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Precht zum Thema Bildung, Wissen und Schule

Viele Menschen sehnen sich nach selbstbewussten und eloquenten Über-Alles-Bescheid-Wissern.

Wie entsteht dieses Bedürfnis?

Ich sehe es auch so, dass hier tief verwurzelte Bedürfnisse befriedigt bzw. bedient (anders gewendet: finanziell angezapft und abgegrast) werden; ärgerlich ist das für jene, die dadurch ungerechtfertigt in ein schlechtes Licht gerückt werden. Also all jene Lehrerinnen und Lehrer, die täglich einfühlsame und gute Arbeit an ihrer nicht immer einfachen Klientel leisten. Nachweislich mindestens 50% der Lehrkräfte sind hoch effektiv arbeitende Fachpersonen. Sicherlich könnte dieser Anteil höher sein, aber er ist eben auch weit entfernt von dem Bildungsdebakel, das Personen wie Precht gebetsmühlenartig behaupten.

Prechts Argumentation ist nicht nur von grober Unkenntnis in Sachen Bildungsforschung geprägt, sondern auch von logischen Fehlern/Denkfehlern. Ein Beispiel: Er wettert einerseits gegen Persönlichkeitstests und Leistungsmessung, fordert dann aber gerade dies ein, wenn es darum geht, den "idealen" Lehrertypus ausfindig zu machen. Hier wird dann - welch Wunder - plötzlich skrupellos kategorisiert und selektiert, wohingegen die Lernenden von jeglicher systemischer Prüfung und Selektion bewahrt werden sollen. Das passt irgendwie ganz und gar nicht zusammen und von derlei schlampigem Denken wimmelt es bei Precht regelrecht.

Ein kleiner Auszug aus dem oben verlinkten Aufsatz:

Vorwurf 2: Ein Philosoph ohne Logik

Precht hat unter anderem Philosophie studiert. Brodkorb, ebenfalls ein promovierter Philosoph, hält ihm vor, dass er sich nicht einmal an elementare philosophische Prinzipien halte, wenn er aus seiner subjektiven Wahrnehmung, dass sein Sohn Oskar eine miserable öffentliche Schule besuche, schlussfolgere, dass alle öffentlichen Schulen miserabel seien. Schliesslich lerne man «im ersten oder zweiten Semester an jeder deutschen Universität [...], dass Induktion kein logisch gültiges Schlussverfahren» sei. «Aber für eben diese Kleinigkeit, nicht von Einzelfällen vorschnell auf die Allgemeinheit zu schliessen – in politischen Kontexten nennt man das «Vorurteile» und noch viel Schlimmeres –, hat Herr Precht entweder keine Zeit oder keinen Willen [...].»
An anderer Stelle schreibt Brodkorb: «Charakteristisch für Prechts Argumentation ist [...] meist, dass er aus [...] Beobachtungen Dinge schlussfolgert, die zu schlussfolgern er unter Beachtung logischer Grundregeln schlicht nicht berechtigt ist . So ist es zwar wahr, dass es eine Reihe von Lehrkräften gibt, die schlechten Unterricht machen und daher für die schlechten Leistungen ihrer Schüler mit verantwortlich sind. [...] Aber es ist eben logisch unzulässig und in der Sache unsinnig, wegen dieser Teilmenge der Lehrerschaft eine systemische Revolution zu fordern, die ausnahmslos alle Lehrkräfte betrifft – also auch jene, die nachweislich guten Unterricht machen.»

Vorwurf 3: Mangelhafte Recherche und intellektuelle Schlampigkeit

In einem Kapitel seines Buches schwadroniert Precht, der Noten, Hausaufgaben und Jahrgangsklassen abschaffen, Fächer zugunsten von Projekten auflösen und nur noch Gesamtschulen anbieten will, ausgiebig über die preussische Bildungs-Koryphäe Wilhelm von Humboldt und erhebt diesen zum «Kronzeugen dafür, dass nicht der Stoff, sondern das Lernen des Lernens im Mittelpunkt der Schule» zu stehen hätte. Precht behauptet, Humboldts Schule habe keiner Prüfungen bedurft, weil man die Persönlichkeit eben nicht prüfen könne. Dumm nur, dass Jürgen Kaube nachweist, dass man in den Studien Heinrich Bosses, die Precht in seiner Literaturliste aufführt, ausfindig machen kann, «dass Humboldt ein wahrer Prüfungsenthusiast war. Weshalb? Weil er Bildung gegen Privilegien stellte, und wenn nicht geprüft wird, geht es noch ungerechter zu als ohnehin.»
 
