• Willkommen im denk-Forum für Politik, Philosophie und Kunst!
    Hier findest Du alles zum aktuellen Politikgeschehen, Diskussionen über philosophische Fragen und Kunst
    Registriere Dich kostenlos, dann kannst du eigene Themen verfassen und siehst wesentlich weniger Werbung

Keine falsche Scham!

AW: Keine falsche Scham!

muzmuz schrieb:
ich denke, bei dir fehlt die unterscheidung zwischen operation und verstümmelung
ich finde es unpassend, die muslimische beschneidung von weiblichen babies mit kosmetischen bzw medizinischen eingriffen im genitalbereich von erwachsenen mit deren einwilligung bzw auf deren verlangen zu vergleichen
Btw werden diese Verstümmelungen nicht stets an Babies durchgeführt (macht aber keinen Unterschied.)

Über die "bloß" kosmetischen Korrekturen habe ich mich bisher ja gar nicht ausgelassen; da stimme ich Dir zu, das muß eine jede für sich selber wissen.

Meine bescheidene Frage war lediglich die, inwiefern sich das Angebot solcher Kliniken nicht gerade auch - verklausuliert, aber explizit - an Menschen aus muslimischen oder sonstwie geprägten Kulturkreisen richtet und damit eine Praxis Einzug hält, die wir in unseren Landen nun nicht dulden müssen.

muzmuz schrieb:
worin siehst du die "finsterste unterdrückung" aus deinem letzten posting ? von wem werden die kunden jener ärzte unterdrückt ?
Das könnte Dir z.B. eine "Kundin" berichten, deren Jungfernhäutchen wiederhergestellt wurde.

Grüße, Thorsten
 
Werbung:
AW: Keine falsche Scham!

nun, in der werbung lese ich keine spezielle botschaft in richtung muslimisch geprägte kulturkreise
es ist die aufgabe des behandelnden arztes fest zu stellen, ob der kunde die operation selbst will oder nicht, und auch wie sinnvoll diese ist
das zu tun ist voraussetzung zur ausübung des arztberufes und nicht sache der werbung

was könnte mir eine "kundin", deren jungfernhäutchen wieder hergestellt wurde, berichten ?

lg,
Muzmuz
 
AW: Keine falsche Scham!

Hi Muzmuz, nein, ein direkter Bezug findet selbstverständlich nicht statt. Und der in muslimisch geprägten Kulturkreisen hauptsächlich angewandte Eingriff - die Beschneidung bzw. Entfernung der Klitoris - ist im offiziellen Angebot der Website auch nicht enthalten.

In den Infos kann man immerhin lesen:
Das Jungernhäutchen verschließt den Scheideneingang meist in hinteren Anteil teilweise oder gegebenenfalls auch vollkommen. Es kann auch von Geburt an fehlen.

Beim ersten Geschlechtsverkehr wird die Haut zu Seite geschoben und reißt in der Regel ein. Hierbei kann es zu einer Blutung kommen. Die Entjungferung wird in vielen Kulturen als besonderes Ereignis angesehen.

Eine Diskussion über deren Wert sollte tolerant geführt werden, unter Anerkennung unterschiedlicher kultureller Sichtweisen. Auch ein Wiederaufbau, der möglich ist, sollte eine individuelle Entscheidung bleiben.

Und, was könnte Dir die Betroffene berichten? Wer auf diesem kleinen Stückchen Haut besteht und warum. Und daß die Schuld an der Defloration und dem damit einhergehenden Verlust der Familienehre ihr gegeben wird und nicht demjenigen, der da zugestochen hat.

Grüße, Thorsten
 
AW: Keine falsche Scham!

Thorsten, ich sehe keinerlei Zusammenhang zwischen den angebotenen kosmetischen Operationen und den Beschneidungen der muslimischen Mädchen und Frauen.
Über den Sinn oder Unnsinn kosmetischer Chirurgie im allgemeinen, kann man lange diskutieren. Ich pers. halte sie generell für unnötig, wenn sie nur der Eitelkeit dienen.
Kosmetische Chirurgie an von Unfallnarben entstellten Menschen stehen auf einem anderen Blatt.

Wünschenswert wäre es allerdings, wenn diese Klinik einen humanitären Beitrag für die Frauen leisteten, die aufgrund einer frauenverachtenden Religion Opfer solcher Beschneidungspraktiken wurden.

