AW: Spiegelfrage
Spiegelfrage
Neulich, als ich vor dem Spiegel stand und ihn wie sonst darinnen sah, da fragte ich ganz plötzlich, mit unbeschwerter Neugier, wer er überhaupt sei.
Da antwortete er mir, sich mühsam windend, er sei doch ich, worauf ich nicht mehr fragte, dies glaubte und zufrieden tat.
Was wohl erst wäre, würde ich ihn fragen, wer ich sei?
Philipp P.
Das Gehege seiner Zähne zeigt heut keine frohe Zier,
so steht er fast gefräßig vor dieser alten Tür.
Was hat er nicht schon alles hierfür unternommen,
um endlich durch die Pforte dort hineinzukommen.
Alles Bitten, alles Fluchen, doch der Herr kennt kein Pardon,
denn jeder, der da rein will, der kennt die Regeln schon.
Es gab mal eine gute Zeit, da wusste ich sehr viel,
dann musste ich zur Schule, seit dem bin ich senil.
Ich kenne meine Eltern nicht, weiß nichtmal wie ich heiß,
so stolper ich durchs Leben, nichts wissen bringt Verschleiß.
Ich stand vor einer Glastür und sprach mit einem Mann,
er redete wien Papagei, so ging das stundenlang,
dann wurde es mir langweilig, es setzte ein der Frust,
dass ich vor einem Spiegel stand, das hab ich nicht gewusst.
An einem kühlen Sonntag stand ich vor dem Gericht,
und suchte lang den Speisentisch, doch fand ich diesen nicht.
Stattdessen stand ein alter Herr im schwarzen Frack vor mir,
und sagte lächelnd, kommse mit zu dieser Türe hier.
Hätt mich wer als Kind gefragt, wovon ich lang gedacht,
ich glaub, ich hätt ihn ungewusst ganz einfach ausgelacht.
Weshalb ich diese Zeilen schrieb, das weiß ich längst nicht mehr,
doch wenn du eine Antwort meinst, dann bring sie schleunigst her.