(Nicht autobiographisch zu lesen bzw. zu verstehen... oder doch??)
Dem Leiden Paläste errichten!
Hommage an Emil Cioran!
Ich wünschte ich könnte ehrlich sagen
was ich fühle, ich wünschte ich könnte
ein aufrichtiges Wort der Verzweiflung und des
Hasses in die Welt hinaus brüllen.
Doch mir bleiben nur Metaphern
und Halbwahrheiten, mit denen ich mich
in meinem Elend eingenistet habe.
Und so bin ich jenseits von allem.
Das Leid, der Hass, sind inzwischen so tief,
so zersetzend, so allgegenwärtig,
dass mich weder Trost noch Mitleid
kümmern, sie gegen mich nichts mehr an.
Ein schwarzer Klumpen
zieht sich in meiner Brust zusammen,
sodass Ekel und Befremden mich ergreifen.
Meine Hände, mein Gesicht, ja der ganze Leib
sind so falsch, so fremd,
als wären sie eine im Selbsthass
zerlaufende Wachsmasse.
So falle ich hinter mich zurück,
mein Körper ist bloß noch eine leere Hülle,
den eine unbekannte Kraft vorwärts treibt.
Wie besinnungslos fliehe ich
durch die Stadt, durch die Nacht,
fliehe vor mir selbst, diesem
verkommenen Haufen Mensch.
Doch die Hoffnung auf ein entkommen
ist eine verlogene, bin ich doch
Richter und Henker zugleich.
Fähig mich selbst zu verurteilen,
und hinzurichten, fähig zu sterben,
zu vergehen und alles in mir
zu zerbrechen und auszulöschen,
um dann aus der Asche dessen,
was ich war, den Menschen
zu erschaffen, der ich sein will.
Das ist meine einzig verbliebene Utopie.
Nur was soll ich mir noch vormachen,
mir, dieser zerbröckelnden Existenz?
Der, dem Selbst- und Menschenhass
wie Fäule aus den Augen quillt?
Ist doch der Zerfall, mein Hass,
meine Neurosen und meine Ängste
das einzige, was von
meinem Leben übrig ist, einem
Leben in unaufhaltsamer
Verwesung!
plotin