IAEO und Interessen
Hallo Hartmut,
Du reduzierst Deine Sicht auf die offizielle „Satistik“ der IAEO, aber diese ist beim besten Willen einzig interessensgebunden. Die WHO intern sieht die Sache bereits ein wenig anders. Keith Baverstock, der für die WHO den Strahlenschutz leitete, sieht die Sache bereits ganz anders und bedauert zutiefst, dass die IAEO das UNO-Privileg der Öffentlichkeitsarbeit auf diesem Gebiet besitzt und die WHO in Sachen Atomenergie nicht eigenständig publizieren darf (
http://www.ksta.de/html/artikel/1144673370782.shtml )
Aber, da er Chemiker ist, ist er wohl unter Physikern nicht ganz ernst zu nehmen, ich habe so den Eindruck!. Selbst Sebastian Pflugbeil als wohl „abtrünniger“ ex DDR Physiker ist ganz anderer Meinung.
Die Geschichte von Tschernobyl ist vom ersten Tag an mit Verheimlichung und Missinformation verbunden, wiewohl nicht immer schuldhaft. Und hier machst Du (wahrscheinlich genau so unschuldig) mit. Es ist wohl ein menschlicher Zug, Fehler vorerst zu vertuschen und nachher, je nach Interessenslage, zu verharmlosen.
Zum ersten, es gibt eine lineare Abhängigkeit von strahleninduziertem Krebs zur aufgenommenen Dosis (klar, nicht jeder Krebs ist strahleninduziert). Das heißt zwar fürs erste, die „natürliche Strahlung“ induziert ebenso Krebs. Aber jede künstliche Strahlung eben zusätzlich. Die Hälfte mehr an aufgenommener Dosis ist eben die Hälfte mehr an strahleninduziertem Krebs. Aber Krebs ist ja nicht das alleinige Problem. Jede Strahlung ist mutagen (ein alter Hut), die Mutagenizität ist ebenso linear von der aufgenommenen Dosis abhängig.
Wir haben also, extrem gesehen 2 verschieden erscheinende Folgen der Strahlenbelastung. Zum einen die direkten Strahlentoten je nach Sicht (IAEO) 50 (WHO intern 150), und dann die indirekten Strahlentoten. Da ist es so ähnlich wie mit HIV oder der frühkindlichenTyp 1 Diabetes. Keiner stirbt an HIV oder Diabetes, trotzdem sterben sie alle viel früher, über das Warum brauchen wir wohl nicht diskutieren. Und jene der zwar nicht gleich aber dennoch tödlichen "Nebenwirkungen".
Häufung von Schilddrüsenkrebs: Da haben wir oft mehr als die 30fache Rate in den schwer betroffenen Gebieten. Heilbar ist keiner!!! Die Medizin führt (warum wohl) nur die 5 Jahresüberlebensrate an. Diese ist unter „natürlichen Bedingungen“ d.h. ohne Strahlenbelastung mit insgesamt 80% Häufigkeit an Follikuläre bzw. papilläre Karzinomen , je nach Form: anaplastisches Karzinom unter 10%, papilläres Karzinom 80-90%, medulläres Karzinom 60-70% follikuläres Karzinom 80%. Selbst wie Du da insgesamt auf die 90% kommst ist mit unklar, es wird wohl der Wunsch der IAEO sein. Unter den strahleninduzierten ist allerdings das anaplastische um einiges häufiger. Schilddrüsenkrebs ist nicht heilbar!!! Selbst wenn die Schilddrüse entfernt und kein Rezitiv auftritt bedarf die/der Betroffene ein Leben lang einer Substitutionstherapie und hat neben der täglich notwendigen Medikation noch das Problem, dass seine Hormonwerte nicht dem augenblicklichen Bedarf angepasst sind, sondern einem statistischen Durchschnittwert. Das ist so, wie mit den alten Herzschrittmachern, immer gleich, aber nie richtig angepasst. Neben der stark reduzierten Lebensqualität gibt noch die verkürzte Lebenserwartung. „Geheilt“ kann da nur einer sagen, der davon keine Ahnung hat.
Nun, die Leukämien steigen an! Ständig, aber schon seit Ende des 2. Weltkriegs. Physiker und Chemiker schieben einander die Schuld zu, beteiligt sind wohl beide. Aber! trotz IAEO anders „um“gelauteten Meldungen, steigen auch diese nach Tschernobyl weitaus stärker an. Nur Leukämien haben einen „chronischen“ Verlauf. Es reicht die Mutation einer einzigen Vorläuferzelle des Blutbildenden Systems aus, die Krankheit selbst schleicht sich langsam ein, der Beginn ist nicht extrapolierbar. Gewissermaßen liegt die Unstetigkeit in der 2. oder gar 3. Ableitung.
Deine Zweifel, was die Folgen in Österreich betrifft, ist, gelinde gesagt, was mich für einen Naturwissenschaftler sehr verwundert, etwas naiv. Wie willst Du etwas nachweisen, wenn Du dazu keinen Blindwert, keinen Nullwert hast! Das alles hätte noch vor Tschernobyl erhoben werden müssen, hätte aber bedeutet, dass man damit gerechnet hat. Supergaus aber entstehen deshalb, weil man eben damit nicht gerechnet hat.
Etwas, was dabei noch gar nicht angesprochen wurde: die genetische Belastung in der Bevölkerung durch strahleninduzierte Mutationen und hier ist die chronische Strahlenmehrbelastung noch weitaus bedenklicher. Die IAEO agiert auch hier rein Interessensbezogen.