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Nietzsche und die ewige Wiederkunft

Lebensbejahung und die Besinnung auf die spirituelle Seite der Existenz ist unverzichtbar, wenn der Zyklus dramatischer Wiederholungen (auf allen Ebenen) durchbrochen werden soll. Ansonsten geht es weiter zu, wie auf dem Karussell (alles ist in Bewegung aber es geht nicht voran).
Da bin ich vom Grunde der Aussage her bei Ihnen... vorausgesetzt wir einigen uns darauf , dass Spiritualität, wie ich sie verstehe, gänzlich frei von allen religiösen Gedankengut dabei zum Einsatz kommt... SAPERE AUDE - falls vorhanden - ist hierbei vorrangig gefragt und in Anwendung zu bringen!
Spiritualität, ist die Suche, die Hinwendung, die unmittelbare Anschauung oder das subjektive Erleben einer sinnlich nicht fassbaren und rational nicht erklärbaren transzendenten Wirklichkeit, die der materiellen Welt zugrunde liegt. (Quelle: Wikipedia)
Je mehr von uns diesbezüglich in-sich-gehen und uns entsprechende Lichter aufgehen (angehen), werden wir dass von Ihnen angesprochene Karussell - so schön ein 'Ringelspiel' hin und wider auch ist - als Menschheit verlassen können.... :rolleyes:
 

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Die ewige Wiederkunft des Gleichen als Lehre Nietzsches kommt bei ihm faktisch nur im "Zarathustra" vor. Und auch dort mit Nennung erst in der zweiten Hälfte des Werkes. Der Gedanke ist zwar schon bei den alten Griechen bekannt (bei Heraklit und den Pythagoreern u.a.), was Nietzsche auch in seinen frühen Schriften (etwa der zweiten "Unzeitgemäßen Betrachtung") beschreibt, aber als ein Grundmotiv seiner eigenen Philosophie kommt der Gedanke fast ausschließlich im "Zarathustra" vor. Seine "Erleuchtung" bezüglich dieses Gedankens vom Sommer 1881 finden wir in einer ausführlichen Aufzeichnung des Nachlasses in KSA 9:11[141] und in einem Brief an Peter Gast vom 14.8.1881. Über den "Zarathustra" hinaus kommt der Gedanke einmal in einer kurzen Erwähnung in der "Fröhlichen Wissenschaft" vor (das ist zeitlich unmittelbar vor dem "Zarathustra"), sowie in "Ecce homo", wo er rückblickend sich zu seinen Werken äußert (also auch zum "Zarathustra"), bzw. im "Willen zur Macht", der Nachlaßkompilation mit Aufzeichnungen von 1884-88. Die wenigen Notizen aus letzterem Werk, die die Wiederkunftslehre betreffen, stammen aus der Zeit des "Zarathustra" um 1885. Den Gedanken vertritt Nietzsche also nur von 1881 bis 1885, und er braucht ihn vornehmlich als poetisches Bild für seine Zaratustra-Dichtung. Ernst gemeint kann er diesen Gedanken eigentlich nicht haben.

Der Gedanke selber ist sehr konfus. Nietzsche erklärt ihn auch nirgends, lediglich daß sein Zarathustra Lehrer der ewigen Wiederkunft sei. In der Weise, daß alles bis aufs Kleinste nach Jahrtausenden wiederkehre, kann der Gedanke nicht gemeint sein (obwohl es so im Text steht). Das ist bloße Metapher der Dichtung halber. Die ewige Wiederkunft muß überwunden werden, man muß quasi "der Schlange den Kopf abbeißen", um aus dem nie endenden Kreislauf herauszukommen. Und nun erst ist der höhere Mensch möglich, aus dem dann gezielt der Übermensch hervorgeht (der eigentliche Sinn des Ganzen), als künftigen Herren der Erde und Gesetzgeber der Zukunft.
 
