mir Einspruch, Euer Ehren. Die Umstellung auf ein anderes Buchführungssystem spart sicherlich ein paar Milliönchen, meinetwegen auch viel mehr. Aber die Dimensionen der Sozialkosten sind viel zu gewaltig, als dass sie damit gelöst werden könnten. Ich kann jetzt "auf die Schnelle" keine exakten Zahlen vorlegen, werde es aber gern nachholen, wenn Du das möchtest.
Ich freue mich über den weiteren Austausch.

Die Freude ist auf meiner Seite genauso groß.

Deshalb mit freundlichen Grüßen - Ziesemann
 
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Phoenix schrieb:
Was die GRV bestrifft bin ich der Meinung das zumindest heute noch nicht
dieses extreme Loch existieren würde wenn nicht soviel Geld zweckentfremdet
worden wäre.
Wenn ich mich recht entsinne sollte das Geld was die Treuhand durch Verkäufe
erwirtschaftet hat der RV zugute kommen.

Lg
Phoenix
Völlig richtig, viel Geld - weit über 25% - wurde aus der GVR zweckentfremdet ausgegeben, z.B. für Tranferzahlungen nach Ostdeutschland, Umschulungen usw. Aber für den Steuerbürger wäre es doch egal gewesen, ob er solche Leistungen über höhere Steuern oder höhere Sozialbeiträge hätte begleichen müssen!

Die Treuhand hat gar nichts eingezahlt, weil sie nämlich mit einem Verlust von knapp 400 Mrd DM abgeschlossen hat. Die DDR war eben kein "Schnäppchen" wie Günter Grass meinte, sondern eine ziemlich teure Immobilie. Doch um kein Missverständnis aufkommen zu lassen: Ich war und bin ein überzeugter Anhänger der Einheit Deutschlands, koste es ,was es wolle.

Grüß Dich - Ziesemann
 
Guten Morgen Ziesemann,

Vorab eine kurze (Teil-) Antwort.
Ich wollte damit nicht sagen das es 'die' Lösung ist, aber schon einen
gewaltigen Schritt in die richtige Richtung.

Das die Treuhand durch m.M.n. Mißwirtschaft mit Verlust abgeschlossen hat
ist schon wieder ein weiteres Thema.
Jedoch wollte ich mich in keinster Weise gegen die Wiedervereinigung aus-
sprechen. Für mich gibt es da keine Trennung und auch das Thema trifft alle.
Sollte man meinen Beitrag in dieser Form irgendwie mißverstehen können dann
war es jedenfalls in keiner Weise beabsichtigt.

LG
Phoenix
 
Phoenix schrieb:
Guten Morgen Ziesemann,

Vorab eine kurze (Teil-) Antwort.
Ich wollte damit nicht sagen das es 'die' Lösung ist, aber schon einen
gewaltigen Schritt in die richtige Richtung.

Gleichfalls Guten Morgen, lass es mich bitte etwas abgeschwächter formulieren: Es ist ein kleiner erster Schritt, aber der erste ist stets der schwerste. Abschiedzunehmen von den Träumen des allumfassenden Versorgungstaat. Die Schweden, Dänern, Belgier, Niederländer - alle mussten es tun, wir werden das hoffentlich auch noch lernen.

Phoenox schrieb:
Jedoch wollte ich mich in keinster Weise gegen die Wiedervereinigung aus-
sprechen. Für mich gibt es da keine Trennung und auch das Thema trifft alle.
Sollte man meinen Beitrag in dieser Form irgendwie mißverstehen können dann
war es jedenfalls in keiner Weise beabsichtigt.
LG
Phoenix
Ich habe Dich mit keinem Wort so verstanden, als seiest Du gegen die Wiedervereinigung; ich glaube mann muss schon absichtlich Dich missverstehen wollen, um Dich so zu interpretieren.

Alles Klar, nicht wahr!

Beste Grüße - Ziesemann
 
Lieber Ziesemann,

ich habe mich nicht im geringsten von dir mißverstanden gefühlt.
Ich habe einfach in den letzten Monaten hier gelernt das mich einige Leute
gerne absichtlich mißverstehen und das erst recht wenn ich auf einen
hervorgehobenen Punkt in vorhergehenden Postings nicht eingehe.

