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Staat vs. Marktwirtschaft

Sagen wir mal so: Dieser Ken geht mir so am Allerwertesten vorbei, dass ich den Teufel tun werde und irgendwelche Videos zur Rechtfertigung seines Tun mir ansehen.

Umgekehrt, mein Lieber: Seitdem die Marktwirtschaft angefangen hat, immer mehr die Oberhand über den Staat zu gewinnen, verliert der Staat an Einfluss und die Marktwirtschaft beutet das Volk aus. Du bist doch auch nicht mehr der Jüngste und du warst vor wenigen Jahrzehnten auch berufstätig. Kannst du dich erinnern an junge Arbeitsuchende, die nur Praktika und befristete Arbeitsverträge angeboten bekamen, gleichgültig welche Qualifikation sie vorweisen konnten? Kannst du dich erinnern an Zeiten als die Konzerne wie Siemens, BMW, Bayer, Audi, VW und wie sie alle heißen einen Großteil ihrer Belegschaft durch Leiharbeitskräfte ersetzten? Ich nicht.
Du hast dir das Video nicht angesehen, das merkt man, denn sonst wüsstest du, dass diese, deine Antwort nicht zur Frage passt. Die Aussage war, dass unsere heute real existierenden Staaten keinesfalls Marktwirtschaft betreiben, sondern sie nur vortäuschen. Sie nennen es zwar so, reglementieren aber alles so, dass keine entstehen kann. Der Staat bereitet den Boden für Konzerne, die alles andere betreiben, als Marktwirtschaft, nämlich Oligopole. Und es ist klar so, dass selbst der unternehmerische Mittelstand, noch Herz und Motor der heimischen Wirtschaft, inzwischen Verfügungsmasse der Global Player geworden ist, wenn er nicht ohnehin längst einem gehört oder in totaler Abhängigkeit ihnen zuarbeitet.

Der Hauptvorwurf aber besteht darin, dass gesagt wird, dass unsere Staaten unter den Fahnen von Kapitalismus und Marktwirtschaft etwas ganz Anderes betreiben, nämlich einen sehr sozialistisch geprägten Sozialstaat, der überhaupt nicht zu einer freien Marktwirtschaft passt - die es ja auch tatsächlich nicht wirklich gibt. In einer freien Marktwirtschasft handeln gleichberechtigte Partner mit einander. Wo ist das bei uns der Fall? Die Freiheit besteht darin, einen Scheißjob bei Fa. A oder Fa. B. anzunehmen, bzw. bei Aldi, Edeka oder Lidl einzukaufen. Der Große bestimmt und der Kleine kann annehmen oder es lassen.

Du und ich, wir haben in einer Zeit gelebt als der Staat noch macht über die Marktwirtschaft hatte und die Wirtschaft noch ihre soziale Verantwortung ernst nahm. Ich weiß nicht in welcher Branche du tätig warst, aber in meiner Branche war es wichtig, dass man sich laufend fortbildet, weil die Entwicklungsstufen sehr kurzlebig waren. Mein damaliger Arbeitgeber sorgte dafür, dass ich spätestens alle sechs Monate Fortbildungsseminare bekam, damit ich mit dem Entwicklungsstand mithalten kann. Diese Seminare hat der Arbeitgeber finanziert und meinen Zeitaufwand und die Reisekosten auch. Kennst du einen Arbeitgeber, der das heute noch tut? Ich nicht.

Sehr richtig. Aktiv war ich bis vor wenigen Jahren, Anideos, nicht Jahrzehnten. Heute bin ich für die gewerbliche Wirtschaft nicht mehr brauchbar, weil zu wenig belastbar, und für selbständige Tätigkeit gilt dies ebenso. Ich kann sehr viel an praktischen Aufgaben erledigen, aber halt nicht mehr unter den Bedingungen des sog. Arbeitsmarkts, der ein mörderisches Tempo/Leistungsniveau verlangt. Fortbildung bekam ich nie bezahlt, das durfte ich in meiner Freizeit nebenher erledigen und bezahlen. Derzeit hält das geforderte Pensum kaum mehr jemand dauerhaft aus. jedenfalls nicht mehr, wenn er die 50 überschritten hat. Vielleicht wollen sie ja auch deshalb so viele Neue ins Land holen? Weil sie völlig einseitig auf ihre betrieblichen Bedürfnisse schielen?