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Viele Menschen sehnen sich nach selbstbewussten und eloquenten Über-Alles-Bescheid-Wissern.
Wie entsteht dieses Bedürfnis?
Die Steuerung der Grundbedürfnisse erfolgt durch Reize, die ein Vorgefühl in der Erwartung auslösen.

Erziehung zur Selbsterziehung geht mit Bildung, Leistung, (Selbst-)Disziplin, Gewaltfreiheit und Chancenerkennung einher, wodurch eine pauschalisierte Erwartungshaltung entsteht, welche die Weichenstellung für Zufriedenheit oder Unzufriedenheit liefern. Zufriedenheit bzw. sein Fehlen entsteht so aus einer befriedigten oder unbefriedigten Erwartungsdiskrepanz heraus, im Gefühl eine besondere Macht der Überlegenheit bzw. keine Macht in der Unterlegenheit zu besitzen.
Obwohl es diese Über-Alles-Bescheid-Wisser gar nicht geben kann.
Ja, natürlich, auch darüber weiß der "Über-Alles-Bescheid-Wissende" alsbald bestens Bescheid, es ist nur noch eine Frage der immer genauer fixierbaren Zeit.

Die Zeit wirkt wie ein Droge für die Eliten in der Loge.​

ORWELL läst grüßen - zum Schein auch in (falschen) "Er-Gänze-Füßen" ...
:lachen:

Deshalb will ja auch alsbald die Deutsche Bundeswehr und die Geheimdienste zwei Spionagesatelliten für den Bundesnachrichtendienst in Auftrag geben, wie ich soeben auf dem Laufband eines Nachrichtentickers lese...

Die Kosten könnten bis zur 500 Millionen Euro für diesen "Alles-Bescheid-Wisser-Satelliten" betragen.

Aufklärung und Bildung gehören scheinbar halt zusammen, egal ob im Herzen oder im Weltraum! :)

Es grüßt Euch ein "Über-Alles-Bescheid-Wissender", den es "natürlich" so gar nicht unfalsch geben kann, weshalb diesem Menschen ja gar nichts anderes übrig bleibt, als nach ganz natürlicher Natürlichkeit und menschlicher Menschlichkeit zu streben!

Ich glaube, so "in etwa" muss es passiert sein, als " Gott aus allen Wolken fiel " und wie eine "Coca-Cola-Flasche oder Stiller-Wasser-Flasche" auf der Erde landete, um diese "Wie-es-wohl-wäre-wenn-man-Mensch-Sein-Würde" erfahren zu dürfen. Also erlaube ich mir wiederholt ernsthaft nachzufragen:

Steht in unserem Bildungssystem die offene Frage "Wie-Es-Wohl-Wäre-Wenn-Man-Mensch-Sein-Würde"
noch im Beziehungsraum einer Evolutionsrichtung?

Bernies Sage (Bernhard Layer)
 
Nochmal konkreter zum Vorschlag Prechts, über Eignung/Nichteignung zum Lehrer anhand eines Persönlichkeitstests zu entscheiden; hierzu äußert sich der Schulpsychologe B. Wisniewski in seinem Buch Psychologie für die Lehrerbildung (2. Aufl. 2016) auf S. 27 folgendermaßen:

"Eine punktelle Eignungsreflexion im Sinne der Messung bestimmter Persönlichkeitsmerkmale (z.B. vor Studienbeginn) greift ... zu kurz. [...] Im Sinne der Person-Umwelt-Theorie kann eine Kongruenz von Persönlichkeitseigenschaften und beruflichen Anforderungen nur in der konkreten Alltagssituation überprüft werden. Die Persönlichkeitsreflexion muss daher anhand tatsächlicher unterrichtlicher Tätigkeit erfolgen."

Herr Richard David Precht - von Lehrer zu Besserwisser: "Machen Sie bitte Ihre Hausaufgaben!"
 
