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Über den Zusammenhang von Religion und Wissenschaft

anonym1991

New Member
Registriert
10. Juli 2008
Beiträge
23
Ich habe einen Text zu diesem Thema verfasst, weil es mich gedanklich und emotional ständig beschäftigt seit ich den "Gotteswahn" von Richard Dawkins gelesen habe. Ich komme gedanklich einfach nicht davon weg. Vielleicht geht es euch auch so, schließlich geht es ja um "die letzte Frage", die Frage nach einem Leben nach dem Tod.

Die Wissenschaft macht unglücklich. Die Religion macht, von einer liberalen Perspektive ausgehend, glücklich. Die Realität scheint völlig anders zu sein, als das, was wir als Realität wahrnehmen.
Man muss sich vor Augen führen, dass in der Realität nicht einmal Farben existieren. Ein Gedanke, der einen denkenden Menschen in die Depression stürzen könnte.
Das, was wir als Farben wahrnehmen, sind in Wirklichkeit, wenn die Physik nicht völlig irrt, nur unterschiedliche Längen von Lichtwellen. Diesen wird dann vom Gehirn eine Farbe zugeordnet. Das Leben, ein Traum? Zumindest eine gewaltige Illusion.
Aber das Licht scheint überhaupt von sonderbarer, für uns nicht begreiflicher Beschaffenheit zu sein. Besteht es überhaupt aus Wellen? Oder ist die Wellentheorie eher ein Modell, um die Realität vage einzuschätzen zu können? Quälende Fragen, auf die niemand eine Antwort weiß.
Gibt es das Licht überhaupt? Oder entsteht auch die Lichtwahrnehmung im Gehirn?
Rein wissenschaftlich betrachtet existiert das Licht natürlich, aber wenn es ausreicht, immer nur rational zu denken, warum hat sich dann im Laufe der Evolution die rechte Gehirnhälfte entwickelt? Nur, weil emotionaler Antrieb einen Überlebensvorteil darstellt? Mein Verstand sagt ja, aber ich hoffe, er hat Unrecht.
Es macht mich nämlich depressiv, dass meine Gefühle auf evolutive Vorteile reduziert werden und mein Körper auf einen Haufen Elementarteilchen.
Ist nicht ohnehin alles Existierende gleich? Alles besteht aus Protonen, Neutronen und Elektronen. Nur deren Anordnung entscheidet über Sein oder Nichtsein, darüber hinausgehend gibt es keine quantenphysikalischen Unterschieden zwischen einem Stein und einem Menschen. Natürlich, bevor die Logiker aufschreien, auch der Stein IST, er existiert, aber er ist leer von Gefühlen, er kann weder Lachen, noch Weinen, weder trösten, noch verletzen, kurz gesagt: Er lebt nicht. Tot ist er auch nicht, weil er nie gelebt hat. Es könnte aber durchaus sein, dass er Bestandteile eines toten Lebewesens, vielleicht sogar eines lebendigen, nämlich ein so genanntes Atom(oder mehrere) in sich trägt. Es ist überhaupt sonderbar, dass unser Körper ständig erneuert wird. Zellen sterben ab, andere wachsen nach, wenn wir unserem Körper Nahrung zuführen. Wir bleiben dieselbe Person. Was bleibt übrig von uns?
Die Seele? Viele Wissenschaftler sind überzeugte Monisten. Sie glauben, dass die Seele eine Form von Materie ist. Nicht unlogisch, aber ein erschütternder Gedanke!
Ich werde jetzt zu Abend essen, mich in den Garten, setzen, die wunderschöne, göttlich wirkende Abendsonne genießen und mir nicht weiter meine Laune verderben.
Das habe ich jetzt gemacht und ich habe mich entschlossen, weiter zu schreiben, denn diese Gedanken kann ich ja nicht für immer und ewig verdrängen.
Wenn der Monismus wahr ist, entzieht er der Religion jegliches Fundament. Der Monismus ist aber wissenschaftlich betrachtet reine Spekulation. Genau so wie der Determinismus. Beide Hypothesen sind plausibel, aber deswegen noch lange nicht erwiesen. Was ist überhaupt ein wissenschaftlicher Beweis?
Die Wissenschaft ein Versuch, die Realität möglichst exakt zu beschreiben und zu definieren.
Quasi eine Interpretation der Realität, wobei diese natürlich auf logisches Denken, Argumente und Beobachtungen aufgebaut ist.(im Unterschied zur Religion)
Außerdem: Erarum humanum est. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir, wenn wir das Universum untersuchen, Teil des Systems sind. Das vermindert unsere Chance, die Realität zu erfassen, beträchtlich.
An manchen Punkten löst sich die Wissenschaft ohnehin selbst auf. Nehmen wir als Exemplum die Wellentheorie der Materie: Die Materie besteht einmal aus Teilchen, dann doch wieder aus Wellen. Der Mensch besteht also aus Wellen, die zusammen addiert im Schnitt um die 70 Kilo auf die Waage bringen. Da sagt doch der Hausverstand: Das ist alles Unsinn.
Und doch gäbe es auch dafür plausibel klingende Erklärungen. Die Frage ist nur: Stimmen sie WIRKLICH? Man sieht also, dass weite Teile der Wissenschaft, besonders die, die den tieferen Grund für die Existenz von Allem(und damit unserer Existenz) untersuchen, nur Modelle der Realität und daher Spekulation sind.
Dass auch die Religion Spekulation ist, weil Sie Wunschdenken und nicht auf logischen Argumenten aufgebaut ist, muss ich hoffentlich nicht erwähnen.
Es würde mich aber zutiefst bedrücken, wenn die Wissenschaft beweisen würde(was sie Gott sei Dank nicht kann), dass es kein Leben nach dem Tod gibt, denn naturlich möchte ich ewig Leben.
Meiner Meinung nach sind die menschlichen Gedanken noch viel zu weit von der Realität entfernt, um etwas Aussagekräftiges über die Beschaffenheit von Allem sagen zu können.