Damals waren die Krankenhäuser staatlich oder städtisch und man wurde dort behandelt, um gesund zu werden und nicht um Profit zu generieren. Die Schulen wurden nicht wie Unternehmen geführt und stellten nicht die Lehrer nur für ein Schuljahr ein. Soll ich noch mehr Beispiele anführen? Macht es noch Sinn bei dir?

nicht nötig, da bin ich ganz bei dir.
Definitiv nein! Diese romantischen Vorstellungen kann man Dasinci vielleicht verzeihen; sie scheint noch jung zu sein und treibt sich gern mit Vorstellungen vom idealen Staat. Ich habe es in jungen Jahren genauso getan. Du hingegen Scriberius bist alt genug, um zu wissen, dass jedes Machtvakuum sofort genutzt würde, aber nicht damit alles beim Alten bleibt, sondern um ein neues, viel radikaleres System zu installieren. Als der Staat in der Weimarer Republik keine Macht mehr hatte, wurde dieses Machtvakuum in der uns allen schmerzlich bekannten Weise genutzt. Wenn also gewisse ideologiebehaftete Kreise eine Schwächung der Staatsmacht propagieren, dann nur um dieses Machtvakuum für ihre zwielichtigen Zwecke zu nutzen. Das kannst du dir vielleicht wünschen, aber ich werde dich mit aller Kraft dabei bekämpfen.

das wünsche ich mir natürlich nicht. Nur muss ich auf die gestellte Alternative Staat - Marktwirtschaft zurückkommen. Es wurde nämlich unterstellt, dass jeder Staat seine Macht misbrauchen würde (was in der Praxis definitiv so ist) und dass eine tatsächliche Marktwirtschaft einen Staat überflüssig machen würde. Wie das gehen soll, ich kann es mir nicht vorstellen? Das Hauptproblem mit unserem Staat ist m.M. nach, dass er sich viel zu viel einmischt und mehr Probleme verursacht, als er löst. Ich denke, dass es eines starken Staates durchaus bedarf, er sich aber auf seine Kernaufgaben beschränken sollte und eben nicht mit irrsinnigen Transferleistungen und Subventionen eben doch Planwirtschaft betreiben sollte. Wünschenswert wären mehr Freiheit unter der Aufsicht eines Wächters, der einfache, klare Regeln durchsetzt, anstatt in einem Wirrwar von Gesetzen und Verordnungen nach Gutdünken das eine Vergehen verfolgt und das andere nicht.

Ansonsten finde ich deine Aussage bemerkenswert, dass du mich mit aller Kraft bekämpfen willst, falls ich anderer Meinung bin. Nein bekämpfen würde ich dich nie - ich setze allenfalls meine Sichtweise dagegen.
 
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Macht braucht Kontrolle: Wer kontrolliert die Marktmacht ?


Charles Krueger und seine GesinnungsbrüderInnen
sind anscheinend jenen Märchenerzählern auf den Leim gegangen,
die unentwegt im Brustton der Überzeugung verkünden,

dass Träger der Staatsmacht allesamt ihre Macht missbrauchen
und mit Korruption verseucht sind,

wogegen von den Trägern der Marktmacht
keiner auch nur im Traum an Machtmissbrauch denken kann,
weil sie ja nichteinmal wissen, was Machtmissbrauch ist.

Dieses romantisch verklärte anarchistische Wunschdenken
steht jedoch in krassem Gegensatz zu den realen Gegebenheiten.

Wahr ist vielmehr:
Macht korrumpiert immer, egal in wessen Händen sie liegt.

Man kann lediglich versuchen, den Machtmissbrauch
durch geeignete "Checks & Balances" einzudämmen.

