AW: Über das Scheitern
Hallo!
Das Thema, wie der Mensch versucht Blamagen zu begegnen, gehört ja auch zu den Vermeidungsstrategien das Scheitern betreffend, doch eher zum Bereich "Eitelkeit", quasi zu den "Seitenblicken" des Scheiterns.
Durchaus interessant allemal...
Ich finde, dass wir bei der Betrachtung des gesellschaftlichen Scheiterns einer Person unterscheiden müssen, ob diese introvertiert oder extrovertiert ist (extra vertiert käme natürlich auch in Frage...).
Mit freundlichen Grüßen
Raphael
Lieber Raphael!
Ich bin astrologisch ein doppelter Krebs (Sonnenzeichen und Aszendent) und der neigt bekanntlich eher zum Rückzug, kaum dass ihm ein kühleres Lüftchen entgegenbläst. Ich hab daher von frühester Jugend an Strategien trainiert, wie ich mich vor schmerzhaften Erlebnissen, wozu auch das Scheitern - und natürlich die dazupassende Blamage - gehört, schützen kann.
Ich wurde daher nach außen hin eine fröhliche, unabhängige, sehr kluge und mit viel Wissen vollgestopfte Frau, so eine Art "liebenswürdige Besserwisserin" (wenns sowas überhaupt gibt, ihr könnt euch hoffentlich vorstellen, was ich meine), aber innerlich einsam und abgestumpft, von meinen Gefühlen abgeschnitten.
Erst als ich durch einige heftige Schicksalsschläge aus dieser inneren "Totenstarre" gerissen wurde, begann langsam eine Art Auftauen meiner Gefühle. Und eines der ersten Erkenntnisse war, dass ich keine Erwartungen mehr erfüllen brauche, weil ich mich in meinem Leben zuerst um MICH kümmern muss. Nach und nach kam ich dahinter, dass es beim Scheitern IMMER nur um meine eigenen Erwartungen ging, weil ich die Erwartungen der anderen zu meinen gemacht hatte. Dabei hatte ich verlernt, meine Gefühle zu spüren und ihnen zu vertrauen.
Meine Lieblingssprüche wurden "Na und?" und "Was solls!"
Nicht als schnoddrige Abwehrfloskeln, sondern als Ausdruck dafür, das nichts so ernst zu nehmen ist, dass es mich wieder in Angst und Starre versetzen kann.
Scheitern oder Erfolg ist somit kein Thema mehr für mich.
Meine Signatur soll das auch ausdrücken. Ich nehme es wie es ist, denn es zählt nur DAS WAS IST, und das kann ich sowieso nicht ändern.
Ich hab ein für allemal den Anspruch aufgegeben, irgendeine Erwartung - weder von anderen noch von mir selbst - erfüllen zu
müssen. NIE WIEDER!
Was noch lang nicht heißt, dass ich das auch gleich so umsetzen kann. Aber wenn ich merke, ich falle wieder in dieses Muster, dann erinnere ich mich, dass ich ja gar nichts tun
muss, überhaupt nichts. Dass ich selbst entscheiden kann, ob ich toll und großartig auftreten will, oder ob ich mich doch lieber für die Bequemlichkeit und den Rückzug entscheide. Beides steht zur Wahl und die Wahl treffe ich, ganz bewusst, nicht weil ich von irgendwem oder irgendwas dazu getrieben werde.
Manchmal gelingt es mir schon, manchmal merke ich, dass ich in meinem Muster hänge. Na und? Was solls!!!