Christentum im Koran
Wie der Islam Jesus wirklich sieht
Er ist ein Prophet, Maria seine Mutter - und sein Wort das Wort Gottes. Experte Mustafa Al-Slaiman über eine etwas andere Sicht auf den Mann, der vor fast zwei Jahrtausenden auferstanden sein soll: Was Jesus mit Mohammed gemeinsam hat und der Koran über ihn lehrt.
An einem Sommertag des Jahres 1910 führte der 18-jährige Shtaiwi, der zweitälteste Sohn der Witwe Amneh, zur Mittagszeit wie gewohnt die Kälber und Zicklein zum Brunnen, um sie zu tränken. Dorthin kam wie jeden Tag auch Safia unter dem Vorwand, Wasser zu holen. Während sie sich im Schutz der Kälber und Zicklein heimlich küssten, bemerkten sie das Herannahen von Safias Vater, der Shtaiwis Verhalten und das seiner Tochter mit entsetzter Miene und Enttäuschung zur Kenntnis nahm. Shtaiwi schämte sich und blieb zurück am Brunnen, während Safia mit ihrem Vater das unweit aufgeschlagene Zelt aufsuchte, von dem schon am nächsten Morgen keine Spur mehr zu sehen war.
Alljährlich am Karfreitag wird in zahlreichen Städten rund um die Welt der überlieferte Leidensweg Christi nacherzählt.
)
Keine Alternative zum Christentum
So hatte
Mohammed, der zugleich Mitarbeiter seiner Ehefrau Chadischa war, bereits vor der Offenbarung durch den Erzengel Gabriel die Gelegenheit, von der Zerstrittenheit des Christentums in Großsyrien und Ägypten, insbesondere nach 429 n. Chr., zu erfahren. Eine Ursache des Streits war die in Konstantinopel und Alexandria erbittert geführte Diskussion über die Mutter Jesu, Maria. Nestorius, der 428-431 Patriarch von Konstantinopel war, vertrat die Auffassung von Maria als Christusgebärerin, nicht als Gottesgebärerin. Für diese Ansicht wurde er auf dem Konzil von Ephesus im Jahr 431 seines Amtes enthoben und vier Jahre später von Kaiser Theodosius II. verbannt. Es ist nicht auszuschließen, dass sich Waraqa Ibn Naufal mit dem Streit befasste und diesen auch Mohammed vermittelte.
Der Koran sieht im
Islam keine Alternative zum Christentum, sondern vielmehr ein neues Verständnis auf der Basis einer Diskussion, die über 150 Jahre zuvor begonnen hatte. Nach dem Koran ist die Geburt Jesu die Geburt eines Menschen aus einer menschlichen Mutter. Damit will das heilige Buch des Islam keinen Vorwurf gegen das Christentum erheben, sondern vielmehr den Versuch unternehmen, das Christentum und dessen Wahrheitsanspruch vor dem "Missbrauch" zu schützen, der durch diese Diskussion entstand. Dementsprechend heißt es in der Sure 19/17 ff.: "Erzähle, was in diesem Buch über Maria steht, da sie sich zurückzog von den Ihren nach einem gen Osten gewandten Ort, und sich vor ihnen barg im Schleier, da sandten Wir Unseren Geist zu ihr, und er erschien ihr in Gestalt eines vollkommenen Menschen. Sie sprach: ,Ich nehme meine Zuflucht vor dir bei dem Allerbarmer; wenn du Gottesfurcht hast, lass ab von mir.' Er antwortete: ,Ich bin nur ein Gesandter deines Herren, auf dass ich dir einen reinen Sohn beschere.'"
Der Islam sieht in
Jesus einen Propheten, dessen Mutter Maria ist und dessen Wort das Wort Gottes und der Wahrheit ist. In Sure 19/35 heißt es: "So ist Jesus, Sohn der Maria - eine Aussage der Wahrheit, über die sie uneins sind." Damit geht der Koran auf die unterschiedlichen Vorstellungen in jener Zeit ein.
Darüber hinaus weicht das Bild Jesu im Islam auch in der Frage der Kreuzigung von der christlichen Vorstellung ab. Der Islam empfindet die Kreuzigung als Erniedrigung des Propheten und Gottes zugleich, denn Gott durfte nach dem islamischen Verständnis nicht zulassen, dass sein Prophet gepeinigt und getötet wird. Während der Islam Maria die Unschuld zuspricht und sie vor den sogenannten Ungläubigen beschützt, betont er auch, dass die Kreuzigung nicht stattgefunden habe.
