• Willkommen im denk-Forum für Politik, Philosophie und Kunst!
    Hier findest Du alles zum aktuellen Politikgeschehen, Diskussionen über philosophische Fragen und Kunst
    Registriere Dich kostenlos, dann kannst du eigene Themen verfassen und siehst wesentlich weniger Werbung

Moderne Religion?

AW: Moderne Religion?

Hi Axl,

heute weiß man auch, dass jeder Mensch in sich selbst von Natur aus den Altruismus hat. Altruismus im Sinne des Überlebens. Überleben heißt auch, dass man seine Gattung nicht vernichtet. Altruismus ist auch, dass man seine Sippe beschützt. Altruismus im Sinne der Biologie.

Weiters forschte man und stellt noch intensive Forschungen an, wie Kleinkinder sich verhalten in Gemeinschaft. Da wird zwar gestritten, wenn jemand etwas haben will, aber der Streit artet nie so stark aus, dass er nicht mehr sozusagen "beigelegt wird".

Leider ist es aber so, dass durch Umwelt und falsche Erziehung oder eben auch Negierungen in der elterlichen Gemeinschaft - wie heute oftmals der Fall - viel von den natürlichen Anlagen verloren geht.
Aber jeder Mensch - außer er ist krank - ist von Natur so angelegt, dass er überlebt. Aber er überlebt nur in der Gemeinschaft.

Doch, wenn du das was ich schrieb genau anwendest ist alles darin enthalten, was für ein friedliches Zusammenleben in einer Gemeinschaft notwendig ist.
Dazu brauchst du dann nichthergehen und alle anderen Texte von Kant anführen. Das ist überflüssig.
Und auch von mir nicht angedacht.

Scheinheiligkeit ist in den meisten großen Religionen vorhanden und die Lüge. Dogma ebenfalls. Das nicht hinterfragen dürfen.
Und genau das ist gegensätzlich zu der von der Natur angedachten "Frageliebe" des Menschen. Der Mensch als solcher hinterfragt gerne, will wissen wie etwas funktioniert. Wenn dem nicht so wäre, wären wir heute noch auf dem Stand von vor mehreren Millionen Jahren.

sartchi

Hallo Sartchi,

jetzt habe ich Dich verstanden und bin sehr erfreut darüber, denn:

1. Der Gemeinschaftssinn, das Überleben und der Schutz der Sippe, nenne ich Akzeptanz der Koexistenz. Das geht aus Maturanas und Varelas "Baum der Erkenntnis" hervor, die auf Darwin aufbauen. Das ist biologisch-philosophisch unbestritten. (mit dem Altruismus muss ich mich noch intensiver beschäftigen, bevor ich dazu eine Meinung abgeben kann...)
2. Die Pädagogik hat bereits in den 70er und 80er Jahren wichtige Erkenntnisse, auch für die breite Masse publiziert. Richtig - die Negierungen der Gesellschaft (Eltern, Schule, Uni, Mitmenschen) übertragen sich auf die Kinder und sind das eigentliche Problem.

3. Die Verwurzelung unseres Daseins beruht auf unsere Emotionalität, man will der Sache auf dem Grund gehen, warum ich ich, wieso fühle ich so, wie kann ich Einfluss darauf nehmen? Heute weiß man, es gibt so eine Art gefühlte Moralität, weit über der normalen Empathie (Mitfühlen durch die Spiegelneuronen). Das Problem, bei manchen Menschen ist diese Gehirnregion (Mandelkerne und Thalamus spielen dabei die wichtigste Rolle) nicht ausgebildet. Das geht aus den Studien der Schwerverbrecher hervor, Massenmörder und Massenvergewaltiger... Vorschläge, dass man bereist im frühpubertären Alter das Gehirn scannt und die zukünftigen Bösewichte prophylaktisch wegsperrt, halte ich persönlich für ethisch nicht vertretbar. Die Nazis haben noch außen den Kopf vermessen und böse Schlussfolgerungen gezogen.

