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oktoberwinds texte

AW: oktoberwinds texte

Deine Gedichte und Bilder sind ja ganz hübsch.
Warum hast du es nötig, Kritik über erfolgreiche Autoren zu schütten? Jeder hat doch einen anderen Zugang zu Texten bzw. Bildern.

Elfriede Jelinek ist mE eine großartige Schriftstellerin, die eine sehr eindringliche Sprache benützt und sich kein Blatt vor den Mund nimmt. Niemand sonst hat sich je auf diese Art ausgedrückt. Ihre Texte haben mich immer sehr berührt.

Und dein Urteil über Hesse find ich irgendwie lächerlich! Tut mir leid, aber damit kann ich nix anfangen. Vielleicht hast du ihn ja nicht verstehen können, aber warum dann überhaupt ein Urteil?
...

:blume1:

1. Ein "erfolgreicher" Autor muss noch kein guter Autor sein; was heute meist so hochgejubelt wird, ist oft sprachlicher Müll.

2. Zu Jelinek kann man auch ganz anderer Meinung sein; ein Mitglied des Nobelpreisgremiums, das daraufhin seine Arbeit niedergelegt hat:
Ihr Werk sei eine "Textmasse ohne eine Spur künstlerischer Struktur", aber voll "lustloser Gewaltpornographie". Menschenschilderungen außer der Beschreibung des Körpers fehlten. Der Umfang ihres OEuvres stehe in "verheerendem" Kontrast zum Fehlen von Ideen oder Visionen - auf Hunderten von Seiten werde nichts gesagt.
Und meine Zweifel beginnen, wenn ein Autor nicht sorgfältig mit Worten umgeht; in einem Roman hat sie z.B. einfach längere Worte abgekürzt, was ich für ein sprachliches Vergehen halte, dessen sich ein Schriftsteller nicht schuldig machen sollte.

3. Und Hesse wärmt nur Philosophien anderer auf; warum soll ich mich mit dem Sekundären zufrieden geben, wenn die Vorlagen (das Primäre oder Originäre) um vieles besser sind?
 
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AW: oktoberwinds texte

Eine schwere Wolke

Welch ein Jammerbild bot sich dem Betrachter am 3. Januar 1889, als derjenige, der sich mit aller Kraft durch die Denkgebäude der Religionen, vor allem des Christentums hindurchgedacht hat und in seinen veröffentlichten und nachgelassenen Schriften immer wieder vor den Torheiten der Mitleidigen warnte, ja daher - vom Mitleiden also - eine schwere Wolke auf die Menschen zukommen sah, kaum war er an diesem Tage aus seinem Haus auf die Piazza Carlo Alberto in Turin hinausgetreten beim Anblick eines von seinem Besitzer misshandelten Droschkenpferdes ihm aus eben diesem tief empfundenen Mitgefühl mit einer leidenden Kreatur um den Hals fiel und letztlich zusammenbrach, mit Mühe von seinem Wirt wieder nach Hause gebracht werden konnte, von wo er wenige Tage später von Freunden abgeholt, zunächst in ein Baseler Krankenhaus, später in die Psychiatrie in Jena verbracht wurde, wo er in zunehmender Umnachtung seine letzten Jahre dahin dämmerte.
 
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Neues im Alten entdecken

Beim Wiederlesen älterer Bücher kann man auf Sätze treffen, die man so nicht mehr in Erinnerung hat, weil man sie beim ersten Lesen übersehen hat oder weil sie einen zuvor nicht so berührten wie jetzt beispielsweise im Werk “Austerlitz” des W. G. Sebald die Beschreibung eines Waschbären im Zoo von Antwerpen, der einen Apfelschnitz wieder und wieder wäscht, als hoffe er, durch dieses, weit über jede vernünftige Gründlichkeit hinausgehende Waschen entkommen zu können aus der falschen Welt, in die er gewissermaßen ohne sein Zutun geraten war, und empfindet diese Wiederentdeckung als eine zutreffende Beschreibung des eigenen Daseins - wer denn sonst als ein menschliches Wesen kann es so empfinden, ungefragt ausgesetzt worden zu sein in eine unwirtliche Welt -, wie man überhaupt eher beim Lesen älterer, schon eigentlich bekannter Werke leichteren Zugang zu solchen Erkenntnissen findet, was einem nahelegt, auf den Erwerb neuerer Bücher mehr und mehr zu verzichten, denn den vorhandenen Bestand wird man ohnehin nicht mehr in aller Gänze wiederlesen können, was bedeutet, dass man nicht eine jede solcher möglichen Entdeckungen wird machen können.
Zudem weckte diese Entdeckung in einem das unbestimmbare Gefühl über die Sonderbarkeit unseres Gedächtnisses, dass eine Unmenge solcher einmal aufgenommen Sätze ins Vergessen verschoben hat, aus dem man sie ohne ein solches Wiederholen nicht mehr herausheben kann.
 
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