hylozoik
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Chancengleichheit nur ein Mythos?
http://orf.at/m/stories/2393373/2393374/
http://orf.at/stories/2393373/2393374/
Jedes dritte Kind ihrer Klasse könne dem Unterricht wenig bis gar nicht folgen, erzählt eine Wiener Volksschullehrerin. Sie kritisiert im Interview mit ORF.at fehlende Unterstützung. Trotz der schwierigen Situation ist die Lehrerin, die aus beruflichen Gründen anonym bleiben möchte, die meiste Zeit alleine mit 25 Kindern.
Nur für fünf Stunden in der Woche wird sie von einer Begleitlehrerin unterstützt. Fällt diese aus, kommt kein Ersatz: „Uns wird gesagt, es gibt niemanden, der vertreten kann, wir haben zu wenige Leute.“ Auch Förderkurse würden häufig ausfallen.
... BLA ...
Deutschkenntnisse sind nicht alles
Meist kommen bei diesen Kindern alle drei Risikofaktoren zusammen: nicht-deutsche Alltagssprache, bildungsferner Haushalt und niedriger Berufsstatus der Eltern. Denn dass Deutschkenntnisse nicht alles sind, sieht die Lehrerin beispielsweise an den syrischen Kindern der Klasse, die mittlerweile großteils gut am Unterricht teilnehmen.
Viele Kinder sind durch Dinge benachteiligt, die nichts mit Deutschkenntnissen oder mit dem Herkunftsland zu tun haben: „Ich sehe viele Kinder, die nicht mit einer Schere schneiden können, die nicht kleben können.“ Viele hätten noch nie ein Gesellschaftsspiel gespielt. Von vielen wisse sie zudem, dass die Eltern kaum etwas mit ihnen unternehmen und nur wenig nach draußen gehen: „Ich habe Kinder in der Klasse, die haben noch nie eine Schnecke gesehen.“
„Die Mama ist nicht aufgestanden“
Manche würden zudem oft tagelang unentschuldigt fehlen. Fragt die Lehrerin bei ihrer Rückkehr, was denn los gewesen sei, sagen die Kinder: „Die Mama ist nicht aufgestanden“ oder „Die Mama wollte nicht“. Es sind Situationen wie diese, die die Lehrerin daran zweifeln lassen, dass jedes Kind ihrer Klasse die gleichen Chancen hat.
Und die sie am Bildungssystem zweifeln lassen: Die meisten Politiker und Bildungsexperten wüssten kaum etwas über die Realität an den Schulen. Man bewege sich in seinem eigenen sozialen Umfeld und könne sich gar nicht vorstellen, wie es in manchen Familien aussieht: „In meiner Klasse gibt es sehr viele Kinder, die kein einziges Buch zu Hause haben. Deren Eltern nicht lesen. Das ist keine Ausnahme, das ist die Realität.“
Lehrerin rät Eltern zu Privatschule
Als größte Herausforderung bezeichnet die Lehrerin der 3c, den Spagat zwischen allen Kindern zu machen. Denn um allen gerecht zu werden, müsse sie den Unterricht stark an jedes einzelne Kind anpassen und gleichzeitig „alles so herunterschrauben, dass es selbst die schwächsten Schüler verstehen“. Ein Zeitaufwand, der zwangsläufig auf Kosten aller Kinder geht.
„Die guten Schüler und die, die auch von zu Hause gefördert werden, bleiben auf der Strecke“, sagt die Lehrerin und meint damit gar nicht nur besonders begabte, sondern „ganz ‚normale‘ Kinder“: „Ein Kind, das schneiden kann, das sich die Schuhe zubinden kann, das artikulieren kann, wie es ihm geht. Das auch ein bisschen einen Bezug zu seiner Umwelt hat.“ Deren Eltern rät sie schweren Herzens zum Wechsel in eine Privatschule, „weil für diese Kinder wesentlich mehr möglich wäre“, als sie selbst ihnen unter den gegebenen Umständen bieten kann.
