ich nehme an, daß der Flüchtling auf die bisherige Staatsbürgerschaft verzichtet. Die Vorteile einer Staatsbürgerschaft sind in Bezug auf alle anderen Rechte -- bei uns --eher als gering einzuschätzen.
Ist dem so? Vor einiger Zeit habe ich mich einmal mit (meinem) Nachbarland Österreich befasst. Ich erfuhr: Wer als Ausländer legal in Österreich lebt, arbeitet (d.h. dem Sozialstaat nicht zur Last fällt) und sich auch sonst nichts zu Schulden kommen lässt, der kann nach nur fünf Jahren die österreichische Staatsbürgerschaft beantragen und annehmen.
Ehrlich gesagt weiß ich wenig darüber, wie das in Deutschland gehandhabt wird; dennoch fand ich das ganz enorm. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das hier so einfach geht, zumindest muss man aber so einen albernen "Politik-Gesellschafts-Test" bestehen ... an dem ganz bestimmt auch so mancher Deutsche scheitern dürften (und ich kenne gleich ein paar Leute, die da durchfallen würden).
Die Vorteile einer EU-Staatsbürgerschaft sollte man nicht unterschätzen. Denn wenn du die erst einmal hast, dann kannst du in der gesamten EU leben und arbeiten. Selbst für europäische Nicht-EU-Ländern (Schweiz, Norwegen) dürfte der Zugang für EU-Bürger deutlich erleichtert sein, im Vergleich zum Nicht-EU-Ländern, wenn man einmal von anderen westlichen Staaten (USA, Kanada, Australien o.ä.) absieht.
Außerdem kann man als EU-Bürger in viele, wenn nicht die meisten Länder visafrei reisen - was umgekehrt keineswegs so einfach möglich ist.
Mal ein Beispiel:
Möchte ein Europäer ein Land wie Marokko bereisen, dann tut er das einfach. Er benötigt dafür (als Invidualtourist, sonst reicht auch der Perso) einen Reisepass. Der ist gebührenpflichtig, aber die Gebühren halten sich im Rahmen.
Möchte ein Marokkaner Europa bereisen, dann benötigt er dafür ein Visum. Das Visum wird unter zwei Bedingungen erteilt:
1. Er ist Geschäftsmann und macht eine Geschäftsreise, dann muss er ein gewisses Privatvermögen vorweisen (als Garantie für seinen Lebensunterhalt in Europa).
2. Er ist Tourist, dann benötigt er eine Einladung von hier legal lebenden Europäern, die für seinen Lebensunterhalt garantieren.
Aber als Marokkaner einfach mal Europa bereisen? No Way!
Einen gültigen Reispepass seines Landes, den braucht er natürlich auch. Wenn er sich diesen denn überhaupt leisten kann. Weiß nicht, was da für das Land Marokko das gültige Salär ist, aber Reisepässe können in Entwicklungsländern (oder auch deren Verlängerung in hiesigen Botschaften und Konsulaten) schon einmal ein kleines Vermögen kosten - selbst für hiesige Verhältnisse.
Vor einigen Jahren hatte ich eine Farbkopie-Shop (um es einfach auszudrücken), und mit der Zeit hatten wir ein wachsendes Klientel von Kunden aus Entwicklungs- und Schwellenländern, die liessen sich ihre Pässe kopieren und als eine Art "ID-Card" laminieren. Wir hatten kein großes Interesse an diesen Jobs, denn wir lebten von wesentlich größeren Aufträgen ... aber wenn du einen Laden hast, dann musst du das eben auch machen.
Der Hintergrund: Als Ausländer, insbesondere als Afrikaner, da wirst du halt von der Polizei öfter mal kontrolliert, und dann brauchst du deinen Pass. Nur: Verlierst du den, dann kostet dich ein neuer Pass schon mal 800-1.200€ (!). Manche Konsulate armer Länder finanzieren sich tatsächlich auch durch teure Pässe.
Anfangs kopierten wir die Pässe nur, später entwicklten wir eine Art "Premium-Variante". Wir scannten die Pässe ein und montierten ein "Kopie des Originals, angefertigt durch ... Firma, München" ein. Die Kunden machten damit gute Erfahrungen: Wurden sie kontrolliert, dann zeigten sie die Kopie her und sagten den Polizisten: Hey, mein Pass, der liegt daheim. Und wenn Sie darauf bestehen, nun, dann müssen wir halt zu mir nach Haus fahren.
Wenn nichts Größeres vorliegt und der Inhalt der Kopie plausibel ist ... nun, dann akzeptieren die Polizisten dies i.d.R. auch.