Lilith51 schrieb:
Die Definition des Begriffs "Wissenschaft" ist schon in vielen anderen Threads breitgetreten worden. Auch der Unterschied zwischen Wissen und Glauben.
Aber Religion als den Ort der Gewissheit zu bezeichnen - ich weiß nicht, wie du das meinst.
Irgendwie geht das in eine Richtung, die wieder nur verallgemeinernde Aussagen bringt.
Wenn es dir hilft, mich als Denkforumsischen Ignoranten hinzustellen, meinetwegen. Ich habe an diesen threads nicht mitgewirkt. Daher halte ich es für legitim meinen Ausgangspunkt darzulegen, vor allem, da keine entsprechende Definition am Beginn des threads stand. Da mir in der Sache selbst nicht widersprochen wurde, scheint es wohl auch zu passen.
„Religion als Ort der Gewissheit“ habe ich nie gesagt, wenn Du schon meinst, mir etwas vorwerfen zu müssen, dann bitte das, was ich sagte, nicht irgendeine Interpretation.
Die Zusammenarbeit von Naturwissenschaft und Geisteswissenschaften läuft interdisziplinär und permanent! Zu einem nicht unbeträchtlichen Anteil wechseln Naturwissenschaftler und Mathematiker in die Philosophie und sogar in die Theologie, weil ihnen die adäquate Hilfestellung nicht zukommt. Die „Ethikkommissionitis“ ist fast schon eine Pandemie! Aber Du wirst es nicht glauben, die Wirtschaft redet da ein ganz mächtiges Wort mit, dem sich Politiker, Moraltheologen und Ethiker gar nicht sehr entgegenstemmen! Einzig die katholischen und evangelischen Sozialakademien, so sie dabei sind, mucken, allerdings eher wirkungslos, auf. Aber das ist wohl schon wieder zu religiös!
Über die Vorläufigkeit naturwissenschaftlicher Erkenntnisse zu motzen, ist ganz leicht. Aber gerade dieser „Vorläufigkeit“ ist es zu verdanken, dass die durchschnittliche Lebenserwartung von 25 Jahre auf 70 Jahre gestiegen ist und gerade dieser „Vorläfigkeit“ wird es auch zu danken sein, wenn sie nochmals steigt.
Gibt es auch diejenigen, die voll Staunen über die funktionstüchtigen Bausteine …
Du wirst es nicht glauben, dieses Staunen ist „Standardzustand“. Egal, ob es sich um die biochemischen Vorgänge in der Zelle handelt oder um gehirnphysiologische Vorgänge. Es ist noch nicht lange her, da war man davon überzeugt, der Mensch müsse mindestens 300.000 Gene haben um seine Komplexität gewährleisten zu können. Zu Beginn des Human Genome Projektes dachte man noch an die 100.000 bis 90.000 Gene und jetzt kommt man aus dem Staunen nicht heraus,weil an die 30.000 auch reichen!!! Wie geht das, und ohne ID.
Doch meistens hört man in der Öffentlichkeit nur, dass jemand mit diesem neuen Wissen wieder irgendein lukratives Geschäft machen will.
Das liegt aber nicht an den Wissenschaftlern. Das öffentliche Interesse liegt halt wo anders! Ö1 bemüht sich redlich, ist aber ein absolutes Minderheitenprogramm. Die Printmedien? Na ja, was nicht in der Krone steht existiert nicht!“ zumindest in Österreich. Das Fernsehen? 30-Sekundensager können gerade noch politische „Wahrheiten“ transportieren, mehr nicht! Vor allem aber, das "Geschäft" machen praktisch nie Wissenschaftler.
Aber um dieses eine menschliche Problem kommen wir nicht herum: Wann immer der Mensch etwas neues entdeckte, ob Prügel, Faustkeil, Feuersteinklinge, noch weit vor jeder Naturwissenschaft, eine der ersten Überlegungen war immer auch, wie er es gegen andere Menschen missbrauchen könne. Das dürfte wohl kein durch Naturwissenschaftler verursachtes Problem sein, auch wenn es heute effizienter, billiger und schneller geht, leider auch dank der Naturwissenschaften. Doch ihnen dafür Schuld zuzuweisen ist zwar für die Allgemeinheit entlastend, nur nicht problemorientiert.
diethelm