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Political Correctness - Notwendigkeit oder Ideologie?

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Original geschrieben von Pantau
Es ist völlig in Ordnung, wenn ein englischer Freund über mich als Deutschen Witze macht, ich unterstelle ihm deshalb nichts Böses. Und ich nehme mir in der Tat heraus, Witze über Holländer, Polen usw. zu machen, genau wie sie das selbe über uns tun.

Das steht Dir natürlich frei.
Ich für mich bin in diesem Punkt ziemlich sensibel und hellhörig, was aber nichts mit PC zu tun hat sondern mit meiner Einstellung. Aufgrund der deutsch-österreichischen Vergangenheit und den Ereignissen der letzten Jahre in Deutschland und Österreich bin ich für eine klare Sprache und klare Zeichen.

Frage dich selbst einmal: Waren die Beiträge nach Thema und Art überhaupt geeignet, einen auch nur halbwegs intelligenten Österreicher, Polen, Bayern, Mann, oder eine Blondine zu verletzen? WER unterstellt hier denn weniger Intelligenz oder Charakter?

Witze gegen Minderheiten finde ich generell bedenklich.

AUSCHWITZ ALS LACHNUMMER?
http://www.hagalil.com/archiv/98/02/p-witze.htm
 
Gerade wegen solcher Formulierungen "Aufgrund der deutsch-österreichischen Vergangenheit..." unterstelle ich "political correctness", denn NUR durch das Weglassen der negativen Aspekte der Geschichte anderer Länder entsteht die Vermutung einer "besonderen Schuld", das ist es doch, was ich meine!

Abgesehen davon, dass es nach meiner Überzeugung keine moralische Sippenhaft gibt, auch wenn sie von PC-Aposteln anders bezeichnet wird, verweise ich auf das jüngst erschienene Werk des ehemaligen Generalmajors Schultze-Rhonhof: "Der Krieg, der viele Väter hatte", welches AUSSCHLIESSLICH unbestrittene Fakten enthält und ich unterstelle mal schlicht, dass die allermeisten diese nicht kennen. Wie gesagt, es darf kein Meinungsdiktat geben und wenn du nach Kenntnisname DIESER Fakten IMMER noch dieser Ansicht bist, ist das für mich OK.

Das Problem ist folgendes: Ich behaupte, die Meinung von vielen Leuten wurde durch das geheimhalten dieses "verbotenen Wissens", welches in England, Frankreich, USA, usw. frei zugänglich ist und nicht bestritten wird, manipuliert!

Dies hier zu diskutieren würde aber am eigentlichen Thema vorbei führen, ich kann interessierten Leuten raten, gelegentlich auch mal solche Bücher zu lesen. Ich habe mir zuerst ja auch nicht vorstellen können, wie man nur durch weglassen komplementärer Teile, die Geschichte ohne wesentliche Fälschungen, dermaßen verbiegen kann.

Gruß,
Michael
 
Original geschrieben von Pantau
Gerade wegen solcher Formulierungen "Aufgrund der deutsch-österreichischen Vergangenheit..." unterstelle ich "political correctness", denn NUR durch das Weglassen der negativen Aspekte der Geschichte anderer Länder entsteht die Vermutung einer "besonderen Schuld", das ist es doch, was ich meine!

Das ist keine Vermutung sondern für mich eine Tatsache. Noch nie hat ein Volk so viel Leid über andere Völker gebracht. Die Schuld des deutschen Volkes wird nicht geringer durch die Schuld die andere auf sich geladen haben. Stalin war z.B. ein Verbrecher, natürlich, aber ist deswegen Hitler ein geringerer Verbrecher? Relativismus führt zu nichts.

Abgesehen davon, dass es nach meiner Überzeugung keine moralische Sippenhaft gibt

Es geht nicht um Sippenhaft sondern um verantwortungsvollen Umgang miteinander. Gäbe es im aktuellen Deutschland und Östereich keine Probleme mit Antisemitismus oder Ausländerfeindlichkeit würde mich ein "Minderheitenwitz" weniger aufregen.

,verweise ich auf das jüngst erschienene Werk des ehemaligen Generalmajors Schultze-Rhonhof: "Der Krieg, der viele Väter hatte", welches AUSSCHLIESSLICH unbestrittene Fakten enthält und ich unterstelle mal schlicht, dass die allermeisten diese nicht kennen.