Die ewige Wiederkunft des Gleichen als Lehre Nietzsches kommt bei ihm faktisch nur im "Zarathustra" vor. Und auch dort mit Nennung erst in der zweiten Hälfte des Werkes. Der Gedanke ist zwar schon bei den alten Griechen bekannt (bei Heraklit und den Pythagoreern u.a.), was Nietzsche auch in seinen frühen Schriften (etwa der zweiten "Unzeitgemäßen Betrachtung") beschreibt, aber als ein Grundmotiv seiner eigenen Philosophie kommt der Gedanke fast ausschließlich im "Zarathustra" vor. Seine "Erleuchtung" bezüglich dieses Gedankens vom Sommer 1881 finden wir in einer ausführlichen Aufzeichnung des Nachlasses in KSA 9:11[141] und in einem Brief an Peter Gast vom 14.8.1881. Über den "Zarathustra" hinaus kommt der Gedanke einmal in einer kurzen Erwähnung in der "Fröhlichen Wissenschaft" vor (das ist zeitlich unmittelbar vor dem "Zarathustra"), sowie in "Ecce homo", wo er rückblickend sich zu seinen Werken äußert (also auch zum "Zarathustra"), bzw. im "Willen zur Macht", der Nachlaßkompilation mit Aufzeichnungen von 1884-88. Die wenigen Notizen aus letzterem Werk, die die Wiederkunftslehre betreffen, stammen aus der Zeit des "Zarathustra" um 1885. Den Gedanken vertritt Nietzsche also nur von 1881 bis 1885, und er braucht ihn vornehmlich als poetisches Bild für seine Zaratustra-Dichtung. Ernst gemeint kann er diesen Gedanken eigentlich nicht haben.

Der Gedanke selber ist sehr konfus. Nietzsche erklärt ihn auch nirgends, lediglich daß sein Zarathustra Lehrer der ewigen Wiederkunft sei. In der Weise, daß alles bis aufs Kleinste nach Jahrtausenden wiederkehre, kann der Gedanke nicht gemeint sein (obwohl es so im Text steht). Das ist bloße Metapher der Dichtung halber. Die ewige Wiederkunft muß überwunden werden, man muß quasi "der Schlange den Kopf abbeißen", um aus dem nie endenden Kreislauf herauszukommen. Und nun erst ist der höhere Mensch möglich, aus dem dann gezielt der Übermensch hervorgeht (der eigentliche Sinn des Ganzen), als künftigen Herren der Erde und Gesetzgeber der Zukunft.

Das sehe ich etwas anders. Ich nehme grundsätzlich einmal alles ernst, was Nietzsche schreibt - auch wenn ich ihn gerade erst kennenlerne. Demnach nehme ich auch die Lehre von der ewigen Wiederkunft ernst.

Den Teil mit der Schlange verstehe ich eher als Befreiung vom Überdruss gegenüber den Menschen. Den Übermenschen nehme ich auch ernst. Aber ich weiß nicht, ob Nietzsche ihn tatsächlich als Sinn des Ganzen sieht. Ich fange an, daran zu zweifeln. Meine Zweifel haben gegen Ende des dritten Teils von "Also sprach Zarathustra" angefangen und werden jetzt, da ich mich dem Ende des vierten Teils und damit des gesamten Werkes nahe, immer lauter. Dabei wird Zarathustra selbst auch immer kleiner, allzu menschlich wird er, aber das macht ihn auch sympathisch.

Was ich damit sagen will: Aus Respekt vor Nietzsche muss man zunächst einmal alles ernst nehmen und dann vorsichtig damit umgehen, aber nicht zu vorsichtig.
 
Nietzsche sagt selber in einem Nachlaß-Fragment vom Herbst 1883: "Vielleicht ist er [der Gedanke der ewigen Wiederkunft] nicht wahr - mögen andere mit ihm ringen!" KSA 10:16[63].

Nietzsche ist schon ein Schlingel. Aber prinzipiell sollte man tatsächlich alles ernst nehmen, was er von sich gibt. Nur manchmal fällt es eben schwer, es nachzuvollziehen (wie bei der ewigen Wiederkunft). Die Züchtung des Übermenschen jedenfalls ist seine allerhöchste Absicht.
 
Nietzsche sagt selber in einem Nachlaß-Fragment vom Herbst 1883: "Vielleicht ist er [der Gedanke der ewigen Wiederkunft] nicht wahr - mögen andere mit ihm ringen!" KSA 10:16[63].

