Nun, der "Osterfriede", der diesmal keiner war, ist vorbei. Vom Papst kamen keine eindeutigen Worte zu den Missbrauchsfällen außerhalb Irlands. Ohne weltliche Gerichtsbarkeit wären die zahllosen Opfer in Irland wohl in der Anonymität verschwunden. Nicht jedes Opfer sexueller Übergriffe durch röm.-kath. Würdenträger wird in der Lage sein, auf jenseitige Gerechtigkeit zu hoffen bzw. zu warten. Das Ausüben von Druck auf die röm-kath. Kirche, auch in Form von spöttischer Kritik, sollte also durchaus im Interesse der Opfer sein, die verständlicherweise auf Gerechtigkeit und Schadenersatz noch zu ihren Lebzeiten pochen.
Das tut mir Leid für Dich Harald, dass Du keinen Frieden erlebt hast . Es liegt aber vermutlich daran, dass Du vom Papst etwas erwartest, was er nicht bringen kann und Dir aufgetragen ist, selber diesen offensichtlichen Mangel auszugleichen. Der Papst ist gefangen in dem Glauben, der bösen Welt etwas entgegen setzen zu müssen und der fixen Idee, dass er das Gute hüten muss, sonst ist er verdammt. So wie Du hier schreibst bist Du allerdings in dem gleichen Glauben gefangen.Da wird eine Lösung des Konfliktes unmöglich und zeugt nur von dem mangelndem Glauben, dass im Reich Gottes mehr Freude ist über einen Sünder der Buße tut als über 99 Gerechte, die der Buße nicht bedürfen.
Hast Du mal ein Opfer gefragt, ob es in seinem Interesse ist seine Peiniger zu verhöhnen oder was ihm sonst gut tun würde seine Wunden zu heilen?
Ich bin fest davon überzeugt, dass Du über die Antwort staunen würdest. Soweit ich von Dir weiß schiebst Du die Opfer lieber an sogenannte Fachkräfte ab, die ebenso hilflos sind dieser seelisch grausamen Welt wenigstens soviel Empathie abzugewinnen, dass die Opfer wieder Hoffnung und Mut schöpfen trotz der Verletzungen ein Leben in Würde führen zu können.
Historisch betrachtet, hat sich die röm.-kath. Kirche immer nur dann in Richtung Humanismus bewegt, wenn der Druck von außen - in Form von Kritik oder Polemik - unhaltbar wurde. So gesehen hat die "Stellungnahme" von "moebius" durchaus ihre Berechtigung.
Was für eine hirnrissige Verallgemeinerung. Historisch betrachtet hat es immer eine Hierarchie gegeben, die sich gerne etabliert und für alle Ewigkeiten fest mauert und immer wieder auch Leute die von innen heraus eine Wandlung vorangetrieben haben. Mehr hat Jesus zu seiner Zeit auch nicht gewollt und gepredigt. Die Zeichen der Zeit zu erkennen und zu nutzen.
Jeder Mensch, der in erster Linie an die Opfer und erst in zweiter Linie an die röm.-kath. Kirche denkt, würde es vermutlich besser machen als der Papst .....
Das ist ein frommer Irrtum. Denn ehemalige Opfer probieren erst einmal ihre neu erworbene Macht aus. Solange ihre Einsicht fehlt, wie sehr sie selber in ein ungutes und lebensfeindliches Konzept gesperrt wurden und sie damit auch nicht konfrontiert werden, was sie gerade tun, kann keine Wandlung entstehen. Solange aber auch die Angst vor Strafe für eine schändliche Tat besteht bleibt auch die Verleugnung der Tat bestehen. Dies bezeugt und besiegelt auch ein in jeder Messe vorgetragenes Gebet:
Herr Jesus Christus schaue nicht auf unsere Sünden,
sondern auf den Glauben Deiner Kirche und schenke ihr nach Deinem Willen Einheit und Frieden.
Dies wird unmittelbar nach dem Vater unser und zwar meist von dem Priester gebetet in dem es heißt:
Vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Ich habe mir seit einiger Zeit angewöhnt, nach jeder Messe die im Radio übertragen wird, den Priester anzurufen und zu fragen, was er da eigentlich betet? Wie ich jemanden vergeben kann, wenn ich nicht hinschaue? Ob wir nicht seit Jesus Christus von unseren Sünden erlöst worden sind?
Ich frage mich allerdings oft, welche Antworten mir lieber sind? Die die mir sagen: "Sie haben Recht," oder die die kneifen und sich winden und heraus reden?"
Es ist mir allerdings mittlerweile egal. Es handelt sich ja meist um Männer und denen fällt es meist einfach schwer zu ihrer eigenen Wahrheit zu stehen und bei einer Feststellung erst einmal zu bleiben und die nötige Betroffenheit herzustellen, wie sehr wir uns selber in die eigene Tasche lügen. Es bedarf eines langsamen und stetigen Prozesses sich zur eigenen Wahrheit durch zu ringen und sich selber vor der üblichen Stammtischmentalität, der Verzweiflung : "Ist das nicht schrecklich" oder der Verurteilung seht: "Was für ein Schweinehund!" zu befreien.
Das einzige Mittel was ich kenne ist die Liebe zu sich selbst und zu seinem Nächsten, die aus diesen beiden Fallgruben befreit.
Eine Haltung, die ich in Bezug auf mich bei Dir schwer vermisst habe. Die aber lediglich nur durch das persönliche Angebot innerhalb einer Beziehung korrigiert und geheilt werden kann.
rg