Wie steht ihr zu diesen Themen?

l.g.
 
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AW: Über den Zusammenhang von Religion und Wissenschaft

Lieber Freund
Da hst Du aber einen wunderbaren Thraed aufgemacht.
Danke für Deine Gedanken, die von Dir sind.
Herrlich zu lesen!
Gerade so, als hätte ich geschrieben.
Mit dem Unterschied, dass mir der Mut, zu dieser Offenheit und Ehrlichkeit. Gefehlt hätte.
Doch heute ist es anders.
Ich pers. habe für mich die Gewissheit, doch vertraut mir niemand.

Besonders die Pasage, über das Leben der Steine, hat mich berührt.

Ich danke Dir dass Du das geschrieben hast für mich.


Horst Gutekunst :geist:

PS. rede mit mir weiter so vom Herzen her. Es wird ein wundervoller Dia_Log werden.
 
AW: Über den Zusammenhang von Religion und Wissenschaft

Danke für deine lobenden Worte!
was meinst du mit "ich pers. habe Gewissheit, doch mir vertraut niemand?"
 
AW: Über den Zusammenhang von Religion und Wissenschaft

Danke für deine lobenden Worte!
was meinst du mit "ich pers. habe Gewissheit, doch mir vertraut niemand?"

Lies bitte meine Texte in den Foren, unter Horst Gutekunst nur wenn es Dich interessiert.
Ich möchte mich nicht wiederholen. Ich habe schon zuviel gesagt und Menschen vor den Kopf gestossen. Doch ich bin ganz bei Dir verlass Dich darauf.

Horst
 
AW: Über den Zusammenhang von Religion und Wissenschaft

Hallo Anonymus!

Danke dafür, dass du diese deine Ideen öffentlich geäußert hast!
Ich bin beeindruckt.
Depressiv solltest du jedoch nicht werden, trotz der Fülle dessen, was dir auf- und einfällt.
Widme dich dem Leben!

Mit freundlichen Grüßen
Raphael

PS: Die Jahreszahl steht für dein Geburtsdatum?!
 
AW: Über den Zusammenhang von Religion und Wissenschaft

Hallo

das erste was mir dazu einfiel ist: Wissenschaft hat nichts mit Hausverstand zu tun. Das war mal so, im Mittelalter, aber dann kam Albert Einstein, dessen Theorie
völlig unsere Vorstellungsgrenzen, somit auch unseren Hausverstand, sprengte.
Dann gibts auch noch die Quantentheorie. Wie du sagtest, Welle-Teilchen-Dualismus! Auch das sprengt all deine Vorstellungskraft.
Und du hast recht, die Wissenschaftler wissen bereits selber das diese zwei
Grundpfeiler so nicht stimmen können weil sie einfach nicht zusammen passen wollen.
Deswegen arbeiten die Theoretiker jetzt an der Stringtheorie. Diese wird
deine Vorstellungskraft um das hundertfache überstrapazieren.
Aber diese Theorie wird nicht mehr durch unseren 5 Sinnen erfasst, sondern durch die Mathematik.