4. Aus der Problematik aus 3 geht ganz klar hervor, Schulsport muss gestärkt werden. Ebenso müssen alle Kinder die Meditation erlernen, weil nur in der Bewegung und der Meditation neuronale Stammzellen das Gehirn regenerieren können, vom Aktivdenken mal abgesehen. Der Schulsport muss für alle Kinder Pflicht sein, am besten tägliche Leibesertüchtigungen und der Meditationsunterricht sollte auf gar keinen Fall von Religionslehrern durchgeführt werden. Die Bildung unsere Kinder ist sehr wichtig, doch trotz Kenntnisse und Erkenntnisse begehen viele Eltern die gleichen/selben Fehler, wie sie die selbst erfahren haben. Man wird mit zunehmenden Alter immer begriffsstutziger und mit jeder neuen Erfahrung, mit jedem neuen Erlebnis, wird die gefühlte Gewissheit immer absoluter, bis man Erwachsene nur noch wachrütteln kann, wenn all das bestehende mal loslassen. Meist ist das der Fall, wenn die Kulissen des Alltags fallen und man schwere Schicksalsschläge ertragen muss.

Lieben Gruß
Axl
 
Werbung:
AW: Moderne Religion?

@Aktivdenker (eben oben):

...
...
Man wird mit zunehmenden Alter immer begriffsstutziger und mit jeder neuen Erfahrung, ...

Ich denke mal, so pauschaul ....!?

... wollteste Du das sicher nicht sagen. - Nicht wahr, Aktivdenker?

Dir und Sarchi konnte ich eben wieder gut folgen.

In meinem "begriffsstutzigen" Gehirn ist die "emotionale Intelligenz"
fest verankert. - Ob und wie sie funktioniert???

:):):)
 
AW: Moderne Religion?

Hi Axl,

das mit "Begriffsstutzig" solltest du eher komplett streichen.
Denn das ist eine Pauschalierung und du könntest da eher davon ausgehen, dass durch mehr Lebensjahre auch mehr Erfahrungen - nicht immer aber zumeist - gesammelt werden.

Hier denke ich, dass du sowieso etwas verwechselst.

Das was wir heute als ein rasant zunehmendes Phänomen haben ist das "nicht Mitdenken der Masse", was ich damit meine habe ich schon vergangenes Jahr bzgl. des Dalai-Lama-threads ausgeführt.
Viele Menschen übernehmen einfach die ihnen vorgekauten Meinungen aus Massenmedien und hinterfragen nicht. Hier kommt die Bequemlichkeit des Menschen - die wir ja eigentlich alle irgendwie inne haben, sonst könnten wir nicht für unsere Bequemlichkeit so viele Erzeugnisse inzwischen haben !! - voll sichtbar zur Geltung.

Aber auf der anderen Seite gibt es wiederum genügend Menschen, die sehr wohl hinterfragen und nochmals hinterfragen.

Ältere Menschen - und dazu zähle ich mich auch - übersehen viele Dinge wesentlich klarer, dies deshalb, z.B. in der Politik, weil wir eben halt schon viele Strömungen miterlebt haben und uns daher auch eine oftmals objektivere Meinung bilden konnten.
Aber bitte auch hier: keine Pauschalierungen. Es gibt eben solche und solche.
Die einen beten alles den Massenmedien nach und hinterfragen nicht mal die einfachsten Dinge, die eigentlich sowieso offensichtlich sind. Die anderen wiederum sind eher auf der Linie des Objektiben und überblicken aufgrund der Lebensjahre Vieles.

Und dann gibt es auch noch diejenigen, die ihr Leben lang hinterfragen. Und wissen wollen. Und weil sie wissen wollen gehen sie auch nochmals auf die Uni. Sie sind neugierig. Auch die werden mehr und mehr - in den älteren Menschengruppen.

