ichbinderichwar
Well-Known Member
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Die Erfahrung macht es aus,würde ich sagen,was Spiritualität und Glauben betrifft.Interessant - ich bin alexithym, habe zwar wohl Gefühle, aber keinen bzw. nur höchst eingeschränkten Zugang zu diesen - inwieweit trifft das nun auch auf mich zu, Herr Professor?
Und - um auf's Thema zu kommen - ich verstehe mich durchaus als spirituell; in dem Sinne wie etwa Yuval Harari es in 'Homo Deus' beschreibt:
"Wie die Kluft zwischen Religion und Wissenschaft kleiner ist als wir gemeinhin glauben, so ist sie zwischen Religion und Spiritualität deutlich größer. Religion ist eine Übereinkunft, Spiritualität hingegen eine Reise.
Religion liefert eine vollständige Beschreibung der Welt und bietet uns einen detaillierten Vertrag mit vorgegebenen Zielen. 'Gott existiert. Er befahl uns, uns auf eine bestimmte Art zu verhalten. Wer Gott gehorcht, wird Aufnahme im Himmel finden. Wer ihm nicht gehorcht, wird in der Hölle schmoren'...
Spirituelle Reisen sind etwas völlig anderes. Sie bringen Menschen üblicherweise auf geheimnisvollen Pfaden zu unbekannten Zielen, und am Beginn der Suche steht in der Regel irgendeine große Frage wie etwa 'Wer bin ich? Was ist der Sinn des Lebens? Was ist gut?' Während viele Menschen einfach die vorgefertigten Antworten übernehmen, die von den Herrschenden bereitgestellt werden, lassen sich spirituelle Sucher nicht so leicht abspeisen. Sie sind fest entschlossen, der großen Frage nachzugehen, wohin immer das führt, auch wenn es sich um Orte handelt, die man nicht kennt oder eigentlich lieber nicht besuchen möchte. [In Indien nennt man solche Leute 'Sadhu']
...
Historisch betrachtet ist die spirituelle Reise immer tragisch, denn sie ist ein einsamer Weg für Individuen und weniger für ganze Gesellschaften. Menschliche Zusammenarbeit erfordert eher feste Antworten als bloße Fragen, und diejenigen, die gegen unglaubwürdige Glaubensstrukturen aufbegehren, setzen am Ende an deren Stelle nur neue Strukturen." [Was das Individuum für sich selbst aber vermeiden kann - vgl. auch Wittgensteins 'glaubenslose Religion', die ich vor Jahren schon mal 'reinstellte]
Eins mit der Natur ist nicht eins mit dem Menschen