Unter Überkompensation werden in der Individualpsychologie Verhaltensmuster bezeichnet, die darauf abzielen, unbewusste Minderwertigkeitsgefühle durch übertriebenes Macht- oder Geltungsstreben und Selbstinszenierung zu kompensieren.
Die Ursachen liegen in einer kindlichen Fehlentwicklung. Kleinkinder erleben sich selbst als unbeholfen und abhängig von ihren Eltern. In einer von Erwachsenen dominierten Welt fühlen sie sich daher minderwertig. In einer normalen Entwicklung strebt das Kind danach, diese Minderwertigkeitsgefühle durch die Ausbildung eigener Fähigkeiten auszugleichen. Es stellt sich dann ein Gleichgewicht zwischen Ichbetonung und Gemeinschaftsintegration ein.
Erziehungsfehler wie übertriebene Behütung, Vernachlässigung und überzogene Erwartungshaltungen können jedoch zu einem gestörten Eltern-Kind-Verhältnis und daraus resultierend zu einem mangelhaften Gemeinschaftsgefühl führen. Dieses mangelnde Gemeinschaftsgefühl wiederum führt zu einer Überbetonung des Ichs und damit zur Überkompensation der Minderwertigkeitsgefühle durch Machtstreben.