Also bitte - nicht zuviele Pauschalierungen.
Besonders dann, wenn es bei ausgewachsenen Menschen schon zu mehr und mehr Individualitäten gekommen ist.

sartchi
 
AW: Moderne Religion?

Der direkte Bezug von wissenschaftlichen Erkenntnissen auf gesellschaftliche

Herausforderungen gefällt mir sehr gut. So ist es interessant und hilfreich für die

eigene Horizonterweiterung.

Schwieriger wird es, das allgemein wachsende Bedürfnis nach gelebter Spiritu-

alität einzugliedern. Sehr wichtig scheint mir der Hinweis, meditative Übungen

losgelöst vom Religionsunterricht in den Schulen zu fordern und fördern.
 
AW: Moderne Religion?

Hallo Reinhard,
Hallo Sartchi,

ihr habt mich zum Teil schon richtig verstanden. Das Phänomen der Begriffsstutzigkeit erlebe ich jeden Tag aufs Neue. Nicht nur bei anderen, sondern auch bei mir. Ich bin zwar noch jung (33 J.) aber wenn ich mich mit pfiffigen Kinder unterhalte und diese mir mit ihren Kinderaugen die Welt erklären, dann fühle ich mich alt und ich kann dann meine eigene Begriffsstutzigkeit nicht leugnen.

Die bekanntesten Beispiele für Begriffsstutzigkeit sind die Phantasie- und Märchengeschichten, wie z.B. Alice im Wunderland, Mary Poppins, Der kleine Prinz.

Warum verstehen die Kinder mehr von der Geschichte, als wir Erwachsene?

Kinder sind, wenn sie denn eine antiautoritäre und auf Liebe und Zuwendung aufbauende Erziehung genossen haben, so herrlich frei und unbefangen. Nicht umsonst heißt es doch, dass Kinder und Narren die Wahrheit sagen, die uns Erwachsenen viel zu häufig, durch Prägung der Gesellschaft und schlechten Erlebnissen und Erfahrungen, verschlossen bleibt. Besondern auffällig ist, dass mit höherem Bildungsgrad, die Begriffsstutzigkeit überproportional zunimmt. Wie viele hoch gebildete Doktoren und Professoren kenne ich, die in ihren Fachgebiet wirklich Experten und absolute Spezialisten sind, jedoch vom Leben und von Ganzen weniger wissen, als der durchschnittliche Grundschüler. Da mag jetzt vielleicht überspitzt sein, jedoch ist es meine Erfahrung, meine Meinung aus meinen Erlebnissen.

Mir persönlich ist aufgefallen, dass ich selbst manchmal die einfachen Dinge nicht mehr sehe, ich die einfachen Zusammenhänge nicht überblicken kann, bin ich zu kompliziert, bin ich nicht einfach genug, um die Dinge, die direkt vor meiner Nase sich platzieren zu übergehen?

Ich denke mit dem Begriff der Begriffsstutzigkeit habe ich niemanden geschadet, auch mir nicht, denn er soll WACHRÜTTELN und auffordern auch mal die Kinder das Wort zu reichen und Kinder aussprechen zu lassen, sie müssen uns mitteilen, was sie denken, was sie fühlen, was sie wissen und glauben. Ich kann diese Falschheiten nicht mehr hören, wenn z.B. gesagt wird, dass sich jetzt Erwachsene unterhalten und Kinder den Mund zu halten haben, dann ist das der Grund für mich, solche Gespräche zu beenden. Oft gucken die Eltern sehr verdutzt und können die Kritik nicht verstehen, wegen der Begriffsstutzigkeit eben.

Lieben Gruß
Axl
 
AW: Moderne Religion?

Antiautoritäre Erziehung (zB. laissez-faire Stil) kann auch viele Risiken mitsich bringen, die Kinder mögen vielleicht "frei" und "unbefangen" sein doch dies bringt ihnen alles wenig wenn sie sich nicht in die Gesellschaft eingliedern können. Natürlich ist es erstrebenswert wenn sich Kinder positiv von dem Ortonormalen abheben, doch ich finde um sich davon abzuheben muss man erstmal Ortonormal sein.

