Fortuna schrieb:
Nur - der reine Kapitalismus, den wir jetzt überall haben, hat auch nur so lange Wohlstand für alle (Industriestaaten) vorgekaukelt, wie sich Arbeit und Arbeitnehmer die Waage hielten.
Die reine Ausbeutung wurde verschleiert.
Jetzt wird sie mit fröhlicher Selbstverständlichkeit praktiziert.
Gewinnoptimierung heißt das Zauberwort, es ist keine Rede von sozialem Bewusstsein.
Man kann schon frühkapitalistische Verhältnisse voraussehen, so, wie sich die Dinge entwickeln...
Fortuna
Diesen Worten von Fortuna schließe ich mich vollinhaltlich an. Nur, Fortuna, wir haben sie schon, diese von Dir an die Wand gemalten " frühkapitalistischen" Zustände - der Neoliberalismus schreitet fröhlich vorwärts !
Ich wollte mich - als deklarierte Linke - aus dieser , wie ich das sehe/ sah, rein parteiischen Diskussion raushalten -,
aber ( meine berühmten Abers ), warum sollte ich nicht auch einen moderneren als den auf Marx beruhenden linken Standpunkt " hier zum besten geben?"
Ich las vor kurzen über Foucauld, der ja der bedeutendste postmarxistische linke Denker ist.
Er ist der Guru der Linken, die sich schleichend von der Kritik der politischen Ökonomie verabschiedet hat und die gleichzeitig als emphatische Antiglobalisierungsbewegung gegen den Neoliberalismus ihre Renaissance feiert. Jener Linken, die ihren Ort in der modernen Massenkultur, in den scheinbaren Nischen der Kulturindustrie, in der Popgesellschaft meint entdeckt zu haben. Diese Linksbewegung von der Produktionssphäre in die Reproduktionssphäre der bürgerlichen Gesellschaft fand in Foucaults Schriften ihren theoretischen Überbau.
Ich kann das so mit Foucault sehen. Er hat die Utopie der Freiheit und Emanzipation, den Kommunismus, verworfen. Nicht die herrschaftsfreie Gesellschaft ist Foucaults humanistisches Fernziel, vielmehr heißt sein explizit antihumanistisches Nahziel: die Macht als produktiv zu erkennen und zu nutzen. Foucaults Kritik fordert die Aufdeckung der Macht, nicht die Aufhebung der Machtverhältnisse.
Mir schein allerdings, dass er damit in gewisser Weise schon Kommunist im Marxschen Sinne geblieben ist. Denn auch des jungen Marx`s Forderung war ja eine total aufklärerische: Wenn Marx sagt, dass Religion Opium für das Volk ist, ruft Foucault ebenfalls aufklärerisch zum Gebrauch des Verstandes auf, um Machtstrukturen zu durchblicken.
Wenn man so will, ist vom Kommunismus die Idee der aufs Humane gerichteten Vernunft geblieben.
Dadurch macht er allerdings auch den Kern der Lehre von Marx Gedanken, den des Hauptwiderspruches fragwürdig. Foucault hat seinen Machtbegriff in seinen Vorlesungen über »Die Anomalen« 1975 erläutert: »Mir scheint es ein zugleich methodologischer und historischer Irrtum zu sein, anzunehmen, dass die Macht wesentlich ein negativer Unterdrückungsmechanismus sei und dass sie wesentlich die Funktion habe, die Produktionsverhältnisse zu schützen, zu bewahren und zu reproduzieren. Mir scheint der Gedanke irreführend zu sein, dass die Macht etwas sei, was sich im Hinblick auf das Kräftespiel irgendwo im Überbau abspielt „
Literatur:
http://www.kulturkritik.net/Kultur/Foucault/index.htm
Konkret auf die Frage, ob man Macht von oben - und das im Zeitalter multinationaler Konzerne von oben nach unten delegieren könne, halte ich persönlich und nach Einbindung der obigen Überlegungen für unmöglich Macht ist nichts Verwerfliches - aber sie muss durchschaubar sein. Und daran krankt es heutzutage.
Marianne