Obwohl die Wissenschaft nur reines Denkens entspring, so sind die Naturgesetze doch gegeben. Nur weil wir sie nicht sehen können, und sie neu für uns sind, muss es nicht bedeuten das unsere Vorstellung davon falsch ist.

hier noch ein schönes video, dort kannst du abschätzen was man sich früher
vorstellen hätte können und was man heute weiss.
http://video.google.de/videoplay?docid=-414011699861316272&q=universum&ei=5A1cSNGeE52a2AKy98gp&hl=de
 
AW: Über den Zusammenhang von Religion und Wissenschaft

die Belehrung durch scilla
(toll!, klasse! ... ein Raunen geht durch den Saal:
'Oh je, der schon wieder!')

Das, was wir als Farben wahrnehmen, sind in Wirklichkeit,

wenn wir etwas wahrnehmen,
dann ist es durchaus denkbar,
daß unsere Wahrnehmung nahe an der Wahrheit ist
(sonst wären unsere Vorfahren frühzeitig ausgestorben
und uns würde es heute nicht geben)

Die Wissenschaft ein Versuch, die Realität möglichst exakt zu beschreiben und zu definieren.
Quasi eine Interpretation der Realität, wobei diese natürlich auf logisches Denken, Argumente und Beobachtungen aufgebaut ist.

Physiker bauen Messgeräte,
um ihre Wahrnehmung zu erweitern und exakt angeben zu können

Philosophen sammeln Wahrnehmungsalternativen
und denken sich neue aus

wenn die Physik nicht völlig irrt

die Physik liefert für bestimmte Wahrheiten
überhaupt keine Erkenntis,
um diese Wahrheiten kümmern sich andere Wissenschaften

Wenn der Monismus wahr ist, entzieht er der Religion jegliches Fundament.

der Monismus entzieht der Religion dort,
wo er wahr ist,
jegliches Fundament

die Religion entzieht dem Monismus dort,
wo sie wahr ist,
jegliches Fundament

der Wunsch,
seine Umwelt zu verstehen,
ist die Geburtsstunde der Religion

der Wunsch,
seine Wahrnehmung zu schärfen,
ist die Geburtsstunde der Wissenschaft
 
AW: Über den Zusammenhang von Religion und Wissenschaft

die Belehrung durch scilla
(toll!, klasse! ... ein Raunen geht durch den Saal:
'Oh je, der schon wieder!')

wenn wir etwas wahrnehmen,
dann ist es durchaus denkbar,
daß unsere Wahrnehmung nahe an der Wahrheit ist
(sonst wären unsere Vorfahren frühzeitig ausgestorben
und uns würde es heute nicht geben)

Physiker bauen Messgeräte,
um ihre Wahrnehmung zu erweitern und exakt angeben zu können

Philosophen sammeln Wahrnehmungsalternativen
und denken sich neue aus

die Physik liefert für bestimmte Wahrheiten
überhaupt keine Erkenntis,
um diese Wahrheiten kümmern sich andere Wissenschaften

der Monismus entzieht der Religion dort,
wo er wahr ist,
jegliches Fundament

die Religion entzieht dem Monismus dort,
wo sie wahr ist,
jegliches Fundament

der Wunsch,
seine Umwelt zu verstehen,
ist die Geburtsstunde der Religion

der Wunsch,
seine Wahrnehmung zu schärfen,
ist die Geburtsstunde der Wissenschaft

Hi scilla

würde meines Erachtens deinen letzten Absatz sinngemäß auch ergänzen:

"der Wunsch
seine Wahrnehmung zu schärfen,
ist die Geburtsstunde der Wissenschaft"

und:
eine geschärfte Wahrnehmung
erleichtert das Verständnis für unsere Umwelt
und somit für die Welt in der wir leben.

Denn mit mehr Verständnis
wächst auch das Wissenwollen
und mit dem Wissenwollen
die Bereitschaft zu verstehen.

Mehr Verstehen erzeugt komplexeres Denken
und komplexeres Denken
vermindert die Folgen der Engstirnigkeit
und schließt dogmatisches Denken aus.

sartchi
 
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AW: Über den Zusammenhang von Religion und Wissenschaft

Eine Frage hätte ich noch

Wieso wird immer Religion und Wissenschaft irgendwie verglichen?
Wieso fühlen sich viele Gläubige beleidigt, durch die Wissenschaft erdrückt?
Wieso zweifeln sie daran? Aus freien Gründen oder nur weil es sich mit
der Religion nicht verbinden lässt?
Auch wenn die Wissenschaft es nahe legen würde dass es kein höheres Wesen gibt, so zweifeln die Menschen doch mehr an der Wissenschaft als an der Religion. Wieso?
 
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