Philosophisticus
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In der Forschung herrscht Einigkeit darüber, dass sich Heidegger im nationalsozialistischen Deutschland nicht nur engagierte, sondern mit Begeisterung auf der Seite dessen stand, was er eine „Nationale Revolution“ nannte und als solche verstand.[2] 1930 begann er, den Völkischen Beobachter zu lesen.[3] 1932 wählte er die NSDAP.[4] Bis etwa 1934 oder 1935 verband er Hoffnungen mit den revolutionären Impulsen der „Bewegung“, die er in Adolf Hitler verkörpert sah.[5]
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wollte er an der Umgestaltung der Gesellschaft mitwirken, besonders durch die Einführung des Führerprinzips an den Universitäten. Am 21. April 1933 wurde er von seinen Kollegen zum Rektor der Universität Freiburg gewählt und trat am 1. Mai 1933 der NSDAP bei, die seinen Beitritt öffentlich feierte.[6]
Bei allen Bekenntnissen Heideggers zum Nationalsozialismus war sein Verhalten ambivalent. So bemühte er sich als Rektor in mehreren Fällen, das Schicksal jüdischer Hochschulangehöriger im Rahmen des Möglichen zu lindern.[7] Andererseits denunzierte er einen jüdischen und einen nicht-jüdischen Kollegen.[8] In politischen Reden, viele davon vor Studenten gehalten, huldigte er Adolf Hitler, der für ihn damals nahezu messianische Züge bekam.[9] Anlässlich der Kundgebung des Nationalsozialistischen Lehrerbundes (NSLB) am 11. November 1933 in Leipzig hielt er vor tausenden von Zuhörern eine der konstituierenden Reden zum Bekenntnis der deutschen Professoren zu Adolf Hitler. Am 1. Dezember 1933 trat Heidegger auch dem NSLB bei. Anfang 1934 legte er sein Rektorenamt frühzeitig nieder und trat bei NSDAP-Aktivitäten nicht mehr hervor, blieb aber bis zum Ende der nationalsozialistischen Herrschaft 1945 Beitrag zahlendes Parteimitglied.[10]
https://de.wikipedia.org/wiki/Martin_Heidegger_und_der_Nationalsozialismus
Da gibt es nicht mehr viel zum schön reden, nicht wahr?
.
Nun es geht nicht darum etwas "schön zu reden", sondern einen Philosophen sachgemäß und gerecht zu beurteilen. Ich würde daher nach meinen Beurteilungskriterien nicht sagen, dass Heidegger ein "strammer " /"gewöhnlicher" Nazi war. Denn was Heidegger unter Nationalsozialismus verstand, ist meines Erachtens auch etwas was nicht unbedingt auf der politischen Linie der NS Partei lag. Das Heidegger anfangs von Hitler und seiner Bewegung begeistert war , das ist sehr wahrscheinlich und auch naheliegend. Aber er hat vermutlich diese "Begeisterung" für diese "Bewegung" später wieder relativiert.
Ich gebe mal ein beispielhaftet Zitat aus den Schwarzen Heften Heideggers dazu (1940er Jahre), die Sie vermutlich nicht kennen:
"Angenommen (eine Rechnung, die schon ungeschichtlich <denkt> ) Hitler und seine Helfershelfer seien nicht auf - und <an> die Macht und durch diese ver-kommen, wäre dadurch die Wirklichkeit von Amerika und Rußland , wie sie ist , im Geringsten (wesentlich gedacht) geändert worden? Im Gegenteil: der Andrang dieses Wirklichen wäre nur verschleiert und vielleicht noch schrecklicher geblieben. Dadurch ist Hitler nicht geschicklich <gerechtfertigt> , was wiederum ein fragwürdiges Vorhaben ist. Überdies stehen Amerika und Rußland ihrerseits in einem Weltgeschick, das sie nicht machen, sondern nur vollziehen."
Heidegger Gesamtausgabe Band 97, S.150
Meine Frage: Klingt so für Sie ein "strammer Nazi" und "Hitlerbegeisteter" ? Ich denke mal nicht oder?
Ich bin der Meinung, dass man es sich nicht so einfach in der Be oder Verteilung von Heidegger machen sollte und erlaube mir etwas Kritik an Ihrer Auffasung hier.
Zudem ist Heideggers sog. phil. Hauptwerk "Sein und Zeit" nicht von NS-Ideologie befallen.
Man kann natürlich über Heidegger und seine Rolle im Nationalsozialismus kontrovers diskutieren, aber das setzt natürlich auch voraus, dass man Heidegger selbst mal gelesen haben sollte (und nicht nur wikipedia anführt). Und mein Eindruck ist der, dass das bei Ihnen in der Beurteilung von Heidegger etwas "zu kurz" kommt oder? Oder haben Sie Heidegger selbst auch etwas gelesen? Jeder , der diesen Philosophen ein wenig gelesen hat, müsste eigentlich zu einem "differenzierten" Urteil über diesen kommen. Wenn man ihn als "strammen Nazi" einfach nur abtut, macht man es sich zu einfach eben. Was sagen Sie denn zu dem angeführten Zitat aus den "Schwarzen Heften" ? Huldigt Heidegger dort (immernoch) Hitler etwa?
PS: Man muss jetzt natürlich aufpassen, dass der Thread hier jetzt nicht zu sehr zu einer politischen Diskussion über Heidegger "ausufert", denn das eigentliche Thema bleibt ja die Metaphysik-Frage. Ich habe aber nichts dagegen,wenn man diese politische Rolle Heideggers in einem Thread gern kontrovers weiter diskutiert. Das noch als Anmerkung. Sie können auch gern dieses Thread aufmachen.
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