Gerlind
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Später erkannte sie, daß sie gegen die Denkweise verstieß, die böse Taten auf eine böse Natur zurückführt, die behauptet, daß Menschen Böses tun, weil sie böse sind. »Man könnte versucht sein«, schrieb Arendt 1966 in einer Rezension von Bernd Naumanns Auschwitz, einem Bericht über die Frankfurter Prozesse gegen die Lagerfunktionäre der Nazis, »auf allgemeine Äußerungen über die Bösartigkeit des Menschengeschlechts, über die Erbsünde, über angeborene menschliche ›Aggressivität‹ – und insbesondere über den deutschen Nationalcharakter – zurückzugreifen. … Aber eins ist jedenfalls sicher, und das hätte man kaum noch zu glauben gewagt – daß nämlich in Auschwitz jeder für sich selbst entscheiden konnte, ob er gut oder böse sein wollte. … Und diese Entscheidung hing keineswegs davon ab, ob man Jude, Pole oder Deutscher war; und sie hing noch nicht einmal davon ab, ob man der SS angehörte.«[
Young-Bruehl, Elisabeth. Hannah Arendt: Leben, Werk und Zeit. Erweiterte Ausgabe mit neuem Vorwort (German Edition) . FISCHER E-Books. Kindle-Version.
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