Er repräsentiert das politische System perfekt. Die Spielregeln, die Du für die bestmöglichen hältst, verlangen genau das: Immer gut aussehen und gut dastehen, schauspielern, vertuschen, hinter den Kulissen um Mehrheiten taktieren. Es ist eine sehr anspruchsvolle Aufgabe, eine Partei zu führen, die verschiedenen Lobbies zu füttern und gleichzeitig den Wählern den Eindruck zu vermitteln, es ginge dabei um sie.
Du erinnerst mich irgendwie an meine Tochter als sie klein war. Sie saß am Tisch und sagte „es schmeckt mir nicht“, dabei wussten wir genau, dass sie kurz zuvor mit Nachbars Kindern heimlich genascht hat und keinen Hunger mehr hatte. So ist es auch mit dir. Entweder lebst du schon zu lange in unserer Demokratie und zu hast sie inzwischen satt, oder du hast heimlich an einer suspekten Ideologie genascht. Du solltest vielleicht ein paar Jahre in Polen oder Ungarn leben und du würdest sehen, wie schnell du dann nach unserer Demokratie lechzen würdest.
Kein Unterschied. Ich mache mir auch Sorgen und Gedanken.
Deine Gedanken des "Entgegenwirkens neuer Entwicklungen" erschöpfen sich aber in der Parole: "Wählt bloß keine Rechtspopulisten!", oder?
Nein, ich würde sagen „wählt demokratisch“. Du wirst mir wohl nicht die Schuld dafür geben wollen, dass die AfD antidemokratisch ist. Wenn die Linke sich antidemokratisch zeigen würde, würde ich es genauso sagen.
Meine Gedanken führten zu der Meinung, daß der Versuch, eine Demokratie praktisch umzusetzen, ähnlich hilflos, vielleicht absichtlich hilflos, weil nur vorgetäuscht ist, wie die Versuche, Sozialismus oder Kommunismus praktisch umzusetzen.
Unsere Demokratie besteht seit über 70 Jahren und sie hat sich kontinuierlich weiterentwickelt. Sozialismus und Kommunismus sind bereits gescheitert, weil sie vom falschen Menschentypus ausgegangen sind, wie du mit deiner Vorstellung einer utopischen Gesellschaftsordnung.
An einer Herrschaftsform, bei der eine Masse ihre politischen Entschlüsse als Mehrheit oder durch Gewalt durchsetzt (=Ochlokratie) würde mich die Gewalt stören und auch das Unterbuttern von Minderheiten würde mich stören.
Dem Staat freie Hand einzuräumen, um Minderheiten „unterzubuttern“ oder zu vertreiben, weil ein Referendum entsprechend ausgegangen ist, ist auch eine Form von Gewalt.
Eine Grunderneuerung im Sinne von Abriss und Neubau ist natürlich nicht erforderlich. Mir würde es im ersten Schritt genügen, wenn
Politiker und
Parteien bei wirklich wichtigen Entscheidungen nicht vom Bürger alleingelassen würden.
Jeder Abgeordnete nimmt laufend Rücksprache mit seinem Wahlbezirk. Er will schließlich wiedergewählt werden.
Im zweiten Schritt fände ich gut, wenn die Personalbesetzung des Bundestages und der Regierung anders als durch Parteiengezänk zustande käme, z. B. durch ein Losverfahren, so dass die schrecklich schlechte Idee politischer Parteien bald begraben werden könnte.
Direktmandate sind mir viel lieber und die gibt es auch im Parlament. Das Gezänk, von dem du sprichst, entsteht dadurch, dass jeder beweisen will, dass er oder sie der/die bessere oder kompetentere für die Aufgabe ist. Parteien sind nichts anderes als Interessengruppierungen, weil sie gemeinsam eher die Interessen der Bürger durchsetzen können als Einzelne. Einzelne können sich nur in absoluten Monarchien durchsetzen.