Ich kenne es tatsächlich nicht, werde es mir aber besorgen. Ich habe jetzt nur kurz auf Amazon nachgesehen und darf aus der Rezensation zitieren: "Der israelische Botschafter in Bonn, Asher ben Nathan, antwortete in einem Interview auf die Frage, wer 1967 den 6-Tage-Krieg begonnen und die ersten Schüsse abgegeben habe: "Das ist gänzlich belanglos. Entscheidend ist, was den ersten Schüssen vorausgegangen ist.""

Das sehe ich etwas anders - ein Mörder argumentiert auch "aber der andere hat dies und das gemacht". Ist deswegen seine Tat auch nur 1% richtiger? Nein.
 
Wo erzeugt übrigens PC Denk- und Redeverbot? Bitte konkrete Beispiele wo intelligente und couragierte Menschen daran gehindert werden nachzudenken oder Ihre Meinung zu äussern.
 
Ich finde es gut, dass du meiner Info nachgehen willst!

Aber ich weise dich mal auf die Besonderheit der "Aufrechnungskeule" hin: Nicht derjenige beginnt mit dem Aufrechnen, der auf andere Schult hinweist, sondern derjenige, der von EINZIGARTIGKEIT spricht. Denn dieser Begriff ist NUR in der Relation, also "relativierend" aussagekräftig. Wenn du sagst: "Deine Schuld ist einzigartig!" macht diese Aussage nur in Relation mit anderer Schuld Sinn.

Und noch ein Aspekt: Wieso gehört das Relativieren und Revisionieren zum selbstverständlichen wissenschaftlichen Handwerkszeug eines jeden Historikers, außer, er beschäftigt sich mit dem Zweiten Weltkrieg?

Außerdem kann man Geschichte nicht monokausal betrachten und umgekehrt wird doch russische oder polnische Schuld durch deutsche Schuld auch nicht weniger, oder? Wenn wir also eine "besondere Verantwortung" haben, sagst du doch damit: "mehr als die Russen" und relativierst damit implizit selber. Dies ist ohne genaue Kenntnis der GESAMTEN Geschichte aber nicht möglich. Das selbe gilt übrigens für ausländerfeindliche Straftaten. Was glaubst du eigentlich, was in anderen Ländern los ist??? Geh mal nach England...

Das entschuldigt nichts. Es bedeutet nur, dass das RELATIVIERENDE "Gerade wir als Deutsche (Österreicher)..." NUR meinen kann, wir sind schlimmer als alle anderen und DASS muss man erst einmal verifizieren...

Deshalb ist die Aufwertungskeule unlogisch und Ausdruck von reinster PC, oder warum taucht sie innerhalb der Geschichte bei sonst keinem Aspekt, nicht einmal bei anderen millionenfachen Massenmorden auf???

Aber mich würde interessieren, was du zu dem Buch sagst...

Gruß,
Michael
 
Zu deinem letzten Beitrag: Ich habe in meinem Freundeskreis einige angehende Lehrer, welche noch auf ihre Verbeamtung warten und Geschichte im Unterricht vermitteln. Unabhängig von ihrer Meinung können sie es sich nicht leisten, ergebnisoffen einen bestimmten Teil der Geschichte zu analysieren. Sie übernehmen die dogmatische Lehre und ich kann es ihnen nicht mal verübeln, wer schneidet sich schon selber den beruflichen Ast ab, bevor er überhaupt seine Karriere richtig begonnen hat?

Gruß,
Michael
 
Original geschrieben von Pantau
Aber ich weise dich mal auf die Besonderheit der "Aufrechnungskeule" hin: Nicht derjenige beginnt mit dem Aufrechnen, der auf andere Schult hinweist, sondern derjenige, der von EINZIGARTIGKEIT spricht. Denn dieser Begriff ist NUR in der Relation, also "relativierend" aussagekräftig. Wenn du sagst: "Deine Schuld ist einzigartig!" macht diese Aussage nur in Relation mit anderer Schuld Sinn.

Ja, natürlich.
Die Schuld der Deutschen und Österreicher ist einzigartig, denn nie zu vor oder danach wurde in industriellem Stil und mit solcher Effizienz die Vernichtung eines Volkes betrieben, in dieser Dimension hat das nicht einmal Stalin geschafft.

Außerdem kann man Geschichte nicht monokausal betrachten und umgekehrt wird doch russische oder polnische Schuld durch deutsche Schuld auch nicht weniger, oder?