Ich sehe es auch so, dass hier tief verwurzelte Bedürfnisse befriedigt bzw. bedient (anders gewendet: finanziell angezapft und abgegrast) werden; ärgerlich ist das für jene, die dadurch ungerechtfertigt in ein schlechtes Licht gerückt werden. Also all jene Lehrerinnen und Lehrer, die täglich einfühlsame und gute Arbeit an ihrer nicht immer einfachen Klientel leisten. Nachweislich mindestens 50% der Lehrkräfte sind hoch effektiv arbeitende Fachpersonen. Sicherlich könnte dieser Anteil höher sein, aber er ist eben auch weit entfernt von dem Bildungsdebakel, das Personen wie Precht gebetsmühlenartig behaupten.

Prechts Argumentation ist nicht nur von grober Unkenntnis in Sachen Bildungsforschung geprägt, sondern auch von logischen Fehlern/Denkfehlern. Ein Beispiel: Er wettert einerseits gegen Persönlichkeitstests und Leistungsmessung, fordert dann aber gerade dies ein, wenn es darum geht, den "idealen" Lehrertypus ausfindig zu machen. Hier wird dann - welch Wunder - plötzlich skrupellos kategorisiert und selektiert, wohingegen die Lernenden von jeglicher systemischer Prüfung und Selektion bewahrt werden sollen. Das passt irgendwie ganz und gar nicht zusammen und von derlei schlampigem Denken wimmelt es bei Precht regelrecht.

Ein kleiner Auszug aus dem oben verlinkten Aufsatz:

Vorwurf 2: Ein Philosoph ohne Logik

Precht hat unter anderem Philosophie studiert. Brodkorb, ebenfalls ein promovierter Philosoph, hält ihm vor, dass er sich nicht einmal an elementare philosophische Prinzipien halte, wenn er aus seiner subjektiven Wahrnehmung, dass sein Sohn Oskar eine miserable öffentliche Schule besuche, schlussfolgere, dass alle öffentlichen Schulen miserabel seien. Schliesslich lerne man «im ersten oder zweiten Semester an jeder deutschen Universität [...], dass Induktion kein logisch gültiges Schlussverfahren» sei. «Aber für eben diese Kleinigkeit, nicht von Einzelfällen vorschnell auf die Allgemeinheit zu schliessen – in politischen Kontexten nennt man das «Vorurteile» und noch viel Schlimmeres –, hat Herr Precht entweder keine Zeit oder keinen Willen [...].»
An anderer Stelle schreibt Brodkorb: «Charakteristisch für Prechts Argumentation ist [...] meist, dass er aus [...] Beobachtungen Dinge schlussfolgert, die zu schlussfolgern er unter Beachtung logischer Grundregeln schlicht nicht berechtigt ist . So ist es zwar wahr, dass es eine Reihe von Lehrkräften gibt, die schlechten Unterricht machen und daher für die schlechten Leistungen ihrer Schüler mit verantwortlich sind. [...] Aber es ist eben logisch unzulässig und in der Sache unsinnig, wegen dieser Teilmenge der Lehrerschaft eine systemische Revolution zu fordern, die ausnahmslos alle Lehrkräfte betrifft – also auch jene, die nachweislich guten Unterricht machen.»

Vorwurf 3: Mangelhafte Recherche und intellektuelle Schlampigkeit

In einem Kapitel seines Buches schwadroniert Precht, der Noten, Hausaufgaben und Jahrgangsklassen abschaffen, Fächer zugunsten von Projekten auflösen und nur noch Gesamtschulen anbieten will, ausgiebig über die preussische Bildungs-Koryphäe Wilhelm von Humboldt und erhebt diesen zum «Kronzeugen dafür, dass nicht der Stoff, sondern das Lernen des Lernens im Mittelpunkt der Schule» zu stehen hätte. Precht behauptet, Humboldts Schule habe keiner Prüfungen bedurft, weil man die Persönlichkeit eben nicht prüfen könne. Dumm nur, dass Jürgen Kaube nachweist, dass man in den Studien Heinrich Bosses, die Precht in seiner Literaturliste aufführt, ausfindig machen kann, «dass Humboldt ein wahrer Prüfungsenthusiast war. Weshalb? Weil er Bildung gegen Privilegien stellte, und wenn nicht geprüft wird, geht es noch ungerechter zu als ohnehin.»

