....."Wer nichts finden will, findet auch nichts"! Anfang der "50er-Jahre" mokierte sich Heidegger, in "persönlichen Gesprächen und Briefen", darüber, dass schon wieder so viele "jüdische Professoren" an deutschen "Universitäten" lehren! "Einmal Antisemit, immer Antisemit!".....
meint plotin
Erstere Behauptung stimmt ! Wer einen philosophischen Autor mit der festen Beabsichtigung liest, nichts negatives über diesen zu finden, wird mit höherer Wahrscheinlichkeit auch nichts schlechtes finden. Und sofern er etwas findet, wird er es sich so zurechtinterpretieren, dass es in sein idealisiertes Bild passt. Letzere Behauptung gemäß jemand " Einmal Antisemit, immer Antisemit " sei, stimmt jedoch nicht. Ein Sinneswandel im Denken ist durchaus denkbar. Wobei natürlich bei lang gehegten und immer wieder neu upgedateten Denkmustern sich die Gefahr erhöht, dass sich diese im Denken verfestigen und dauerhaft werden.
Im Grunde ist es aber falsch zu behaupten, bei einer Person sei kein Umdenken möglich. Es wäre ähnlich, als wenn du behaupten würdest jemand der verärgert sei, sei immer verärgert. Der Zustand der Verärgerung ist aber temporär und hält nur unterschiedlich lang bei verschiedenen Individuuen an. Bei manchen manifestiert sich jedoch dieser Zustand und wird chronisch. Aber selbst dann lässt sich durch Umdenken und viele weitere Faktoren eine richtungsänderung herbeiführen. Wobei natürlich manche durch eigene Erfahrungen dermaßen beeinträchtig in ihrer Vernunft sind, dass sie selbst eindeutiges nicht als solches erkennen.
Viele Menschen sind so negativ gegenüber unserer Gesellschaft eingestellt, dass sie gar nicht erkennen, dass heute vermutlich mehr Frieden im zwischenmenschlichen Miteinander existiert als früher. Wobei die Ausprägungen sich anders zeigen, als früher. Früher hätte ein Jugendlicher vielleicht nicht so respektlos mit Erwachsenen gesprochen, wie dies heute geschieht. Dafür waren diese Jugendlichen aber in ihrem theoretischen Denken vermutlich weniger tolerant, als heutige. Wobei durch den Umgangston in sozialen Medien sicherlich eine Abnahme der Empathie folgt. Auf der anderen Seite wird aber wieder mit demokratischen Denken übertrieben und dieses steigert wiederum unterbewusst die Empathie.
Anders kann ich mir die Widersprüche in der Gesellschaft nicht erklären. Anscheinend koexistieren in heutigen demokratischen Gesellschaften eine Art Übertoleranz und Untertoleranz zusammen. Die wenigsten würde heute aus Überzeugung sagen es sei gerechtfertigt andere Menschen aufgrund ihrer Gruppenzugehörigkeit umzubringen. Auf der anderen Seite werden wiederum die Verbrechen der Nazizeit bagatellisiert.
Nun noch einmal zurück zu der vermeintlichen Aussage Heideggers es gäbe zu viele jüdische Professoren an deutschen Universitäten : Aus ethischer Sicht ist diese Bahauptung natürlich fragwürdig. Aber wie viele SPD Wähler denken sich vielleicht zuweilen " Man sollte mehr Flüchtlinge abschieben" ? Soll man jenen rassitische Motive unterstellen oder nicht vielmehr ein Auge zudrücken, da es Menschen sind, die aufgrund eigener Probleme auch unbedachtes denken oder sagen ?
Auch die meisten Heidegger Zitate geben nicht preis, dass Heidegger ein Antisemi a la Definition war. Wobei man natürlich einem Philosophen solchen Ranges mehr Weitsicht bei solchen Themen hätte zuschreiben können. Aber er hat nun mal aufgrund irgendwelcher Motive oder Überzeugungen es nicht unterlassen können, auch fragwürdiges zu behaupten.
Aber selbst wenn er es unterlassen hätte in seinen Tagebüchern antisiemitisches zu schreiben, so wäre sein Denken dennoch so gewesen, nur wir wüssten es nicht. Und wer weiß, wie viele scheinbar tolerante Menschen dunkle Seiten haben oder gar anders denken, als sie schreiben ! Fasse dir an die eigene Nase, plotin ! Vielleicht hast du selbst schon rassistischeres gedacht oder im privaten gesagt, als aus Heideggers Tagebüchern hervorgeht ? Wenn es nicht so ist, gibt es vielleicht andere Punkte bei denen du eingestehen musst, selbst nicht ausnahmslos tolerant zu sein !
meint : Der anonyme Schreiber