Das gleiche gilt bei dem Thread 'Politischer Diskussionstil'.
Ich habe mich nicht von dir angegriffen gefühlt. Mir ging es einfach in der
Anmerkung darum klarzustellen das Kindergeld nichts mit Profit zu tun hat,
da leider sehr viele Menschen der Meinung sind das man, wenn man Knder
hat angeblich tausende Vorteile dadurch hat.

Ich wollte keinenfalls deinen Thread dadurch stören.

Zum eigentlichen Thema wieder zum Wochenende mehr.

LG
Phoenix
 
Keine Missverständnisse

Phoenix schrieb:
Lieber Ziesemann,

ich habe mich nicht im geringsten von dir mißverstanden gefühlt.
Ich habe einfach in den letzten Monaten hier gelernt das mich einige Leute
gerne absichtlich mißverstehen und das erst recht wenn ich auf einen
hervorgehobenen Punkt in vorhergehenden Postings nicht eingehe.
Das gleiche gilt bei dem Thread 'Politischer Diskussionstil'.
Liebe(r) Phoenix,
anscheindend (= wirklich nicht) gibt es zwischen uns kein Missverständnis und schon gar kein Missverstehen. - Lass mich aber bitte hier schweigen von der partiellen Trostlosigkeit der Entwicklung des Threads "Politischer Diskussionsstil".


Ich habe mich nicht von dir angegriffen gefühlt. Mir ging es einfach in der Anmerkung darum klarzustellen das Kindergeld nichts mit Profit zu tun hat,
da leider sehr viele Menschen der Meinung sind das man, wenn man Knder
hat angeblich tausende Vorteile dadurch hat.

Dein Gefühl hat Dich nicht getäuscht. Ich greife niemanden persönlich an, ich kritisiere höchstens eine Meinung.

Zu den Kindern - ich hoffe, wir lesen uns am Wochenende wieder - nur diesen vielleicht wiederum etwas provokativen Satz: Von Kindern profitiert, wer keine hat.

Kurzbegründung: Die ökonomischen Vorteile der Kinder - Rentensicherung, Steuererträge, wirtschaftliches Wachstum, Innovationen - werden, wenn die Kinder erwachsen sind, sozialisiert, die wirtschaftlichen Nachteile - Kosten, Karriereverzicht, ein Rund-um-die-Uhr-Bereitschaftsdienst, Sorgen - sind privatisiert.

Bis demnächst - herzliche Grüße Ziesemann

Phoenix[/QUOTE]
 
Ja, bis auf die Unfallversicherung, die von den Arbeitgebern allein getragen werden muss, werden die Lasten aller gesetzlichen Sozialversicherungssysteme hälftig von Arbeitgebern und Arbeitnehmern getragen. - Aber das ist tatsächlich nur scheinbar so. Im Prinzip arbeiten diese Systeme noch so, wie sie von Bismarck 1883 mit der Krankenversicherung begonnen wurden. Aus optisch-politischen Gründen - schließlich wollte man damit den "gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokraten" entgegenwirken, was bekanntlich misslang - wurde der Eindruck erweckt, als teilten sich die Sozialpartner die Lasten. Du hast natürlich völlig recht. Das ist pure Täuschung. Diese - neben anderen als Lohnnebenkosten bezeichneten - Arbeitgeberanteile gehen voll in die Kostenrechnung und damit auch in den Preis ein. Und die Kostenlast, die der Arbeitgeber zu tragen hat, aber eben nicht aus seinem Gewinn aufbringt, ist rd. 85% höher als sein Bruttolohn, in manchen Branchen geht das bis 100%. Deshalb gilt ja der fast schon verzweifelte Kampf den hohen Lohnnebenkosten, welche die Arbeit verteuern, ohne dass der Arbeitnehmer in seiner "Lohntüte" davon etwas merkt. Vereinfacht formuliert: Er verdient nicht zu viel, er kostet zu viel.
Der Arbeitnehmer hat seinen Wetteinsatz bezahlt - schreibst Du. Gut, dass Du das Wort in Anführungsstriche gesetzt hat. Er zahlt aber eben nicht nur den Wetteinsatz auf sein persönliches Krankheitsrisiko, sondern mit seinem Beitrag deckt er auch andere, höhere Risiken anderer ab; er zahlt also zuviel. Das war es neben anderem, was ich mit dem Unsozialen der bestehenden gesetzlichen Sicherungssysteme geißeln wollte.
Danke für Deinen Beitrag - Ziesemann
Natürlich deckt der Versicherte mit seinem Beitrag andere, höhere Risiken ab. Das ist das Solidarprinzip auf dem letztendlich alle Versicherungen beruhen.
 
