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Lieblingsgedichtssammlung

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AW: Lieblingsgedichtssammlung

Ich bringe viele meiner Lieder
Mit lautem Sing und Sang zur Welt;
Mein Kämmerlein hallt klingend wieder,
Wenn mir ein Verslein wohlgefällt
Dann schaut die Sonne durch die Scheiben
Verwundert meinem Jubel zu
Und manchmal stört mein tolles Treiben
Den Nachbar aus der Mittagsruh!

- Gottfried Keller
http://de.wikipedia.org/wiki/Gottfried_Keller
 
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:blume1:
All meine Lieder

All meine Lieder will ich
Zum flammenden Herde tragen,
Da soll um sie die rote
Verzehrende Flamme schlagen,
Sie sind ja welke Blüten,
Die keine Früchte tragen -
Was sollen welke Blüten
In frischen Sommertagen.

Theodor Storm
 
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"Die Welt ist nichts,
Gott ist nichts.
Ich bin auch nichts.
Das macht aber nichts."


Max STIRNER (Berlin, 1840)

:blume2:
 
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:blume1:
Im Walde :blume1:

Hier an der Bergeshalde
Verstummet ganz der Wind;
Die Zweige hängen nieder,
Darunter sitzt das Kind.

Sie sitzt in Thymiane,
Sie sitzt in lauter Duft;
Die blauen Fliegen summen
Und blitzen durch die Luft.

Es steht der Wald so schweigend,
Sie schaut so klug darein;
Um ihre braunen Locken
Hinfließt der Sonnenschein.

Der Kuckuck lacht von ferne,
Es geht mir durch den Sinn:
Sie hat die goldnen Augen
Der Waldeskönigin.

Joseph von Eichendorf
:blume1:
 
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HÖHE DES SOMMERS

Das Blau der Ferne klärt sich schon
Vergeistigt und gelichtet
Zu jenem süßen Zauberton,
Den nur September dichtet.

Der reife Sommer über Nacht
Will sich zum Feste färben,
Da alles in Vollendung lacht
Und willig ist zu sterben.

Entreiß dich, Seele, nun der Zeit,
Entreiß dich deinen Sorgen
Und mache dich zum Flug bereit
In den ersehnten Morgen.

Aus: Hermann Hesse - Die Gedichte
Zweiter Band - Suhrkamp Taschenbuch 381

 
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Auf der Wiese, auf der oberen Wiese
Auf der oberen Wiese steht eine Blume :blume1: in Blüte :blume1:.
Wohlauf, mein Knabe!
Eine Blume :blume1: von sehr schöner Gestalt steht dort in Blüte :blume1:, mein Freund.
Pflücke die Blume :blume1:, mein Knabe!
Pflücke die wohlgestaltete Blume:blume1:!
Wenn du sie :blume1: mit deiner Hand pflückst, wird sie :blume1: welken.
Pflücke sie :blume1: mit deiner Seele und bewahre sie :blume1: in deinem Herzen!

Indisches Volkslied
 
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:geist:

Ich, das feurige Leben der Gottwesenheit, flamme dahin
über die Schönheit der Felder. Ich leuchte in den Wassern.
Ich brenne in der Sonne, im Mond und in den Sternen.
Und mit dem wehenden Wind erwecke ich das Leben gewaltig ...

Hildegard von Bingen

:blume1: :) :blume1:
 
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Das Spiel ist aus

Mein lieber Bruder, wann bauen wir uns ein Floß
und fahren den Himmel hinunter?
Mein lieber Bruder; bald ist die Fracht zu groß
und wir gehen unter

Mein lieber Bruder; wir zeichnen aufs Papier,
viele Länder und Schienen.
Gib acht, vor den schwarzen Linien hier
fliegst du hoch mit den Minen.

Mein lieber Bruder, dann will ich an den Pfahl
gebunden sein und schreien.
Doch du reitest schon aus dem Totental
und wir fliehen zu zweien.

Wach im Zigeunerlager und wach im Wüstenzelt,
es rinnt uns der Sand aus den Haaren,
dein und mein Alter und das Alter der Welt
mißt man nicht mit den Jahren.

Laß dich von listigen Raben, von klebriger Spinnenhand
und der Feder im Strauch nicht betrügen,
iß und trink auch nicht im Schlaraffenland,
es schäumt Schein in den Pfannen und Krügen.

Nur wer an der goldenen Brücke für die Karfunkelfee
das Wort noch weiß, hat gewonnen.
Ich muß dir Sagen, es ist mit dem letzten Schnee
im Garten zerronnen.

Von vielen, vielen Steinen sind unsre Füße so wund.
Einer heilt. Mit dem wollen wir springen,
bis der Kinderkönig, mit dem Schlüssel zu seinem Reich im
Mund,
uns holt, und wir werden Singen:

Es ist eine schöne Zeit, wenn der Dattelkern keimt!
Jeder, der fällt, hat Flügel.
Roter Fingerhut ist's, der den Armen das Leichentuch
säumt,
und dein Herzblatt sinkt auf mein Siegel.

Wir müssen schlafen gehn, Liebster, das Spiel ist aus.
Auf Zehenspitzen. Die weißen Hemden bauschen.
Vater und Mutter sagen, es geistert im Haus,
wenn wir den Atem tauschen.

(Ingeborg Bachmann)
 
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