AW: TV: Information – Desinformation – Manipulation?
Liebe Forums-Freunde- und Innen!
Nun, da ich den Anstoß zu dieser Diskussion gab, möchte ich mich zu Wort melden.
Ich habe volles Verständnis dafür, dass Freund Zeilinger den Fall anders sieht als z.B. Miriam, Claus und ich.
Das ist auch das Positive an diesem Forum, dass wir uns hier zivilisiert unterhalten können, ohne gleich in die Luft gehen zu müssen, wenn mein Gesprächspartner den gleichen Sachverhalt anders beurteilt als ich.
Wir dürfen nicht vergessen, dass jeder von uns seine eigenen Erfahrungen im Gepäck mit sich führt und dementsprechend andere Sichtweisen entwickeln kann und wahrscheinlich sogar wird.
Ich habe als Beispiel den Fall „Natascha Kampusch“ als Aufhänger gewählt, da er ein aktuelles Beispiel dafür ist, wie die Medien mit dem Zuschauer und Leser jonglieren um ihn zu manipulieren.
„Information – Desinformation – Manipulation?“
Ungefilterte Informationen sind kaum vorhanden, deshalb ist es auch so schwer abzuwägen was wahr ist oder sein kann und was bewusst falsch ausgesagt wird.
Das beginnt schon bei sich selbst, indem ich etwas, was mir mitgeteilt wurde, so weitergebe wie ich es verstanden habe, was nicht zwangsweise mit dem tatsächlichen Sachverhalt übereinstimmen muß, und was ich dann sage, ist meine Interpretation, bzw. meine Wahrheit. Es sei denn ich sage bewusst etwas Falsches, dann handelt es sich um Desinformation oder Manipulation.
Von Nachrichten erwarten wir, dass sie wahrheitsgetreu sind und somit eine echte Information darstellen. Deshalb ist die Auswahl der Nachrichten dafür verantwortlich worüber der Bürger überhaupt informiert wird, bzw. was ihm vorenthalten werden soll.
Es kommt immer wieder vor, dass eine sehr wohl wichtige, aber für bestimmte Interessengruppen unangenehme Nachricht kurz wie ein Blitzlicht aufleuchtet, um anschließend unterdrückt zu werden. Wogegen andere, mitunter belanglose Nachrichten, bis zum Erbrechen auf allen Sendern und Kanälen wiederholt werden.
Ein anderes Beispiel: Die wirklich informativen Sendungen werden zu Zeiten ausgestrahlt, wenn im normalen Tagesablauf Nachtruhe angesagt ist, damit am Morgen der Dienst ausgeruht angetreten werden kann. Wogegen zu sogenannten werbeträchtigen Sendezeiten belanglose Unterhaltung zur Ablenkung geboten wird.
Gerade hier sehe ich eine bewusste Steuerung durch Manipulation.
Bei allen uns von den Medien angebotenen Nachrichten sollten wir uns stets fragen, welche Interessen werden verfolgt, dass die Nachricht in dieser oft reißerischen Form aufbereitet wurde, und nur gelegentlich wird mitgeteilt, dass die Situation nachgestellt ist.
Sensationsjournalismus, verbunden mit Profitgier, sind der Antrieb voreilig ohne Beweise Sachverhaltsverdrehungen und Vorverurteilungen zu verbreiten und so die Stimmung im Volk zu manipulieren. Als ein Beispiel für viele nenne ich den Fall des kleinen Joseph Kantelberg-Abdulla aus Sebnitz in Sachsen.
Im Juni 1997 war der sechsjährige Sohn aus einer deutsch-irakischen Verbindung in einem öffentlichen Bad ertrunken.
Mehr als drei Jahre später wird daraus eines der größten Medienspektakel.
Am 23. November 2000 bringt BILD die Schlagzeile: „Neonazis ertränken Kind“.
Plötzlich ist aus dem „Badeunfall“ ein rassistischer Mord geworden.
Alle möglichen Zeitungen berichten darüber und das Fernsehen bringt Sondersendungen.
Fünf Tage nach der ersten Schlagzeile ist das Thema bereits tot und aus den Opfern wurden, durch manipulierte Falschaussagen, Lügner.
Weitere 2 Jahre später, am 19. November 2002, berichtete der "mdr" in seiner Sendung: „Schicksalstage: Sebnitz – Die perfekte Story“ darüber.
In Gesprächen mit beteiligten Journalisten, mit Politikern und mit fälschlich Verdächtigten wurde die zerstörerische Kraft der Mediengesellschaft aufgezeigt, in der die Wahrheitssuche mit Skandalisierung verwechselt wird.
Desinformation, Propaganda und Manipulation sind Begriffe eines permanenten Krieges mit der Lüge gegen die Wahrheit und dieser Krieg ist keine Erfindung der Neuzeit.
Man denke an die Szene in der Bibel, wo erzählt wird, dass die Schlange der Frau vorgaukelt, mit dem Apfel habe es eine ganz andere Bewandtnis, als Gott, der Schöpfer des Gartens, dies sagt.
Ob das nun die erste Desinformation war oder nicht ist nirgends belegt. Möglicherweise ist bereits diese kleine Geschichte wiederum eine Manipulation. Die Quelle beruht auf Glauben und die Darstellung muß somit nicht bewiesen werden.
Landläufig betrachtet ist die Desinformation eine Lüge, die stark verbreitet ist.
Geht sie vom Staat aus, handelt es sich in der Regel um Propaganda, wogegen Handel und Industrie dafür die Werbung haben. Mit der Lüge wird so geschickt manipuliert, dass die Wahrheit nicht mehr zu erkennen ist, aber trotzdem wahrhaftig klingt.