Aus meiner Sicht ist es ebenfalls absurd Noten, Hausaufgaben und Jahrgangsklassen komplett abzuschaffen. Wobei sich über letzere zwei durchaus Streiten lässt, da diese Faktoren wenig zur Lernmotivation der Schüler beitragen. Hausaufgaben demotivieren oftmals sogar eher, weil diese weismachen, lernen sei mit Twang und Mühsal verbunden. Die Motivation zum Lernen sollte vielmehr von innen heraus kommen und nicht auf Zwang basieren. Wer also einen schlechten Tag hat, sollte nicht mit Hausaufgaben gezüchtigt werden, sondern zunächst innere Balance finden, um wieder an anderen Tagen freiwillig und effizienter zu lernen . Vielleicht wird sogar schon der Begriff Lernen mit negativen Assoziationen verknüpft, welche aus dem durchaus ernstzunehmen Zusammenhang zwischen ( Leistungsdruck und aus Erfolgsgründen ) Lernen) und Stress entstehen könnte.

Die Notenvergabe gibt zwar häufig nicht die tatsächliche Leistung eines Schülers wieder. Dennoch ist es wichtig einen ungefähren Anhaltspunkt für sich selbst und andere zu finden, welcher einen Hinweis auf das intelektuelle Potential in einem Bereich gibt. Das Problem besteht eben darin, dass Noten aufgrund der Seltenheit von Klausuren häufig ein Glücksspiel sind bei denen jene, welche geschickt lernen oder Glück haben gute Noten schreiben, während andere die das falsche gelernt haben schlecht abschneiden, durchaus aber bei gleichem Lernaufwand genauso gute oder bessere Noten als ihre Kollegen erzielen könnten.

Precht hat bezüglich des Schlusystems aus philosophischer Sicht vieleicht die falsche Vorgehensweise gewählt, indem er aus einem Einzelfall auf die Allgemeinheit schließt und ohne Zahlen untermauert. Dennoch hat er irgendwo recht ! Woher kommt es denn das heutige Studenten oftmals wenig mathematisches Verständnis und katastrophale Rechtschreibung haben ? Sicher kommen noch andere Faktoren dazu, welche zu dieser Situation geführt haben aber wäre es nicht die Aufgabe des Staats ebenjene Faktoren durch ein besseres Schulsystem zu kompensieren ?

Ich persönlich bin sowohl gegen Precht, als auch gegen jenen Kritiker der das Schulsystem als okay empfindet. Ich bin der Auffassung, dass Lernen kein kollektiver Vorgang sein sollte das in einem Unterrichtsraum gelehrt wird, sondern insbesondere bei Älteren durch die Lektüre von Fachbüchern kommt. Denn selbstständiges Lernen ist wesentlich effektiver, als einem öden Dozenten 45 Minuten zuzhören und 2 Stunden später soviel zu wissen, als habe man 10 Minuten gelernt oder gar nichts. Das menschliche Gehirn ist nicht dazu ausgestattet in Unterrichtsräumen zu lernen, sondern eher dazu durch eigene Erfahrung und das Testen des Wissens mithilfe häufigerer schriftlicher Klausuren.

Schulen sollte ein Ort sein, indem vorallem die Leistung getestet wird, und weniger mental eingeprügelt. Lernen muss jeder für sich selbst und nicht durch ein zwangsverpflichtendes Schulsystem mental lernen, dass lernen Stress ist , welches sich aus Aspekten der Effizienz kaum lohnt, da die meisten Schüler sowieso nicht zuhören oder sich das Gesagte merken können.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Notenvergabe gibt zwar häufig nicht die tatsächliche Leistung eines Schülers wieder. Dennoch ist es wichtig einen ungefähren Anhaltspunkt für sich selbst und andere zu finden, welcher einen Hinweis auf das intelektuelle Potential in einem Bereich gibt.