Rhona
 
AW: Keine falsche Scham!

auch wenn ihr freund/mann/verlobter/vater/bruder/cousin auf der jungfernhaut besteht, so hat er hier keine möglichkeit die frau zu zwingen bzw der versuch sie zu zwingen (z.b. durch anwendung oder androhung von gewalt) hätte strafrechtliche konsequenzen
wenn ihr die familienehre die operation wert ist, dann soll sie es tun
wenn nicht, wird sie es bleiben lassen
es ist ihre entscheidung, für die sie selbst die verantwortung trägt
wer "schuld" ist an der vorangegangenen defloration steht bei der frage, ob die operation durchgeführt werden soll, nicht zur diskussion; lediglich ob sie sie wünscht und ob der eingriff medizinisch vertretbar ist
werden menschen, die sich zwecks coolness an den verrücktesten stellen piercen, tätowieren oder branden lassen, von ihrer clique unterdrückt bzw gezwungen ? tragen auch sie keine selbstverantwortung ?

wenn also die frau dem arzt sagt, sie wolle die rekonstruktion des hymens, dann ist sie selbst dafür verantwortlich
ihr diese (selbst)verantwortung abzuschreiben wäre erst recht eine diskriminierung

lg,
Muzmuz
 
AW: Keine falsche Scham!

muzmuz schrieb:
auch wenn ihr freund/mann/verlobter/vater/bruder/cousin auf der jungfernhaut besteht, so hat er hier keine möglichkeit die frau zu zwingen bzw der versuch sie zu zwingen (z.b. durch anwendung oder androhung von gewalt) hätte strafrechtliche konsequenzen
Wenn es denn angezeigt würde. Dies unterbleibt meist aus berechtigter Furcht vor den dann möglicherweise eintretenden, oft lebensbedrohlichen familiären Folgen.

muzmuz schrieb:
wenn also die frau dem arzt sagt, sie wolle die rekonstruktion des hymens, dann ist sie selbst dafür verantwortlich
ihr diese (selbst)verantwortung abzuschreiben wäre erst recht eine diskriminierung
Schön und prinzipiell vielleicht richtig, aber so läßt man die Betroffene auch wieder allein.

Grüße, Thorsten
 
AW: Keine falsche Scham!

wenn also die frau dem arzt sagt, sie wolle die rekonstruktion des hymens, dann ist sie selbst dafür verantwortlich
ihr diese (selbst)verantwortung abzuschreiben wäre erst recht eine diskriminierung

In Einzelfällen wird so eine Rekonstruktion des Hymens einem jungen Mädchen vielleicht das Leben retten (bildlich gesprochen und/oder tatsächlich).
 
AW: Keine falsche Scham!

tja, man kann nur die möglichkeit schaffen und die möglichkeit der anzeige besteht
wenn ein opfer entschließt, keine anzeige zu erstatten (aus bequemlichkeit, angst, scham), dann ist es selbst dafür verantwortlich
falls das opfer gezwungen oder behindert wird (z.b. "wenn du es anzeigst, bringe ich dich um" oder das opfer einsperren, damit es nicht zur polizei gehen kann), liegt eine erneute straftat vor
das hat nun aber mit der werbung für die operationen schon gar nichts mehr zu tun

welche betroffene lässt man allein ?
wenn eine frau eine rekonstruktion ihres hymen wünscht, dann sieht sie das fehlen des hymens als körperlichen mangel an ungeachtet dessen, wie es dazu kam
lässt man jene frau nicht eher dann im stich, wenn man ihr die möglichkeit zur behebung des empfundenen mangels nimmt ?

lg,
Muzmuz
 
AW: Keine falsche Scham!

In Einzelfällen wird so eine Rekonstruktion des Hymens einem jungen Mädchen vielleicht das Leben retten (bildlich gesprochen und/oder tatsächlich).

was verstehst du unter "jungem mädchen" (soll heißen, welche altersgruppe) ?
und auf welche region beziehst du deine aussage ?

lg,
Muzmuz
 
Werbung:
AW: Keine falsche Scham!

Das kommt dann dabei raus: die Frau wird auf ihr Jungfernhäutchen reduziert und alle weiteren kulturellen Zwangsverhältnisse außer acht gelassen.

Freundinnen, wofür kämpfen denn eigentlich muslimische (und ex-muslimische) Frauenrechtlerinnen wie Ayaan Hirsi Ali, Necla Kelek, Seyran Ates oder Mina Ahadi die ganze Zeit? Wir sollten ihnen nicht noch aus multikultureller Toleranz in den Rücken fallen - und schon gar nicht durch den Verzicht auf die Analyse komplexer Unterdrückungsverhältnisse im Zeichen einer ausschließlichen individuellen Selbstverantwortlichkeit, die es so in konservativ-orthodoxen Gesellschaftsteilen gar nicht gibt.

Schon krass, daß ausgerechnet ich hier auch noch den Feministen geben muß, sorry.
 
Zurück
Oben