AW: Theorie: Der Mensch hat 3 Leben
Hallo,
das hört sich für mich zunächst plausibel an. Aber
"Zu Gefühlen ist der Mensch am spätesten fähig"? Als allererstes, würde ich meinen. Gefühle beinhalten fühlen und das erste was ein Neugeborenes tut, ist fühlen und empfinden.
Hallo !
Habe ich vielleicht etwas ungenau ausgedrückt. Natürlich stimme ich mit der These von Dir und Belair57 überein, dass Kinder, besonders Kleinkinder schon ein Gefühlsleben haben, die Eltern oder Erziehungsberechtigten würden ja sonst auch keine Signale bekommen, ob sich das Kind jetzt wohlfühlt oder an irgendeinem Missstand leidet. Ich glaube nur, dass die meisten von uns - ich meine jetzt vorwiegend die Menschen ab dem 20. Lebensjahr - zu ihren Gefühlen am allerwenigsten stehen, dass wir z.B. die Worte
ich liebe Dich,
ich hasse Dich
Du enttäuschst mich,
ich bewundere Dich etc.
oft erst im vorgerückten Alter über die Lippen bringen bzw. schreiben (schreiben oft noch früher), obwohl sie aufrichtig wären.
Die für mich denkbaren Gründe dafür sind:
wir sind dazu erzogen worden und/oder
wir entwickeln selbst die Angst (die eindeutig zu unserem Gefühlsleben gehört), dass unsere Gefühle missbraucht werden.
>belair57:
Ist das menschliche Verhalten nicht viel zu komplex ? Ich denke dass man das menschliche Leben / Verhalten nicht mit so einfach in drei Kategorien einteilen kann.
Es spricht für Deinen Horizont und für Deine (positive) Phantasie, dass Du mehr Bereiche für möglich hältst. Ehrlich gesagt, die Hauptmotivation für mich, wieder einmal eine Theorie hereinzustellen, war, dass Manni, die nach meinem Empfinden schon viel Gescheites geschrieben hat, Theorien generell für unnütz erklären will. Weil ich den Menschen trotz aller seiner Fehler und Schwächen für am diskussionswürdsten halte, habe ich eine Theorie über den Menschen gewählt. Dass ich ihn in meiner Theorie - die keinen Anspruch auf wissenschaftliche Vollständigkeit stellt - auf drei Bereich reduzieren, hat den Grund, dass ich manchen Erwachsenen im realen Leben ein Gefühlsleben abspreche. Ich nehme einen in den österreichischen Medien kolportieren Fall heraus.
Ein Mann, die mit einer Mutter eines 2-jährigen Kindes zusammenlebt, wirft dieses Kleinkind an die Wand. Vor Gericht begründet er diese schreckliche Tat damit, dass er das Schreiben des Kindes nicht mehr aushielt, er aber, um seine Leistung in der Arbeit zu bringen, schlafen müsse.
Die Mann hat ein Geistesleben: er weiß, dass er für die Arbeit ausgeschlafen sein muss, um sie zu erhalten.
Er hat auch ein Triebleben, und zwar sogar einen übertriebenen Geltungstrieb, um nicht Herrschsucht zu sagen: ich bin groß und stark, du bist klein und schwach, du hast mir natürlich zu gehorchen, wenn ich etwas von dir will, oder noch ärger, du hast zu spüren, wenn ich etwas will und dann auch noch genau das, was ich will.
Ein
Gefühlsleben ist
bei diesem Menschen allerdings
reine Theorie; er hat nicht einmal die Phantasie entwickelt, dass es auch ihn schmerzen würde, wenn ihn 5 Schwerathleten an die Wand werfen, schon gar nicht konnte er sich vorstellen, dass ein zweijähriges Kind ja ein extrem zerbrechliches Knochengerüst hat.
Und wenn es wirklich nur diese 3 Teil-Leben gibt, wie kann man bei sich oder bei anderen diese Teil-Leben voneinander unterscheiden ?
Man kann es nur nach der Art der Äußerung des Menschen unterscheiden.
Ein vorwiegend geistvoll-logische Äußerung könnte sein (die Meinungen werden natürlich je nach Bildungsstand auseinandergehen): Wenn ich meinen Vorgesetzten beleidige, riskiere ich meinen Job.
Eine triebhafte: Du tust das jetzt oder es setzt Hiebe. Manche Chefs sollen sich auch Zärtlichkeit von andersgeschlechtlichen Mitarbeitern erpressen mit der Drohung, sie sonst zu kündigen.
Eine gefühlsmäßige: ich liebe Dich, ich hasse Dich, dies und das ärgert oder freut mich.
Und was alles fällt bei dir in die Katergorie Gefühlsleben, das sich deiner Meinung nach erst am spätesten entwickelt, Schmerz z.B. kann der Mensch schon von Geburt an empfinden, Trauer habe ich schon als Kleinkind empfunden ?
Über Arten der Gefühle haben wir schon diskutiert; ich bitte Dich, Dir die bezüglichen threads herauszusuchen; ich glaube, ich habe damals so an die 10 Arten von Gefühlen vorgeschlagen. Erweiterte Suche/meinen Nick/dann z.B. Angst eingeben.
scilla:
fühlen, denken, handeln!
Gefühlsleben, Verstandesleben, Triebleben?
Du bringst es auf den Punkt: fühlen, denken, handeln sind die Ausdrücke des Gefühls-, Verstandes- und Trieblebens; wobei ich mit der These - ich glaube, die ist auch von Dir (oder Du vertrittst sie zumindest) - die (gesunde)Reihenfolge ist:
- fühlen, dann, soweit möglich
- denken und dann
- sprechen, handeln (wobei das Schreiben für mich zum Handeln zählt; die effektivste schriftliche Handlung ist dann die Unterschrift).
Das Kriterium ist, dass viele von uns zumindest lange Zeit verdrängen oder leugnen wollen, dass sie auch fühlen. Denker und Tatmensch ist man im allgemeinen viel lieber.
>Reinhard70:
Okay. - Aber es fehlen vielleicht noch das SCHATTENDASEIN,
die Zeit im Schlafwandel, die Existenz außerhalb des Körpers,
ff ...?
Da gibt es wiederum eine Theorie, dass wir im Schlaf (speziell in einem Traum) das (bewusstseinsmäßig) verarbeiten, was wir im realen Leben nicht schafften, und zwar erfüllen wir uns da sowohl Wünsche, als wir auch Probleme lösen. Das würde ich nach meiner Theorie unserem Gefühlsleben zuordnen.
Ich glaube, dass auch viele unserer Kommunikationsprobleme darin wurzeln, dass wir auf verschiedenen Ebenen sind oder besser gesagt, verschiedene Bereiche aus uns sprechen. So kann es vorkommen - und ist auch im Denkforum schon öfters vorgekommen - dass A sachlich etwas behaupten will (also nur seine Meinung oder sein Wissen weitergeben will) und B diese Äußerung, sei sie nun positiv oder negativ, sofort auf sich selbst bzw. nur auf sich selbst bezieht.
Die "Keulenäußerungen" sind eindeutig Äußerungen aus dem Triebleben.
Liebe Grüße
Zeili