Ich gebe die Antwort gern, dafür diskutieren wir ja hier:
Eine Versicherung deckt das individuelle Risiko ab, berechnet für den Versicherungsnehmer nach Eintrittswahrscheinlichkeit und Schadenshöhe. Deshalb die Staffelungen z.B. bei der KFZ-Versicherung: Alter, unfallfreie Jahre, Autotyp, Wohngegend alles wird berücksichtigt um die Prämie genau dem individuellen Risiko anzupassen.
Aber das macht die GKV eben nicht. Sie hobelt alle gleich egal wie unterschiedlich das Krankheitsrisiko (denk nur mal an Raucher) usw. ist.
Hnzu kommt die Fremdbelastung durch mitversicherte Ehepartner und Kinder, die keine Beiträge leisten. Deren Prämien müssten natürlich von allen Steuerzahlern aufgebracht werden und nicht nur von den Arbeitnehmern. Und schließlich: Was hat ein zunehmendes Einkommen und damit steigende Prämien eigentlich mit dem Krankheitsrisiko zu tun? Eher umgekehrt. Besser Verdienende leben eher gesünder.
Wäre noch viel dazu zu sagen, aber das mag mal fürs erste genügen.
Gruß - Ziesemann
Denke, mit zunehmendem Einkommen steigt die Zufriedenheit mit dem Job, nur tatsächliche Erkrankungen treiben diese Versicherten zum Arzt. Bei den vielen Selbständigen die in der PKV sind, ist es nicht nur die Zufriedenheit, sondern eher die Notwendigkeit permanenten Einsatzes, die wenig Zeit zum Krank sein lässt. Das ist meines Erachtens eine Säule der PKV, dass niemand mit Befindlichkeitsstörungen Kosten verursacht. Um einen bezahlbaren Tarif zu erhalten, haben die meisten Versicherten einen Selbstbehalt. Hätte die GKV auch solch eine persönliche Beteiligung, wie neulich wieder gefordert, sähe es in den Praxen sicher leerer aus.
 
Ich empfinde den Grundtenor des Threads leider etwas defätistisch. Dabei drohen unserem Sozialsystem nur zwei Gefahren. Der massenhafte Missbrauch und der Wandel der Altersstruktur der Beitragszahler. Weiter oben wurde auf die Vorbildfunktion der "moderneren Struktur" der Sozialversicherung in mehreren Ländern verwiesen.
Wer in Großbritannien Zahnschmerzen hat oder Zahnersatz braucht, ist ohne private Krankenversicherung regelrecht verloren.
Ob im gehobenen Alter einen Herzschrittmacher braucht oder ein Spenderorgan, muss sich einem Gremium stellen, welches nach utilitaristischen Gesichtspunkten über die Zuteilung entscheidet. Und nicht nach barmherzigen. Meine jüngere Tochter lebt in Norwegen. Was herrscht dort, wie auch in vielen anderen zivilisierten Ländern? Klar, Ärzte. Also im Verhältnis zu uns katastrophal.
Trotz berechtigter Kritik: Derzeit haben wir eines der großzügigsten Sozialsysteme der Welt
 
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Ob im gehobenen Alter einen Herzschrittmacher braucht oder ein Spenderorgan, muss sich einem Gremium stellen, welches nach utilitaristischen Gesichtspunkten über die Zuteilung entscheidet. Und nicht nach barmherzigen.
Wie würde eine Zuteilung nach "barmherzigen Gesichtspunkten" aussehen?
Einfaches Beispiel:
Ein jüngerer und ein älterer Patient würden beide einen Herzschrittmacher gleich dringend benötigen, aber es ist nur 1 Herzschrittmacher da, über dessen Zuteilung jenes Gremium entscheiden muss.
Utilitaristisch würde ihn wohl der jüngere Patient bekommen.
Wer unter "barmherzigen Gesichtspunkten"?
 
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