Das Problem der letzten 30 Jahre ist aber gerade,
dass infolge der fortschreitenden Globalisierung
von den Trägern der Staatsmacht immer weniger
effektive Eindämmung der Marktmacht erfolgt.

Das geht so weit, dass Angela Merkel
die Unterordnung der Staatsmacht unter die Marktmacht
öffentlich eingesteht, indem sie erklärt:

"Wir müssen dieses Signal an die Finanzmärkte senden."


> Das musste auch einmal in aller Klarheit gesagt werden. <

gut, da sind wir uns einig. Es ist ein Riesenfehler, dass es zugelassen wurde, dass der sog. Finanzmarkt zur Oberinstanz wurde und die Staaten zu Bittstellern. Es ist absurd, wurde aber nur dadurch ermöglicht, dass die Staaten Kredit von privaten Banken brauchen, das eigentlich sie selbst ausgeben müssten. Das ganze ist zu vergleichen mit dem Gast, der sagt: "Herr Wirt, bringen Sie Geld, ich möchte zahlen". Den Finanziers ist ein derartiges Hussarenstück gelungen, es ist kaum zu glauben. Was in USA seit 100 Jahren so läuft, wird bei uns erst seit der Einführung des Euro so gemacht. Der Staat gab die Geldschöpfung aus den Händen und seitdem geht alles schief, was zu Zeiten der DM und der Bundesbank noch viel besser lief. Die Staatsverschuldung an sich ist der Treppenwitz des Jahrtausends, der dringendst abgeschafft gehört. Es ist nichts weiter, als ein Gigabetrug, denn es kann nicht sein, dass alle bis über die Ohren verschuldet sind. Aber, das ist ein anderes Thema.
 
Das ist kein Beweis, sondern eine Behauptung. Es gibt viele Nationalstaaten, deren Bürger gesünder, glücklicher, wohlhabender sind. Statistisch gesehen. Und das sind mehr als 10%. Beweis genug dafür, dass die sogenannte Demokratie scheitert?

Naja, bei etwa 200 Staaten wären das 20. Im HDI-Ranking stand Deutschland 2013 auf Rang 6. Würde also nicht einmal 3% machen, was im Widerspruch zu deinen kolportierten "mehr als 10%" stünde.
Aber selbst wenn es 98% wären, gäbe es anscheinend immer noch einen oder zwei Staaten, deren System noch "mehr gescheitert" wäre. Von einem "Scheitern in allen Belangen" ist also nicht viel mehr als eine haltlose Dramatisierung. Ist dein Inhalt wirklich so schwach, dass er so ein Aufbauschen nötig hat ?

Was, überhaupt, heißt es, wenn eine Demokratie scheitert ?
Ein Auto scheitert in der Regel, wenn es fliegen soll. Ist es dadurch ein schlechtes Auto ? Hat es als Auto versagt ? Eine Küchenmaschine kann kein Haus bauen. Auch gescheitert ?
 
Haben Sie es mal gelesen?

Einmal? Das hätte nie und nimmer gereicht!

es gibt aber auch Kommentare/Auslegungshinweise dazu.

Warum wohl?

Es ist absurd, wurde aber nur dadurch ermöglicht, dass die Staaten Kredit von privaten Banken brauchen, das eigentlich sie selbst ausgeben müssten.

Was ist daran absurd, so diese den Währungskurs halten wollen oder gar müssen?

Die Freiheit besteht darin, einen Scheißjob bei Fa. A oder Fa. B. anzunehmen, bzw. bei Aldi, Edeka oder Lidl einzukaufen.

I wo! Sie dürfen sogar darauf verzichten!
 
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Einerseits fordert scriberius (wohl eine freie) Marktwirtschaft, andererseits regt er sich auf wenn Mieten in guten Lagen steigen, wenn ältere Arbeitnehmer schlechte Chancen am Arbeitsmarkt haben, und und und. Schwer nachzuvollziehen.
 
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