Das ist völlig richtig und eine wichtige Feststellung!
Leider werden Noten häufig mit Objektivität und Absolutheit verwechselt (was besonders verführerisch ist, da es sich dabei um Zahlenwerte handelt); diesen Anspruch haben sie jedoch gar nicht und könnten einen solchen auch niemals erfüllen; das scheitert schon an dem simplen Umstand, dass die "tatsächliche Leistung" nur in Bezug auf bestimmte Leistungsparameter und Variablen festgestellt werden kann: Es handelt sich also definitiv nicht um einen absoluten Wert, obwohl leider vielfach Noten als absolut empfunden werden und/oder sogar als persönliches Stigmata. Daran sind aber nicht die Noten schuld, sondern ein fehlinterpretierendes Notenverständnis.

Das Problem besteht eben darin, dass Noten aufgrund der Seltenheit von Klausuren häufig ein Glücksspiel sind bei denen jene, welche geschickt lernen oder Glück haben gute Noten schreiben, während andere die das falsche gelernt haben schlecht abschneiden, durchaus aber bei gleichem Lernaufwand genauso gute oder bessere Noten als ihre Kollegen erzielen könnten.

Dieses Szenario dürfte eher eine Ausnahme darstellen. Wer eine gewisse Anzahl an Klausuren korrigiert hat, bekommt recht bald ein Gefühl dafür, welcher Schüler gelernt hat und welcher nicht. Wer ungeschickt oder das Falsche lernt, der teilt dies dem Lehrer meist sogleich mit und sollte tatsächlich eine mangelhafte Kommunikation im Vorfeld stattgefunden haben (das kommt natürlich häufig genug vor, schließlich ist kein Lehrer perfekt), wird das in aller Regel angemessen berücksichtigt. Das ist jedenfalls meine Erfahrung als Schüler sowie Lehrender.

Precht hat bezüglich des Schlusystems aus philosophischer Sicht vieleicht die falsche Vorgehensweise gewählt, indem er aus einem Einzelfall auf die Allgemeinheit schließt und ohne Zahlen untermauert. Dennoch hat er irgendwo recht ! Woher kommt es denn das heutige Studenten oftmals wenig mathematisches Verständnis und katastrophale Rechtschreibung haben ? Sicher kommen noch andere Faktoren dazu, welche zu dieser Situation geführt haben aber wäre es nicht die Aufgabe des Staats ebenjene Faktoren durch ein besseres Schulsystem zu kompensieren ?

Es gibt nun nicht das eine kompakte Bildungssystem, sondern eine Vielzahl unterschiedlicher Varianten. Insofern ist es immer schwierig bis unmöglich, einfache und allgemeingültige Aussagen zu Fragen der Allgemeinbildung abzugeben, die ganz Deutschland (und Österreich) betreffen. Eine offensichtliche Tendenz ist jedoch, dass das Niveau auf Gymnasien in den letzten Jahren deutlich sank und dies mitunter damit zusammenhängen dürfte, dass man auf Seiten der Politik die Abiturientenquote (und damit die Studentenzahlen) einerseits erhöhen und andererseits mehr Bildungsgerechtigkeit (auch den Kindern bildungsfernerer Familien soll das Abitur möglich sein) schaffen wollte.

Das wird nun vermehrt thematisiert und problematisiert; der Staat ist aber ebenso wie das Schulsystem kein einheitliches und einhelliges Gebilde, sondern besteht aus ständigen Kontroversen und Diskussionen (=Demokratie), wobei den Teilnehmern durchaus klar ist, dass es einfache Lösungen für komplexe Probleme in der Regel nicht gibt und solche, die jeder Meinung gerecht werden, gleich gar nicht.

Personen wie Precht schaden einer sachorientierten Debatte, indem sie Stimmungsmache betreiben und den klaren Blick auf konkrete Begebenheiten vernebeln; stattdessen werden Illusionen und verführerisch einfache Lösungen inszeniert, die an der Realität meilenweit vorbei zielen.

Ich persönlich bin sowohl gegen Precht, als auch gegen jenen Kritiker der das Schulsystem als okay empfindet. Ich bin der Auffassung, dass Lernen kein kollektiver Vorgang sein sollte das in einem Unterrichtsraum gelehrt wird, sondern insbesondere bei Älteren durch die Lektüre von Fachbüchern kommt.

