Ja, es ist das demokratische Recht des Volkes, Seifenblasen absondernde Politiker zu wählen, wenn es das will.
Ist es auch sein Recht, sich kritisch zum Parteien- und Wahlsystem zu äußern? Ich denke, ja.
Das demokratische Recht, ja. Das heißt aber noch nicht, dass die Kritik auch inhaltlich gerechtfertigt wäre.
Die Möglichkeit, einen von Parteien vorselektierten Kandidaten zu wählen, dessen persönliche Interessen und Abhängigkeit fortan regieren, der Masse aber verborgen bleiben, erachte ich allerdings nicht als hinreichendes Merkmal für eine Demokratie sondern als Methode, den Anschein einer Demokratie zu erwecken und deshalb mag ich das Wort Scheindemokratie.
Das nennt sich indirekt Demokratie. Aber, so wie bei anderen Wahlprozessen hast du auch praktisch nie die Möglichkeit, genau zu wissen was du wählst. Sei es im Gasthaus, im Supermarkt, bei der Job- oder Partnerwahl. Immer musst du bis zu einem gewissen Grad die "Katze im Sack" wählen. Wenn dir das nicht passt, bringe doch einen Alternativvorschlag. Wie viele % des Wahlvolkes würden sich denn gerne mit 183 einzelnen, persönlichen Bewerbern für den österreichischen Nationalrat befassen ? 183 Lebensläufe, lesen, mit 183 Personen gar persönliche Gespräche führen, etc....
Bin gespannt, welche Verbesserung du vorschlagen kannst.
Ob jemend "weise" ist oder "vernünftig", das ist leider nichts weiter als eine subjektive Wertung. Das freie, demokratische Volk hat selbstverständlich das Recht, so zu sein und so zu entscheiden, wie es möchte. "Vernunft" und "Unvernunft" würden sich ausmitteln, wenn tatsächlich jeder das seine beitragen dürfte. Genau das ist aber leider nicht der Fall, denn es bleibt ja nur die minderwertige Auswahl zwischen Nase1 und Nase 2 und egal, wer auch immer "zum Bundeskanzler gewählt wird", die Stimme des Volkes zu den Sachthemen bleibt ungehört.
Nein. Jedem freien Bürger steht es frei, selbst Nase3 zu sein oder einen freien Bürger als Nase3 vorzuschlagen. Und wenn sich zwischen Nase1 und Nase8500000 keine für dich passende Nase findet ist das kein Mangel der Demokratie, sondern einer der Bevölkerung.
Mit der Unterscheidung der Begriffe Vernunft und Demokratie habe ich kein Problem: Ersteres ist eine subjektive Wertung, letzteres ist die Idee einer Staatsform, in der "die Macht" gleichmäßig verteilt ist und zur Abwechslung mal nicht in der Hand eines mafiösen Oligopols liegt und die noch nie realisiert wurde.
Ziel der Demokratie ist es nicht, die Macht gleichmäßig zu verteilen, sondern jedem die gleiche Chance zu geben, die Macht zu ergreifen. Also vielmehr eine Chancengleichheit als eine Erfolgsgleichheit. Und, das von dir als "mafiöses Oligopol" bezeichnete Gebilde kommt nicht nur dadurch zu Stande, dass es die Macht will und sie dem Volke entreißt. Nein, der Großteil des Volkes will, dass sich jemand "um die Politik kümmert", sodass er selbst Zeit und Muße hat, sich um seinen Alltag zu kümmern. In einer funktionierenden Demokratie hat das Volk die Möglichkeit, das sich an der Macht befindliche "Oligopol" zu entmachten. Wenn es das nicht tut ist es kein Mangel an Demokratie, sondern eben der Entscheid des Volkes.