Der Status der Eltern zählt eigentlich sehr
Miriam schrieb:
Es wurde einiges in dieser Runde über die Chancengleichheit gesagt, ... .
Dazu gibt es grundlegendes Untersuchungen des Soziologen Michael Hartmann (Uni Darmstadt), die er im Aufsatz „Bürgerkind sucht Bürgerkind“ in „DIE WELT“ veröffentlicht hat, ausgehend von einer Behauptung Max Kruks, „Nicht der Titel und Besitz, nicht die hohe gesellschaftliche Stellung des Vaters sind heute Vorbedingungen für das erreichen der höchsten Positionen. Die Gesellschaft ist offen, der Gipfel für jeden erreichbar“. (Es lebe die Meritokratie, bes. seit den 90er Jahren!).
Zu den konkreten Zahlen: untersuchte Lebensläufe von 6.500 Promovierten aus allen Wissenschaften von 1955, -65, -75, -85.
Für Betriebe mit mehr als 150 Leute und Umsatz größer als 10 Millionen €U, war, wenn der Vater aus der gehobenen Mittelklasse (niedergelassener Arzt, leitender Angestellter, Oberstudienrat, …) die Chance um 50% größer eine Führungsposition zu erlangen, kam er jedoch aus dem Großbürgertum, war seine Chance schon doppelt so hoch. Akademiker aus Arbeiterkreisen haben gerade mal 10% Chancen. In die 400 Spitzenunternehmen gibt es gerade 0,5% davon, trotz gleicher akademischer Ausbildung. Frauen kommen sowieso nur zu 10% vor.
Wenn schon die Deutschen innerhalb ihrer eigenen Bevölkerung bei gleicher Qualifikation problemlos derart stark diskriminieren können, wieso auf einmal nicht gegenüber „Fremden“? Natürlich verhält man sich ihnen gegenüber verstärkt so.
Daraus ergibt sich auch das Problem der 3. Generation. Sie „erbt“ nur noch die Hoffnungslosigkeit und Chancenlosigkeit de 2. Generation.
So mancher wird sich wohl noch der persischen Migranten aus der Schah-Zeit, oder auch der irakischen aus der früheren Hussein Zeit, als er noch ein guter Antikommunist war, oder auch der türkischen, während der Militärdiktaturen erinnern. Deren Integration machte damals soweit überhaupt keine Probleme, obwohl es auch gar nicht so wenige waren. Nur, es waren Teile der jeweiligen Hochintelligenz des Landes, die vertriben wurde und sie wussten auch ganz genau, wo sie Zuflucht suchten!
Die Gastarbeiter, die unsere Wirtschaft die letzten 40 Jahre angelockt hat, gehörten weder zu den Hochausgebildeten, noch wurden sie aus ihrer Heimat vertrieben, sie wurden „verlockt“ herzukommen ohne zu wissen wohin und hatten zu allermeist auch die Absicht, wieder heimzukehren. Untergebracht wurden sie zum allergrößten Teil, weil billiger, in abgewohnten Stadtteilen und somit abgesondert - von einer Kultur, die ihnen ohnehin fremd war. Sie zu integrieren war von Anfang an nicht die Absicht, es gab weder von der Wirtschaft noch vom Staat her dazu ein Programm, nicht einmal angedacht.
Dafür aber läuft es doch unwahrscheinlich gut. Ich glaube, dass die fehlende Akzeptanz bei der einheimischen Bevölkerung darin liegt, dass sie einen Teil ihrer heimatlichen Lebensformen auch in unsere Wirtschaft als eigenen Sektor und für alle sichtbar mitgebracht haben und somit auch auf diese Weise auffallen. Aber ein ähnliches Problem mit den Juden hatten die Europäer auch nicht human bewältigen können.
diethelm
P.S.: Für diejenigen, die sich mehr für Fallfehler oder Rechtschreibfehler interessieren, habe ich solche eingebaut, damit sie auch mitreden können.