AW: Keine falsche Scham!
Muzmuz schrieb:
also um es kurz zu machen: was willst du eigentlich ?
Ich dachte, ich hätte mich dazu bereits völlig unzweideutig geäußert.
Muzmuz schrieb:
es geht hier um das angebot, auf wunsch das hymen zu rekonstruieren und nicht um muslime, nicht um clans, nicht um vergewaltigung
Danke, daß Du mir sagst, worum es in einem von mir eröffneten thread geht. Deinen Hinweis kann ich auch "Diskursbeschneidung" nennen.
Im Ernst: welche aufgeklärte, junge Mitteleuropäerin käme denn auf die Idee,
3000€ für die Wiederherstellung ihres Jungfernhäutchens auszugeben?
Das Angebot
kann sich ja überhaupt nur an Moslems richten. Das Mädchen muß schließlich wenigstens mit dem Anschein des Unberührtseins dem Manne zugeführt werden, der für sie bestimmt wurde.
Und nochmal:
in keinem Falle ist dann die Motivation und Verantwortung für eine Hymenrekonstruktion ausschließlich bei der Betroffenen allein zu suchen, und sie bräuchte meiner Meinung nach von der deutschen Mehrheitsgesellschaft
ganz andere Hilfe, als sie in so einer Klinik finden kann. (Bezahlen kann sie allein das sowieso nicht, sollen also die Krankenkassen übernehmen?)
Du meinst, ein geschäftstüchtiger Arzt würde solche "Kundin" abweisen, wenn er um die Gründe für den Eingriff erfährt? Auch wenn ihr beigebracht wurde, wenigstens so zu tun, als wenn sie selber das
wollte? Gar keine Zweifel angebracht?
Meine Frage bezüglich dieser Kliniken war von Anfang an, ob und in welchem Umfang die dort angebotenen Leistungen auch für Muslime interessant sein könnten, und zwar unter dem Aspekt der Beschneidung - wer kann denn garantieren, daß nicht irgendein "vorurteilsfreier" Chirurg dort
unter Ausschluß der Öffentlichkeit auch Klitorisbeschneidungen durchführen würde? Auch einem fundamentalistisch-orthodoxen muslimischen Chirurg stünde es ja offen, solch eine Klinik zu eröffnen, und dort sonstwas zu machen. Freilich: auf dessen Website würde nichts davon stehen, daß er illegale Handlungen durchzuführen bereit wäre.
Übrigens gab es bereits am 21.1.1997 eine Große Anfrage im Deutschen Bundestag, in der auch gefragt wurde, ob es der Bundesregierung bekannt sei, ob durch deutsche Kliniken sog. Klitorisbeschneidungen vorgenommen werden und was man anläßlich dieses Problems zu tun gedenkt:
http://dip.bundestag.de/btd/13/067/1306799.asc (siehe Punkt 92 und 93). Das Thema beschäftigt also nicht nur mich allein.
Und wie ist nun der Stand der Dinge in D? Schwierig, Zahlen und Fakten zu bekommen.
Seit Jahren erhalten verschiedene Organisationen immer wieder Hinweise auf Fälle von Genitalverstümmelung. Bisher [2003] ist es in Deutschland noch zu keinem Strafverfahren gekommen. Doch gibt es hierzulande Ärzte, die den Eingriff an Mädchen vornehmen. Im März ` 99 bekannten mehrere Ärzte in Berlin vor versteckter Kamera, dass sie Mädchen "operieren".
http://www.rsb4.de/adi2003/avanti0103/genitalverstuemmelung.htm
So. DAS ist es ERSTENS, was mich an diesem Thema beschäftigt.
Und was mich ZWEITENS beschäftigt, sind
a) die Strategien des Relativierens,
b) das Isolieren und Verabsolutieren von Einzelheiten
c) die Leugnung kultureller Gesamtzusammenhänge,
wie Du, liebe Muzmuz, sie hier geradezu beispielhaft durchführst.
Und, DRITTENS, in letzter Konsequenz die (unbewußte?)
Aufweichung und Preisgabe aufgeklärter Werte, die damit einhergeht.
Das ganze Thema ist hochpolitisch - ja, wir sehen es hier wieder:
der weibliche Körper ist politisch!
Und Du wirst mich - in politischen Dingen stets vehement bereit, Partei zu ergreifen - kaum dazu bringen können, im Zuge eines "Weiterdenkens" Verständnis für kulturell motivierte Barbarei aufzubringen.
Muzmuz schrieb:
was willst du eigentlich ? ärzten verbieten, solche operationen durch zu führen ?
Der Gedanke hat was. Ja, warum eigentlich nicht.
ALICE!