Beide male stimme ich Dir zu. Aber zurück zu meinem Beispiel des Mörders: was auch immer das Opfer ihm vorher angetan haben mag, seine Tat ist durch nichts rechtfertigbar.

Das selbe gilt übrigens für ausländerfeindliche Straftaten. Was glaubst du eigentlich, was in anderen Ländern los ist??? Geh mal nach England...

Ja, und? Ausländerfeindlichkeit gibt es in unterschiedlichem Ausmaßen beinahe überall. Ich halte es aber mit dem alten Grundsatz erst vor der eigenen Tür zu kehren, in diesem Fall in meinem Kulturkreis/Volk. Warum sehen wir immer die Splitter im Auge des anderen und nicht die Balken bei uns?

Es bedeutet nur, dass das RELATIVIERENDE "Gerade wir als Deutsche (Österreicher)..." NUR meinen kann, wir sind schlimmer als alle anderen und DASS muss man erst einmal verifizieren...

Siehe meine Aussage oben.

Aber mich würde interessieren, was du zu dem Buch sagst...

Ich werde mich im Forum melden sobald ich es gelesen habe. Im Gegenzug möchte ich Dir ein anderes Buch zum Thema ans Herz legen:

Ralph Giordano
Die zweite Schuld oder Von der Last Deutscher zu sein.
 
Original geschrieben von Pantau
Zu deinem letzten Beitrag: Ich habe in meinem Freundeskreis einige angehende Lehrer, welche noch auf ihre Verbeamtung warten und Geschichte im Unterricht vermitteln. Unabhängig von ihrer Meinung können sie es sich nicht leisten, ergebnisoffen einen bestimmten Teil der Geschichte zu analysieren. Sie übernehmen die dogmatische Lehre und ich kann es ihnen nicht mal verübeln, wer schneidet sich schon selber den beruflichen Ast ab, bevor er überhaupt seine Karriere richtig begonnen hat?

Meine Meinung über unser Schulsystem ist eine schlechte. Dadurch werden leider viele ursprünglich engagierte Lehrer in etwas verwandelt was ich hier gar nicht in Worten ausdrücken möchte. Aber das ist ein anderes Thema.

Mein Hauptkritikpunkt am Geschichtsunterricht ist der, dass das Thema doch gar nicht behandelt wird, zumindest hier in Österreich. Geschichtsunterricht hört bei uns dort auf wo es brenzlig wird und man selber Stellung beziehen müsste, nämlich spätestens Anfang des 20. Jahrhunderts. Eine Schande.

Da ist es natürlich sehr leicht zu sagen "ich würde ja so gerne über das Thema sprechen, aber ich traue mich nicht, die böse political-correctness haut mir eine über die Rübe".

Wie so oft: eigene Meinung plus Zivilcourage wirken Wunder. Für alle anderen finden sich immer Ausreden, mal ist es PC, mal anderes.
 
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Du machst es dir glaube ich etwas zu einfach: Zum ersten verstehe ich nicht, warum über Zwanzig millionen Russen oder acht bis zehn Millionen Atzteken oder über achzig(!!!) Millionen Chinesen weniger wert sein sollen als andere Opfer?

Ich habe zu der "Einzigartigkeitsthese" schon die wildesten Argumente gehört. Deines kenne ich und frage mich, warum es MORALISCH schlimmer ist, jemanden mit Mitteln der Industrie umzubringen, als Frauen und Kindern, wie weiland Richard Löwenherz, einfach den Halz ab zu schneiden? Ob ich Leute durch Genickschuss, mit dem Schwert, durch Gas oder sonst wie umbringe ist doch Moralisch völlig egal, tatsache ist, DASS ich sie umbringe! Ich kann genau so sagen, solche millionenfachen Massenmorde OHNE Industrie hin zu kriegen ist viel schlimmer (ich brauche nämlich viel mehr Täter...).

Ich werde mir übrigens das Buch besorgen ich kenne es ebenfalls nicht. Mich würde aber freuen, wenn es in Deutschland/Österreich möglich wäre, ALLE Fakten zuzulassen, ernsthaft zu prüfen und DANN zu einem wertenden Ergebnis zu gelangen. Mit diesem könnte ich mich dann bestimmt besser anfreunden.

Übrigens zu den angehenden Lehrern: "mit fremden Arsch ist gut durchs Feuer reiten" oder was glaubst du, was sie machen sollen, wenn sie nach soundsovielen Semestern nicht übernommen werden?

Gruß,
Michael
 
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