Oft hört man, es ist zwar sicherlich nur z. T. wahr, aber etwas Wahres wird schon dran sein. Nur, wer will als nicht Beteiligter beurteilen, was nun wahr und was gelogen ist?
Desinformation kann auch in der bewußten Verbreitung falscher Vermutungen oder von Gerüchten liegen, die von der eigentlichen Information ablenken, bzw. falsche Schlüsse provozieren sollen, um damit wiederum zu manipulieren.
Spiele- und Comedy-Shows sind beliebte TV-Programme für die heutige Medien- und Massen- gesellschaft. Die Bevölkerung soll auf diese Weise geschickt vom politischen Tagesgeschehen abgelenkt werden, damit auf der politischen Ebene in aller Ruhe die Entscheidungen getroffen werden können.
In diese Richtung der Ruhigstellung der Bevölkerung geht auch das Konzept Brot und Spiele, das bereits zu römischen Zeiten populär war.
Wir alle kennen den Ausdruck: „Ein X für ein U machen.“
1999 habe ich im Bonner Haus der Geschichte eine Sonderausstellung mit dem Titel: „X für U – Bilder, die lügen“ gesehen. Dort wurde sehr anschaulich an Hand von Originalbildern und der retuschierten, bzw. in den Redaktionen aufgearbeiteten Bildern und Texten gezeigt, wie nicht nur Nachrichten gefälscht, sondern auch die historische Geschichte - im Sinne der Propaganda - zurechtgebogen wird.
Im Ausstellungsbegleitbuch steht im Vorwort u. a.: „Einerseits werden in einer Welt scheinbar unendlicher technologischer Manipulationsmöglichkeiten Zuverlässigkeit und Integrität des „Bildmachers“ immer wichtiger. Andererseits muß der Betrachter immer stärker die Glaubwürdigkeit jeder Information überprüfen. Die Skandale der letzten Jahre haben eindrucksvoll belegt, dass Sorgfaltspflicht und Seriosität als Sterne am Firmament der Nachrichtenindustrie oftmals von anderen Himmelskörpern – Sensationslust und Gewinnstreben – überstrahlt werden.
Auch wenn der immense Zeitdruck der Branche besondere Probleme birgt, dürfen wir unsere Erwartungen an die „Bildmacher“ in dieser Hinsicht nicht zurückschrauben. Im Gegenteil: Sie zu wecken – wo nötig – und zu steigern – wo möglich – sowie auf Bildmanipulationen aufmerksam zu machen und die kritische Wahrnehmung der Betrachter zu schärfen, ist Ziel unserer Ausstellung und dieser Publikation zum Thema „Bilder, die lügen“. Bilder sind heute allgegenwärtig, sie beherrschen unseren Alltag. (…..)
Die Lust an Visualisierung ist dramatisch angestiegen. Das Fernsehen wurde zum Leitmedium – für viele eine Sucht. Es überschwemmt uns täglich mit einer ansteigenden Flut von Bildern, von denen die wenigsten einen wahrnehmbaren neuen Informationsgehalt aufweisen. Ob es sich um Naturkatastrophen in Lateinamerika oder bürgerkriegsähnliche Auseinandersetzungen in asiatischen Nachfolgerepubliken der Sowjetunion handelt – die Bilder bedürfen immer der Erklärung, um von Zuschauern richtig eingeordnet werden zu können. Aber können sie überhaupt in einer Einspielung von 90 Sekunden Hintergründe ausreichend beleuchten, zum Beispiel von Religionskonflikten, deren Ursprünge Jahrhunderte zurückliegen? Der Nutzer medial vermittelter Bilder ist auf begleitende Texte angewiesen. Erst das Zusammenspiel von Bild und Text ermöglicht, Inhalte zu interpretieren und Informationen zu sammeln. Dass Bilder einer Erklärung bedürfen, eröffnet zugleich weitere Manipulationsmöglichkeiten.“ (Zitatende)
Das Vorwort schließt mit:
„Bilder, die lügen“ will aufrütteln und verunsichern. Wenn unsere Nutzer (!) – Besucher wie Leser -, nachdem sie das „Lügen ABC“ betrachtet haben, sich bei nächster Gelegenheit über die Entstehung der unterschiedlichen Bilder – auch der in den Köpfen – mehr Gedanken machen, dann haben Ausstellung und Publikation ihr Ziel erreicht.“
Es ist natürlich auch denkbar, dass ich den aktuellen Fall, zu kritisch beäuge.
Wer kennt z. B. den Fall Leo Taxil?
Dieser franz. Publizist und Buchhändler, gilt als der größte Schwindler des 19. Jhdt. und hat diejenigen, die seine Lügen nur zu begierig glauben wollten, erfolgreich an der Nase herumgeführt. Sogar bis hin zu Papst Leo XIII. und wurde im Vatikan zur Audienz beim Hl. Stuhl empfangen. Das sogar von dem Papst, der verkündete, dass er unfehlbar sei und die gläubigen Katholiken, heute noch an dieses Dogma gebunden sind.
Ist es nicht möglich, dass wir heute wieder einem sorgfältig vorbereiteten Medienschwindel aufsitzen?
Noch ist nicht alle Tage Abend und möglicherweise wird es eines Tages, ähnlich wie bei Leo Taxil (zu Ostern 1897) heißen, dass seine Figuren niemals real existiert haben und er sie lediglich erfunden habe, um die Spitzen des Klerus zu foppen.
MfG Jan Amos
„Glaube denen, die Wahrheit suchen, und zweifle an denen, die sie gefunden haben.“ (Hier denke ich z.B. an das Dogma.)