Links:
http://orf.at/m/stories/2393373/2393374/
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Jedes dritte Kind ihrer Klasse könne dem Unterricht wenig bis gar nicht folgen, erzählt eine Wiener Volksschullehrerin. Sie kritisiert im Interview mit ORF.at fehlende Unterstützung. Trotz der schwierigen Situation ist die Lehrerin, die aus beruflichen Gründen anonym bleiben möchte, die meiste Zeit alleine mit 25 Kindern.
Nur für fünf Stunden in der Woche wird sie von einer Begleitlehrerin unterstützt. Fällt diese aus, kommt kein Ersatz: „Uns wird gesagt, es gibt niemanden, der vertreten kann, wir haben zu wenige Leute.“ Auch Förderkurse würden häufig ausfallen.
... BLA ...
Deutschkenntnisse sind nicht alles
Meist kommen bei diesen Kindern alle drei Risikofaktoren zusammen: nicht-deutsche Alltagssprache, bildungsferner Haushalt und niedriger Berufsstatus der Eltern. Denn dass Deutschkenntnisse nicht alles sind, sieht die Lehrerin beispielsweise an den syrischen Kindern der Klasse, die mittlerweile großteils gut am Unterricht teilnehmen.
Viele Kinder sind durch Dinge benachteiligt, die nichts mit Deutschkenntnissen oder mit dem Herkunftsland zu tun haben: „Ich sehe viele Kinder, die nicht mit einer Schere schneiden können, die nicht kleben können.“ Viele hätten noch nie ein Gesellschaftsspiel gespielt. Von vielen wisse sie zudem, dass die Eltern kaum etwas mit ihnen unternehmen und nur wenig nach draußen gehen: „Ich habe Kinder in der Klasse, die haben noch nie eine Schnecke gesehen.“
„Die Mama ist nicht aufgestanden“
Manche würden zudem oft tagelang unentschuldigt fehlen. Fragt die Lehrerin bei ihrer Rückkehr, was denn los gewesen sei, sagen die Kinder: „Die Mama ist nicht aufgestanden“ oder „Die Mama wollte nicht“. Es sind Situationen wie diese, die die Lehrerin daran zweifeln lassen, dass jedes Kind ihrer Klasse die gleichen Chancen hat.
Und die sie am Bildungssystem zweifeln lassen: Die meisten Politiker und Bildungsexperten wüssten kaum etwas über die Realität an den Schulen. Man bewege sich in seinem eigenen sozialen Umfeld und könne sich gar nicht vorstellen, wie es in manchen Familien aussieht: „In meiner Klasse gibt es sehr viele Kinder, die kein einziges Buch zu Hause haben. Deren Eltern nicht lesen. Das ist keine Ausnahme, das ist die Realität.“
Lehrerin rät Eltern zu Privatschule
Als größte Herausforderung bezeichnet die Lehrerin der 3c, den Spagat zwischen allen Kindern zu machen. Denn um allen gerecht zu werden, müsse sie den Unterricht stark an jedes einzelne Kind anpassen und gleichzeitig „alles so herunterschrauben, dass es selbst die schwächsten Schüler verstehen“. Ein Zeitaufwand, der zwangsläufig auf Kosten aller Kinder geht.
„Die guten Schüler und die, die auch von zu Hause gefördert werden, bleiben auf der Strecke“, sagt die Lehrerin und meint damit gar nicht nur besonders begabte, sondern „ganz ‚normale‘ Kinder“: „Ein Kind, das schneiden kann, das sich die Schuhe zubinden kann, das artikulieren kann, wie es ihm geht. Das auch ein bisschen einen Bezug zu seiner Umwelt hat.“ Deren Eltern rät sie schweren Herzens zum Wechsel in eine Privatschule, „weil für diese Kinder wesentlich mehr möglich wäre“, als sie selbst ihnen unter den gegebenen Umständen bieten kann.
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