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Paradoxe Reaktion

So weit mir als Laie mit psychologischer Halbbildung bekannt, spricht man von einer paradoxen Reaktion, wenn jemand in einer emotionalen Situation völlig absurd reagiert:

Ein Brand vernichtet Haus und Hof, der Bauer sieht zu und hält sich den Bauch vor Lachen - und nein, er ist nicht gut versichert. :D


Für andere absichtlich unerwartet zu reagieren ist ein gutes und bewährtes Mittel, eingefahrene Reaktionsmuster aufzubrechen und Aufmerksamkeit zu wecken.
 
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paradoxe .......

@ walter

in der ---> logotherapie (frankl) gibt es eine spezielle technik, genannt "paradoxe intention" oder auch "paradoxe intervention". sie wird häufig angewandt bei angststörungen (z.b. prüfungsangst), sexuellen problemen (z.b. erektionsstörungen) und schlafstörungen.

vorgehensweise: der klient wird - vorzugsweise humorvoll - angewiesen, sein symptom nicht zu bekämpfen, sondern bewusst herbeizuwünschen oder provozieren.
beispiel: der patient mit einschlafstörungen soll sich am abend am einschlafen hindern(!), indem er sich vorsagt, er dürfe nicht einschlafen.
anderes beispiel: ein schüler mit prüfungsangst wird in der therapie aufgefordert, sich einen ganz strengen prüfer vorzustellen... und grosse angst vor ihm und seinen fragen zu haben.
in vielen fällen bewirkt das eine deutliche entspannung (symptom ist dem willen unterworfen, man kann darüber lachen), die dann auch in den betreffenden situationen wirkt.

vielleicht meint ihr das :) ... ?

grüsse, f.
 
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@ Flora


Ich hatte auch eher diesen Begriff bei meiner obigen Ausführung im Sinne .


Auch in der Didaktik gibt es Handeln mit paradoxer Intention.


Ein Bsp. Ich hatte mal - vor 100 Jahren - eine Bubenklasse, die der Schrecken aller Junglehrer war. Da ich für eine Woche meinen Unterricht - in zwei Fächern, 7 Stunden - unterbrechen musste und wusste, dass ein Probelehrer meine Stunden halten musste, gab ich an die Buben folgenden "Befehl" heraus: "Benehmt Euch bitte total teuflisch. Ich möchte endlich mal wissen, wie weit ihr gehen könnt!"

Prompt kam die Frage: "Und was ist, wenn wir so normal sind wie bei Ihnen?"

"Das werdet ihr dann schon sehen," sagte ich: Nach langem Betteln der 11j. Buben und langem krampfhaften Überlegen meinerseits, was ich denn jetzt um Himmels Willen sagen sollte, kamen mir die erlösenden Worte: "Dann dürft ihr eine Stunde bei mir noch teuflischer sein als ihr es euch selbst vorstellen könnt."


Die Woche war vorbei. Meine Kollegen schwärmten mir von "meinen " Buben vor . Ich in die Klasse. Nach dem üblichen Gekudere lief der Unterricht wie normal. Also fragte ich sie, ob das wohl tierisches Benehmen sei. Gegrinse. Zehn Minuten vor Unterrichsschluss sagte ich - wieder im Befehlston - "Also, seid jetzt schlimm, die Stunde ist gleich vorbei!"

Es war sehr sehr lustig, dass meine "Engelchen" das gar nicht konnte. Wir sprachen dann die ganze Situation durch - auch noch die nächste Stunde, denn ich hatte eine Doppelstunde und ich bin heute noch sicher, dass das eine meiner gelungensten Unterrichtsstunden war.

Die Buben fragten sich nämlich selbst, warum sie wohl so brav seien ( normal!) und gar nicht schlimm sein konnten, obwohl sie es durften usw usw.... Wichtige Fragen der Disziplin und Autorität handelten sie ganz alleine ab. Erst kuckten sie noch auf mich, dann war es eigentlich eine Stunde, in der ich ganz überflüssig war. Gerade mal erlaubten sie mir, aufzupassen, wer sich zuerst zu Wort gemeldet hätte.
 
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