Man muss das Lernen auch nicht gegen die Schule/Beschulung ausspielen.
Es ist jedoch so, dass die Mehrzahl der Menschen nicht als reine oder primäre Autodidakten geboren werden und die Fülle an Wissen, die unsere moderne Gesellschaft kennzeichnet, nicht von Eltern oder nebenbei vermittelbar ist. Die staatliche Beschulung soll vor allem sicherstellen, dass das Recht auf Bildung für jeden Menschen in unserer Gesellschaft besteht und dazu ist Klassenunterricht schlicht und ergreifend notwendig. Es gibt keine sinnvollen Alternativen, die nicht mit gravierenden Problemen einhergehen würden.

Das menschliche Gehirn ist nicht dazu ausgestattet in Unterrichtsräumen zu lernen, sondern eher dazu durch eigene Erfahrung und das Testen des Wissens mithilfe häufigerer schriftlicher Klausuren.

Das menschliche Gehirn ist vor allem eines: erstaunlich anpassungsfähig. Es kann also in verschiedensten Kontexten lernen, sofern dies in einem zwischenmenschlich anregenden und angenehmen Klima stattfindet. Die meisten "eigenen Erfahrungen" habe ich übrigens im Beisein anderer Menschen (oder inspiriert durch diese) gemacht; auch in einem "Unterrichtsraum" kann man eine Vielzahl von Erfahrungen machen.

Schulen sollte ein Ort sein, indem vorallem die Leistung getestet wird, und weniger mental eingeprügelt. Lernen muss jeder für sich selbst und nicht durch ein zwangsverpflichtendes Schulsystem mental lernen, dass lernen Stress ist , welches sich aus Aspekten der Effizienz kaum lohnt, da die meisten Schüler sowieso nicht zuhören oder sich das Gesagte merken können.

Leider lernen die meisten Menschen nicht schon allein aus eigener Motivation; ich stelle diesbezüglich keine Ausnahme dar. Das meiste Wissen habe ich mir im Zuge von Prüfungsphasen angeeignet, obwohl mich das große Überwindung kostete; hinterher war ich froh, über diesen Wissensschatz und die ganzen neuen Horizonte zu verfügen, die sich mir unterwegs eröffneten.

Natürlich sollte in Schulen nichts "mental eingeprügelt" werden; zum Glück ist eine solche schwarze Pädagogik heutzutage eher selten anzutreffen, auch wenn Leute wie Precht hier gerne ein solches Zerrbild als schulische Normalität behaupten und dabei geschickt die negativen Erinnerungen einseitig aktivieren, die wir alle mit Schule auch verbinden.

Wer kann denn schon sagen, was er der Schule alles zu verdanken hat?
Niemand weiß, was er ohne jahrelange Beschulung geworden wäre. Kaum jemand möchte sich eingestehen, dass es womöglich die Schule war, welcher er seine Erfolge als Erwachsener zu verdanken hat. Die schreibt man sich bekanntlich lieber selbst zu: "Trotz jahrelanger Zwangsbeschulung hatte ich einigen Erfolg im Leben!"
 
Herr Lehrer PhilippP, ich finde das ganz fürchterliche Vorurteile, die leider sehr verbreitet sind in Bezug auf Precht... Gerade bei Precht weiß ich, dass er zumindest seine Kernthemen serh serh sorgfältig recherchiert... Und er kann sich auch spielerisch völlig frei dozieren... Zu behaupten, er habe nur von der Schule seine Sohnes auf "alle" Schulen geschlossen, sit einfach nur noch bösartig... Ich weiß gerade von Precht, dass er, genau wie auch Lesch, der übrigens in vielen Punkten gnaz ähnlich Ansichten hat, ständig in Schulen zu gast ist, mit Schülern diskutiert oder da Vorträge hält oder dne Unterricht vor ort mitgestaltet, zu hellen Fruede der Schüler... So sieht das aus... Und sich dann von einem akademsichen Philosophen sagne lassen zu müssne, wegen so einer angeblichen Induktion beherrsche Precht das Hndwerkszeug des Philosophen nicht, ist schlicht abenteuerlich... Dem würde ich umgekerht typsiche Philsterarroganz vorwerfen... Im Ernst, aber auf diesem Niverau brauchen wir hier nicht weiter zu diskutieren.. Habe fertig...
 
