Der Mensch frisst sein ca. 300 000 Jahren Fleisch, wie viele andere Lebewesen auch. Und ich lasse mich nicht als Monster hinstellen, nur weil es einigen nicht in ihre paradiesische Utopie-Welt passt.
Die Zuseher der Gladiatorenspiele werden auch Dinge in der Art wie "Der Mensch hat seit jeher seinesgleichen getötet, wie viele andere Lebewesen auch. Und ich lasse mich nicht als Monster hinstellen, nur weil es einigen nicht in ihre paradiesische Utopie-Welt passt" zu all jenen gesagt haben, die diese Spiele als barbarisch ablehnten.
Es ist ein typisches Phänomen des Menschen, in Abwehrhaltung zu gehen, wenn man sein Handeln kritisiert, und dann gar noch bei diesem den Eindruck erweckt, man würde von irgendwo höher oben sprechen, von einem geistig oder moralisch reiferen Level, das geht dann schon gar nicht. Das will sich der Egoismus nicht gefallen lassen, der sich selbst immer zumindest gleich auf wie andere sehen will.
Und ein weiteres Phänomen des Menschen ist sein außerordentlicher Hang zur Bequemlichkeit. Da lebt man Jahrzehnte und schafft es sich in dieser gar nicht so einfachen Welt zu behaupten, und sogar so etwas wie ein einigermaßen erträgliches oder sogar bequemes Leben zurecht zu zimmern, und dann wird man damit konfrontiert, das vieles davon nicht in Ordnung sein soll. Auch hier wird der Mensch sofort eine Abwehrhaltung einnehmen, denn er sieht die mühsam aufgebaute Bequemlichkeit in Gefahr.
An beiden von mir genannten Punkten wird der Verstand vom Egoismus und dem damit verbundenen Hang zur Bequemlichkeit dazu getrieben, fadenscheinige Gründe zu finden, warum die eigene Lebensweise in Ordnung ist, z.B. das Argument, dass es "immer" schon so war. Doch würde sich der Mensch auch nur halbwegs rational mit der Thematik beschäftigen, würde ihm schnell klar werden, dass das nicht nur kein schlüssiges Argument ist, sondern das meine ganze Argumentation hier durchaus Sinn macht.
Doch Rationalität kann in den wenigsten solcher Fälle erlangt werden, weil das Bewusstsein die Problematik mit einer aufrichtigen Auseinandersetzung blockiert. Und das ist sogar gut so. Denn es würde die Kräfte der Mehrzahl vieler Menschen übersteigen, ihre Lebensweise zu fundamental zu hinterfragen. Sie würden damit schlicht und ergreifend nicht fertig werden. Insofern bin ich mir sehr gut bewusst, dass sowohl eine vegetarische als auch vegane Ernährung für viele Menschen nicht nur nicht erwünscht ist, sondern gar nicht möglich ist. Eine derartig radikale Veränderung des Denkens und Verhaltens liegt einfach nicht in den Kräften vieler Menschen.
Und ich nehme mir da nicht heraus, irgendeinen Veganer als geistig oder ethisch reifer zu bezeichnen, denn er kann zu dieser Ernährungsweise nur gekommen sein, weil es auch die Begleitumstände erlaubt haben. Doch einer alleinerziehenden Mutter von 4 Kindern in unserer Gesellschaft, kann kein vernünftig denkender Mensch vorwerfen, dass sie sich nicht vegan ernährt. Das wäre größte moralische Heuchelei.