Nietzsche ist schon ein Schlingel. Aber prinzipiell sollte man tatsächlich alles ernst nehmen, was er von sich gibt. Nur manchmal fällt es eben schwer, es nachzuvollziehen (wie bei der ewigen Wiederkunft). Die Züchtung des Übermenschen jedenfalls ist seine allerhöchste Absicht.

Na dann, lasst uns mit dieser Lehre ringen!

Ich denke auch, dass Nietzsche wahrscheinlich nicht wollte, dass man ihm in allem nachfolgt.

Ich erinnere mich an diesen Satz in "Vom Geist der Schwere": "Das - ist nun mein Weg, - wo ist der eure?", so antwortete ich denen, welche mich nach dem Wege fragten. Den Weg nämlich - den gibt es nicht!"

Deutliche Worte! Seinen eigenen Weg finden - das ist es.
 
Der Wiederkunftsgedanke ist so verfahren, daß wir ihn sicherlich nicht klären können. Im berühmten "Lenzer-Heide-Fragment", das Peter Gast im "Willen zur Macht" eingearbeite hat, steht etwas schönes diesbezüglich: "Die Dauer, mit einem >Umsonst< ohne Ziel und Zweck, ist der lähmendste Gedanke, namentlich noch wenn man begreift, daß man gefoppt wird und doch ohne Macht ist, sich nicht foppen zu lassen. Denken wir diesen Gedanken in seiner furchtbarsten Form: das Dasein, so wie es ist, ohne Sinn und Ziel, aber unvermeidlich wiederkehrend, ohne ein Finale ins Nichts: >die ewige Wiederkehr<. Das ist die extremste Form des Nihilismus: das Nichts (das >Sinnlose<) ewig!" (WzM Aphorismus 55).

Der Nihilismus (die ewige Wiederkunft des Gleichen), den Nietzsche mit allen seinen Kräften bekämpft, muß für ihn zwangsläufig zur Herrschaft kommen, um dann aus dem Chaos heraus wieder vernünftige Verhältnisse auferstehen zu lassen. Der große Mensch ist erst nach Beendigung des Nihilismus möglich.

Der kleine Mensch, wie er ist, kehrt leider immer und immer wieder. Das ist zum Verzweifeln für Zarathustra. In diesem Zustand ist Zarathustra nur Verkünder des Übermenschen, er lehrt ihn lediglich. Sobald er der Schlange (das Sinnbild des Nihilismus, bzw. der ewigen Wiederkunft), die ihm in den Schlund gekrochen ist, den Kopf abbeist, kann Zarathustra zum Schaffenden werden. Als Verkünder geht er zugrunde, muß er zugrunde gehen. Das ist das Ende des dritten Buches. Zarathustra als der auferstandene Schaffende, der die ewige Wiederkunft durchbrochen hat, wird nicht dargestellt. Im vierten Buch wird nur die Versuchung Zarathustras besprochen, das Mitleiden. Und er zeigt sich als menschlich, allzumenschlich.
 
Die Wiederkunftslehre ist meines Erachtens so vertrackt, daß man sie still und heimlich mit Bleistift und Lineal durchstreichen, die Seiten zerknüllen und in den Papierkorb werfen sollte (naja, oder so ähnlich). Es würde an der Philosophie Nietzsches nichts entscheidendes fehlen, und wir wären ein Problem los.
Ich denke, an diesem Problem werden noch Generationen nach uns scheitern.
 
Na ja, man sollte sie eben nicht durchstreichen!

Sie steht da und selbst, wenn man versucht, sie zu ignorieren, ist sie immer noch da. Jetzt müssen wir etwas aus ihr machen.
 
Das ist ja das Schlimme. Nietzsche wird uns dabei nicht helfen. Vielleicht reicht es ja auch zu, die entsprechenden Stellen aufzuzählen (und wirken zu lassen).
 
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Natürlich kann er uns nicht mehr helfen.

Aber das Aufzählen und Wirkenlassen ist ein Anfang. So lese ich "Also sprach Zarathustra" - indem ich auf die Wirkung der Worte achte.
 
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