Herr Lehrer PhilippP, ich finde das ganz fürchterliche Vorurteile, die leider sehr verbreitet sind in Bezug auf Precht...

Vorurteile sind in der Tat unangenehm, doch leider eine weit verbreitete zwischenmenschliche Unsitte.
Man stelle sich vor, da käme einer daher und behauptete frei heraus, dass alle Deutschen humorlose Nörgler seien, die am liebsten Kartoffeln essen und Bier trinken. Wer solches ansprechend garniert und zelebrierend vorträgt, erntet ganz bestimmt die ersehnte Aufmerksamkeit des dankbar getriggerten Publikums.

P.S.: Ich bin in erster Linie ich und dann habe ich auch einen Beruf, der zur Zeit "Lehrer" ist (nicht schon immer war); dennoch oder gerade deshalb bleibe ich ich. Ebenso wie ich meine Schüler als Menschen unterschiedlichsten Schlags wahrnehme und nicht als "Schüler" etikettiere. Ich denke überhaupt, dass kein Mensch gerne etikettiert und/oder auf einige wenige Vorurteile reduziert wird.

Gerade bei Precht weiß ich, dass er zumindest seine Kernthemen serh serh sorgfältig recherchiert... Und er kann sich auch spielerisch völlig frei dozieren... Zu behaupten, er habe nur von der Schule seine Sohnes auf "alle" Schulen geschlossen, sit einfach nur noch bösartig...

Ich finde es "bösartig", eine ganze Berufsgruppe als Deppen zu brandmarken, die keine gute Arbeit leisten. Studierte Lehrer sind nicht dümmer oder schlauer als andere Akademiker (wie durch Tests unlängst festgestellt wurde), sie verfügen über einen überdurchschnittlichen IQ und sind somit kein Auswurf oder Abfall der Gesellschaft, wie ein Precht suggeriert, sondern ein legitimer und repräsentativer Teil derselbigen.

Wäre Precht ein sorgfältiger Forscher, müsste er sich auch mit solchen Argumenten auseinandersetzen, die gegen die eigenen Thesen sprechen, was er entweder gar nicht oder allenfalls in lakonischer Art und Weise unternimmt. Dass er ein talentierter Redner und Apologet ist, bezweifle ich nicht. Das beweist allerdings noch längst nicht die Richtigkeit dessen, wofür er öffentlichkeitswirksam eintritt.

Im Ernst, aber auf diesem Niverau brauchen wir hier nicht weiter zu diskutieren.. Habe fertig...

Oben stehen einige Argumente zur Auswahl, auf die man sachlichen Bezug nehmen könnte. Niemand wird hier dazu gezwungen, das bevorzugte Niveau zu unterbieten.
 
@PhilippP

Ein paar Fragen an dich : Bist du an einer Schule oder Universität tätig ? Welche Fächer unterrichtest du ? Für welche Altersgruppe bist du zuständig ? Fällt dir ebenfalls der sittliche Verfall im Sprachgebrauch der Menschen auf ?
 
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@PhilippP

Ein paar Fragen an dich : Bist du an einer Schule oder Universität tätig ? Welche Fächer unterrichtest du ? Für welche Altersgruppe bist du zuständig ? Fällt dir ebenfalls der sittliche Verfall im Sprachgebrauch der Menschen auf ?

Hallo Marco22,

ich bin an einer Sekundarschule tätig. Die meisten Schüler sind also zwischen ca. 10-11 und 16-17 Jahre alt. Obwohl ich u.a. das Fach Deutsch unterrichte (neben Geschichte, Philosophie und Ethik), kann ich keinen generellen "sittlichen" Sprachverfall - wie du es ausdrückst - feststellen, zumal ich ja ohnehin nur einen kleinen Ausschnitt der Sprachentwicklung aus dem Alltag heraus wahrzunehmen vermag.

Was aber definitiv spürbar nachlässt, das ist die Übung im Umgang mit der Schriftsprache. Vielen Schülern fällt das Schreiben immer schwerer, was wahrscheinlich damit zusammenhängt, dass sie weder Briefe noch sonstige Texte außerhalb der Schule schreiben, da heutzutage schriftliche Kommunikation in der Hauptsache über Tastatur bzw. "Daumenarbeit" erfolgt.

Beste Grüße
Phil
 
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