Deine erklärung des Phänomens der "Begriffsstutzigkeit" kann ich teilweise auch selbst feststellen. Ich glaube das man auch durch Ausüben und/oder Beschäftigung mit Kunst und Musik diesem teilweise entgegenwirken könnte.
Ich konnte auch schon feststellen (teilweise auch an mir selbst) das die Wissenschaft dazu verlockt die Welt nurnoch auf wissenschaftlicher Ebene zu betrachten und nicht mehr aus musischer/emotionaler Ebene, dadurch verliert man meiner Meinung nach teilweise den Zugang zu vielen Dingen.
 
AW: Moderne Religion?

Die Idee von absoluter Symbiose von Mensch und Natur hört sich erstmal ziemlich plausibel an, ich schaue mir bei Gelegenheit mal deine Seite an.
Allerdings müsste die entsprechende Religion weitaus weniger anthropozentrisch sein als es die älteren sind, was evtl. teilweise auch zur Ablehnung führt.

Von absoluter Symbiose möchte ich überhaupt nicht reden, das läuft wieder auf eine dogmatische Verengung hinaus. Symbiose ist relativ, es gibt vom Parasitismus aus einen nahtlosen Übergang und man findet sich irgendwo auf dieser Skala. Z.B. füttern wir das Vieh und stellen es in einen warmen und trockenen Stall, aber irgendwann kommt es doch zum Schlachthof.

Wenn wir die Kühe melken und Käse anstelle von Fleisch essen, sind wir schon ein Stück näher an der Symbiose. Wenn sich nur jeder ein kleines Stück weg von Ausbeutung und hin zu mehr Kooperation bewegt, ist schon viel gewonnen. Hierauf würde ich gerne eine Ethik (keine Religion) gegründet sehen, die den Weg zu wachsendem gegenseitigen Nutzen eröffnet. Das ist gar nicht so weit weg von Kants Imperativ. Doch der Weg zum Symbioseverständnis wäre nicht ideologische Indoktrination, sondern die eigene Naturerfahrung jedes freien Individuums.

Grüße vom Barfussdoktor
 
AW: Moderne Religion?

Auf daß das Glas euch zerspringe:

Zwischen Kuh und Mensch gibt es keine Symbiose, der Mensch nährt sich von der Kuh, egal ob er ihr Fleisch frißt, ihre Milch trinkt oder selbige zu Butter und Käse verarbeitet; meist verlangt er ihr mehr ab, als sie leisten will, und sie leistet es dennoch: dumme Kuh, bis zu 50 Liter am Tag!

Und für Homogenisierungs- und Erhitzungsverfahren, die Mensch benützt, daß ihm die Milch nicht mehr sauer werde, kann auch eine zertifizierte Hochleistungskuh wirklich nichts.

http://www.youtube.com/watch?v=9U5_otLOwUw

Darf ich bei Gelegenheit ein paar Rezeptvorschläge für Rindfleisch 'reinreichen? Nur so für die fleischfressende Minderheit. (Es bedarf aber gesonderter Nachfrage.) - Die meisten sinnvollen Zubereitungsarten für hochwertiges Fleisch nehmen mehr Zeit in Anspruch, als der normale Berufstätige für eine Mahlzeit aufwenden kann. Das ist schon tragisch: da arbeiten die besten Demeter-Bauern daran, höchste Qualität zu bieten, und kaum jemand weiß das zu nützen...
 
Zuletzt bearbeitet:
Werbung:
AW: Moderne Religion?

Manchmal frage ich mich ja, ob hier alle auf dem selben Planeten leben, aber den Sprung von den Kühen zu Kant finde ich richtig sexy.

@ Thorsten: als ich wäre an den Rindfleisch-Rezepten interessiert ...
 
Zurück
Oben