Interessant, was hier alles, eigentlich ausserhalb der von Robin gestellten Frage, zusammenkam. Macht mich aber auch nicht zufriedener und Neugier macht es noch schlimmer

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Das Thema beschäftigt mich schon länger, seit es hier thematisiert wurde noch mehr und so überlegte ich, mir auch so was wie "Patriotismus" zuzulegen. Habe mich sehr bemüht, aber es wirkt immer so aufgesetzt.
Geburtsland - Muttersprache - Vaterland = Nationalgefühl + Patriotismus
Funktioniert das Resultat nur, wenn die 3 Komponenten auf einer Linie liegen?
Das würde also bedeuten, dass es ein natürliches Gefühl wie die Liebe ist (vgl. Neugier). Warum aber empfinden es nicht alle, wenigstens mehr oder weniger?
Es ist also vielleicht doch etwas im Nachhinein Erzeugtes und somit Privatsache. Etwas wie "Düfte der Kindheit". Etwas was in der Kindheit, bzw. Jugend entsteht, anerzogen oder erzeugt wird.
Ich empfinde es nicht sehr positiv, denn eine Tugend kann es auch nicht sein, weil die Grenzen zu Untugend sehr schnell erreicht werden.
Kann etwas positiv besetzt sein, das viele egozentrisch glauben lässt, dass gerade das Vaterland allen anderen überlegen ist, nur weil man da geboren wurde? Hier wurde dies zwar bestritten (Marianne und Rhona), aber ich weiss, dass viele Menschen so denken. Hochmut als direkte Folge und mit Stolz erfüllte Brust auf etwas, dessen Teil man zwar wurde, das man aber nicht geschaffen hat. Sehr fragwürdig.
Echter Patriotismus wäre auch (m.M.n.), die eigenen Interessen denen des Vaterlandes zu unterordnen - freiwillig. Hallelujah! Ich möchte den Politikern ihren guten Willen nicht absprechen, doch habe ich ganz einfach oft den Eindruck, ihr oberstes Interesse ist, wieder gewählt zu werden. Macht macht süchtig. Ihr Handelsspielraum ist zwar nicht unbegrenzt, aber nützen sie ihn überhaupt aus, oder überschätzen sie sich vielfach nur, bauen Luftschlösser und die "Patrioten" haben dann die Verluste zu decken? Warum behindern sie sich gegenseitig? Wo bleibt bei ihnen den Gemeinschaftssinn? Dass die Arbeiter und Angestellte etwas aus Patriotismus opfern (vgl. Robin) halte ich genauso für einen Unsinn wie auch, dass die Führungskräfte auf Wachstum und Profite verzichten. Um so lächerlicher ist es doch, wenn man jedes Mal auf Patriotismus pocht, reine Suggestion, damit der Hammer, der folgt weniger Weh tut: Männer müssen in den Krieg, unangenehme Beschlüsse und ihre Konsequenzen werden bekanntgegeben, Ausländer ausgegrenzt usw.
Nationalstolz und Nationalhass stehen so dicht beieinander, dass es einem schwindlig wird. Hat der Stolz nicht sehr viel mit Selbstbewunderung zu tun, mit der nationalen Nabelschau und Eitelkeit? Wohl der billligste Stolz, den es gibt und paradox dabei, dass das Land oft auf die ganz Stolzen wenig Grund hat, stolz zu sein.
Misst sich der Erfolg eines Landes nicht am Durchschnittsbürger? Wie steht es hier mit Verbundenheit, Brüderschaft, Gemeinschaftssinn... Egoismus?
Auch mit Vernunft kann so "ein Patriotismus" nicht viel zu tun haben, eher mit Gleichschaltung und Beschneidung der Individualität.
Fürs Vaterland sterben. Ist das eine Ehre? Es kann allerhöchstens eine Notwendigkeit werden, wenn das Land angegriffen wird. Dann muss man es verteidigen, aber verteidigen die Männer wirklich patriotisch das Land? Doch eher ihre Familien und ihr "Hab und Gut".
Die Tage hab ich "Sophie Scholl" gesehen. Wenn jemand sagt, die Mitglieder der "Weissen Rose" starben für das Vaterland, so stimmt das eben auch nicht. Für eine Idee sind sie gestorben, für ihr gutes Gewissen. Das Vaterland war dabei höchstens zweitrangig, der Vater aber im Vordergrund. Seine Erziehung war ausschlaggebend. "Aufrecht durchs Leben gehen", klingt jetzt zwar schlimm pathetisch, ist es aber nicht. Pathetisch und "patriotisch" war hier nur die andere Seite, die Gleichgeschalteten. Und so wäre es wahrscheinlich auch sinnvoller, die Politiker hätten eine Idee (oder auch mehrere), für die sie die Menschen begeistern könnten. Gibt es überhaupt eine Lösung?, frage ich wie immer naiv.
Im Beitrag 21 zitiert Robin sinngemäss Herrn Schröder (könnte aber genauso ein Franzose, ein Oesterreicher oder ein Schweizer sein!). Abgesehen davon, dass es Manipulation ist, ist das auch ein Affront an die Adresse aller Ausländer (vor allem der Secondos), die im Land
leben, arbeiten und Steuern zahlen, die sich angepasst haben, "Opfer bringen" und möglicherweise sogar z.T. "Patrioten" sind... aber sie bringen keine Wahlstimmen, nicht wahr?
So bleibt es für mich wie es schon immer war. Mein "Vaterland" ist das Land, in dem in gerade lebe, wo ich mich trotz allem noch wohlfühle, auch wenn es manchmal für meinen Geschmack zu patriotisch daher kommt, das Land liebe ich und kritisiere es auch gleichzeitig, beides ganz unpatriotisch. An dieser Stelle sehe ich nur Gemeinschaftssinn und Eigenverantwortung... positiv besetzt! Es erspart auch das Heimweh...