AW: Kraftwirkungen beschleunigter Gewichte
Nun, eine Woche später, nochmals
Hallo Belair57
Habe in einem anderen Winkel des DF-Komplexes eine Frage von Dir gefunden, eine kleine Animation war auch dabei. Weil ich dort drüben bereits meinen Absschiedsgruß hinterlassen hatte und da auch nichts weiter mehr zu finden hoffe, habe ich die Frage von Dir hier rüber genommen:
"Meinst du mit einem inversen Pendel das hier: ... " Dann folgt das bewegte Bild mit dem Pendelchen. - Erst hatte ich Dich im Verdacht, daß Du mich auf den Arm nehmen möchtest. Soll das stimmen, daß Du bislang keinen ungefähren Begriff von inversen Pendeln hast und mir mit soch einem Baumelding einen Scherz spendierst? - Dann aber mußte ich vermuten, daß es Dir tatsächlich noch unklar ist, wovon ich reden möchte. Also antworte ich.
Denke erst das normale Hängependel, am einfachsten eine Kinderschaukel. Die haben gewöhnlich an zwei Punkten eine Aufhängung. Die Zugkraft wird oben über die Streben an die Stützstreben weiter geleitet und geht als Druck an Mutter Erde. - Nun verkehrt rum gedacht, ist oben ein kompaktes Gewicht (also in`s Technische übertragen ein möglichst komprimierter Körper, bei mir Blei), das über stabile, leichte Streben seinen Gewichtsdruck über Druckfedern abwechselnd an zwei Punkten an die Erde weiter gibt, immer schön abwechselnd zwei sehr schmale Winkel zum Teil nutzend, die beim Hin- und Herschaukeln jeweils frei werden.
Dort habe ich wieder etwas verkehrt herum gemacht, um das nutzen zu können.Wie beim Wagenheber lange Hebelwege einen starken Druck auf sehr kleinem Weg nach oben ermöglichen, so geht bei mir der starke Wechseldruck von oben auf einen sehr kleinen Weg im freiwerden Winkel (es ist in den Zahnkränzen immer nur ein Zahn weiter), der aber mit mehrfachen Übersetzungen dann nutzbar wird. - Das geht nun bereits über Deine Frage hinaus. Wenn ich dazu sage, daß dieses Zweibei-Inverspendel die simpelste Ausführung der Möglichkeiten ist und es da erst los geht, dann ist es sicher besser, wir machen Schritt für Schritt weiter, soweit Du ein echtes Interesse daran hast.
Also zum Inverspendel noch anderes: ein Besen verkehrt rum mit/auf einem Finger balancieren, das gehört schon dazu. Auf jeden Fall die Einräder, die Du bestimmt kennst. Da gibt es inzwischen Elektromodelle, der Schwerpunkt oben ist immer instabil (und bei mir wird die Instabilität maximiert), erst die dynamische Bewegung ähnlich wie beim Fahrrad im Vorwärtslaufen bringt die Stabilität. - Nun kommen elektronische Raffinessen hinzu, da wird in Millisekunden gerechnet und gegengesteuert und die Dinger fallen praktisch nicht mehr um. Das sind aber alles Einbein-Inverse, die sind impotent, da kriegst Du nie ein Krümelchen Gewinn raus.
Nun zu dem Bildchen von Dir noch. Da gibt es besseres zu Messungen an Inverspendeln, das Schleudern nach unten ist nur ablenkend. Es gibt Versuchsanordnungen, da wird das Inverspendelchen horizontal auf Schienen verschoben und jedes Fallen muß mit Fuzzyreglern verhindert werden, das hat man auch schon prima im Griff. Es ist zB. nützlich für die Laufroboter (die dann wieder nützlich werden können als Kampfmaschinen, wie es so geht). Es gibt inzwischen laufende Automaten, die kannst Du kaum mehr umschubsen, für solcherlei Erfindungen braucht man diese horizontal verschieblichen Inverspendel.
Ach ja, es gibt noch was Alltägliches zum Inverspendel, ob Du es glaubst oder nicht. Jeder normal aufrecht gehende Bipede (und die Dinos schon!) wechselt ständig zwischen sog. Spiel- und Standbein. Hier muß man aber aufpassen. In der Kunst sind die Begriffe auch für stockstumm stehende Figuren gebräuchlich, obwohl da die Dynamik des Laufens total fehlt. Beim normalen Vorwärtsgehen aber ist in dem Augenblick, wo das Körpergewicht kurz aufsetzt (und höchst raffiniert entwickelt über den Fuß hin abrollend), das "Standbein" ein inverses Pendel, immer schön re/li
Nun hoffe ich, Deine Frage halbwegs beantwortet zu haben. Derlei Dinge sind oder wären zuvor zu klären, bevor meine Verkehrtheiten und Inversbasteleien verstanden werden können. Aber alles ist einfach.
Jetzt Schluß, andere sind auch mal dran, ich bin kein Prediger.
Freundliche Grüße zur Nacht (machst sie eben morgen früh auf...)
v. Zumzum