Sure 4/157-158 besagt: "Und ihres Unglaubens willen und wegen ihrer Rede - einer schweren Verleumdung gegen Maria; und wegen ihrer Rede: ,Wir haben den Messias, Jesus, den Sohn der Maria, den 'Gesandten' Allahs, getötet'; während sie ihn doch weder erschlugen noch den Kreuzestod erleiden ließen, sondern er erschien ihnen nur gleich (einem Gekreuzigten); und jene, die in dieser Sache uneins sind, sind wahrlich im Zweifel darüber; sie haben keine (bestimmte) Kunde davon, sondern folgen bloß einer Vermutung; und sie haben darüber keine Gewissheit. Vielmehr hat ihm Allah einen Ehrenplatz bei sich eingeräumt (...)."
Im koranischen Verständnis gilt Jesus als einer der wichtigsten Propheten, und das Christentum nach wie vor als Gottes Wort. Da der Islam in einer Region auf der Arabischen Halbinsel entstand, die zwischen Byzanz auf der einen Seite und dem zoroastrisch geprägten Persischen Reich auf der anderen lag, aber auch unmittelbar von den monotheistischen jüdischen Gemeinden Medinas umgeben war, wollte er sich selbstverständlich nicht gegen diese Religionen stellen, sondern verstand sich vielmehr als Ergänzung und Vervollständigung derselben.
Das neue Verständnis des Islam ist auch darauf zurückzuführen, dass Mohammed die Araber in
Mekka ausgehend von der metaphysischen Vorstellung Gottes zur Staatsgründung hinführen wollte. Eine Staatsgründung erforderte nach Mohammeds Vorstellung die persönliche Führung durch Gottes Wort, die sich zwar von der bisherigen Tradition abhob, jedoch nicht im Widerspruch zu ihr stehen wollte. Der Koran selbst gründet teilweise auf den Evangelien und den apokryphen Schriften; er lehnt Götterfamilien strikt ab und bemüht sich um Abgrenzung von deren Urheber. Damit ist die islamische Religion im Grunde auch als eine Reform zu verstehen.
Besonders deutlich wird der Zusammenhang zwischen Bibel und Koran in der Sure 4/172, in der es heißt: "Oh Volk der Schrift, übertreibt nicht in eurem Glauben, und sagt von Allah nichts als die Wahrheit. Der Messias, Jesus, Sohn der Maria, war nur ein Gesandter Allahs und eine frohe Botschaft von Ihm, die er niedersandte zu Maria, und eine Gnade von Ihm. Glaubet also an Allah und seine Gesandten, und sagt nicht: ,Drei'. Lasset ab - ist besser für euch. Allah ist nur ein einiger Gott. Fern ist es von seiner Heiligkeit, dass er einen Sohn haben sollte. Sein ist, was in den Himmeln und was auf Erden ist; und Allah genügt als Beschützer."
Hier wird deutlich, dass der Islam die Anerkennung der Propheten verlangt und deren Botschaften als Gottes Wort versteht.
Der Koran stellt eine Verbindung zum Christentum her und sucht die Bestätigung im Wort Jesu, der die Ankunft des Propheten Mohammeds, auch Ahmad genannt, ankündigt.
Gott ruht im Holz
Nach der Lehre Christi bildet die Ablehnung von Unterdrückung und Verfolgung die Grundlage für die Bildung der Gemeinde. Wie in keiner anderen Lehre wurde dieses Prinzip von ihrem Stifter Jesus Christus selbst verfolgt: Er bekämpfte Gewalt mit Barmherzigkeit, Fanatismus mit Toleranz, Egoismus mit Nächstenliebe, Unterdrückung mit Opferbereitschaft. Er lehnte Macht und Reichtum ab und betrachtete sich als Prophet der Armen. Im
Islam gilt das ebenfalls.
Sowohl
Jesus als auch Mohammed versprachen ihren Anhängern die Belohnung Gottes im ewigen Reich der Seelen, der Liebe und der Toleranz.
Egocentauri Messias